Microsoft-CEO: KI eine "enorme Chance" für deutsche Wirtschaft

Wenn wir mit dem Einsatz von KI warten, bis der Regulierungsrahmen steht, könnte es zu spät sein, mahnte Satya Nadella bei einem Besuch in Berlin.

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Satya Nadella spricht in Microsofts Berliner Niederlassung über die Chancen von KI.

Satya Nadella spricht in Microsofts Berliner Niederlassung über die Chancen von KI.

(Bild: heise online/vbr)

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Microsoft-CEO Satya Nadella sieht in Künstlicher Intelligenz (KI) großes Potenzial, gerade auch für die deutsche Wirtschaft. "Die Deutschen werden wahrscheinlich die größten Nutznießer dieser KI-Generation sein", sagte Nadella bei einem Besuch in Microsofts Berliner Niederlassung am Donnerstag. "Das ist eine enorme Chance für Deutschland, führend bei digitalen Produkten zu werden."

Nadella verwies auf die Chancen von KI für verschiedene Branchen und Einsatzszenarien, sei es in der Software-Entwicklung, in digitalisierten Produkten oder im Kundendienst. Auch Branchen wie etwa die Autoindustrie, die schon viel mit Software arbeiten, könnten mit KI ihre Effizienz steigern. Nadella rechnet damit, dass sich KI sehr schnell als wichtiges Werkzeug in vielen Wirtschaftsbereichen etablieren wird.

Zugleich mahnte der Microsoft-Chef, den Einsatz von KI nicht mit Überregulierung abzuwürgen. "Für Innovationen benötigen Unternehmen eine gewisse Verlässlichkeit der regulativen Rahmenbedingungen", sagte Nadella. Zu viel Regulierung könne der Entwicklung auch im Weg stehen.

"Ich wünsche mir, dass deutsche Unternehmen KI annehmen und dafür werben", betonte Nadella. "Wenn sie damit warten, bis der Regulierungsrahmen steht, werden sie zu spät dran sein. Deutschland ist ein sehr großer Markt, aber auch nicht die Welt."

Für viele Branchen gebe es bereits bestehende Regulierungsrahmen, die auch für KI angewendet werden können, meinte der Microsoft-Chef. "Ich glaube, das ist ein guter Ansatz." Dazu komme Selbstregulierung und Transparenz. "Es gibt viel, was wir zur Selbstregulierung unternehmen können." Microsoft setze unter anderem auf Transparenz, offene Modelle und externe Sicherheitsanalysen.

Bei der Gestaltung von KI-Werkzeugen und deren Einsatz sei der menschliche Faktor wichtig, betonte Nadella. "Menschlicher Einfallsreichtum und menschliches Urteilsvermögen sind sehr wichtig sowohl beim Erstellen der Eingaben als auch für die Interpretation der Ausgaben."

Die Einführung von KI ist für Nadella ein Meilenstein der Technikgeschichte wie zuletzt das Smartphone oder die Einführung des PC. "Die Welt vor der PC-Ära war eine andere", sagte der Microsoft-Chef. "Wir hatten keine Textverarbeitung, keine Tabellenkalkulation. Wir hatten Faxgeräte." Ohne den PC und die Cloud wäre KI aber heute nicht möglich, ergänzte Nadella.

Am Dienstag hatte Wolfgang Dierker, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI plädiert. KI sei eine Schlüsseltechnologie und könne "durchweg positiv" wirken, allerdings müsste auch dem Missbrauch vorgebeugt werden. Neue Techniken wie einst auch die Druckerpresse seien ambivalent und könnten immer als "Werkzeug und Waffe zugleich" gebraucht werden.

Mit seinen Investitionen in den Partner OpenAI und dessen KI-Assistenten ChatGPT gehört Microsoft zu den treibenden Kräften der KI-Entwicklung. Das Unternehmen integriert KI-Anwendungen in zahlreiche seiner Produkte von Windows über Office bis in die Cloud.

Unterdessen weisen Experten darauf hin, dass die rasante Entwicklung bei KI auch deren Ressourcenhunger vorantreibt. Die von KI-Chips und -Anwendungen abgefragte Rechenleistung benötigt viel Energie. Eine Lösung könnten kleine Atomreaktoren sein. Offenbar beschäftigt sich auch Microsoft bereits mit dieser Möglichkeit.

Am Mittwochabend war Nadella in Berlin mit dem Axel Springer Award geehrt worden. Der Verlag würdigt mit dem Award den Lebensweg Nadellas, der auf eine lange Karriere bei Microsoft zurückblicken kann, das er nun seit fast zehn Jahren als CEO führt und dem er direkt nach seinem Amtsantritt einen Kulturwandel verordnet hatte.

Gewürdigt wurde Nadella unter anderem von Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) und Axel-Springer-CEO Matthias Döpfner. Eine Laudatio des Abends hielt dem Anlass entsprechend eine KI, die einen bunten Strauß Stilblüten überbrachte: Nadella als der "Zauberer hinter dem digitalen Vorhang", ein "Codier-Magier an der Spitze von Microsoft" und gar der "ultimative Boss im Binärsystem".

(vbr)