Mit Lufthansa: BER startet Zugang mit biometrischer Gesichtserkennung

Um auf einer Vorzugsspur zur Sicherheitskontrolle am BER zu gelangen, können Lufthansa-Vielflieger ihr Gesicht scannen lassen. Die Daten sollen geschützt sein.

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Junge Frau hält ein Smartphone in den Händen, um sie herum werden Datenfluss und Vernetzungen grafisch visualisiert.

(Bild: Trismegist san/Shutterstock.com)

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Der Flughafen Berlin-Brandenburg will mit "BER Traveller" schrittweise einen digitalen Dienst zur biometrischen Zugangskontrolle mit automatisierter Gesichtserkennung einführen. Auf die Bordkarte verzichten können zunächst aber nur bestimmte Vielflieger der Lufthansa-Gruppe, zu der neben der Mutterfluglinie auch die Swiss, Austrian und Brussels Airlines sowie Eurowings gehören: Inhaber des Senator- und des "Honorary"-Status (Hon Circle) sind nach der biometrischen Prüfung prinzipiell berechtigt, auf einer Vorzugsspur ohne großes Anstellen zur Sicherheitskontrolle zu kommen.

Voraussetzung für die Teilnahme an dem Programm ist eine einmalige Anmeldung und Registrierung der persönlichen biometrischen Daten in einer speziellen App des niederländischen Anbieters FastID, der die Lösung bereitstellt. Die "Miles & More"- oder die allgemeine Lufthansa-App reichen am BER nicht aus. Die Beteiligten betonen in einer gemeinsamen Mitteilung, dass die sensiblen Informationen und Merkmale nur "dezentral in der App der Fluggäste gespeichert" werden. Deren Nutzung sei "vollkommen freiwillig". Einladungen verschickten die beteiligten Airlines per E-Mail.

Vor jeder Reise könnten sich Berechtigte, die sich in der App registriert haben, neu entscheiden, "ob sie den Service für den nächsten Flug nutzen möchten", erklärten BER, Lufthansa und FastID weiter. Nur dann erfolge eine verschlüsselte Übermittlung der Flugdaten und biometrischen Erkennungsmerkmale sowie der später am Flughafen der Lösungsanbieter die Informationen auf seinen Servern. Sie verblieben dann "ausschließlich in der App des Passagiers". So hätten die Fluggäste ständig "die volle Kontrolle" über ihre Informationen und könnten diese jederzeit vollständig löschen.

Die Verifizierung an den Prozesspunkten – also zunächst am Eingang der Prioritätsspur – erfolgt durch die Aufnahme von Gesichtsbildern mithilfe fest installierter Kameras und einem Abgleich dieser Fotos mit den biometrischen Passagierdaten aus der App durch FastID. Das Unternehmen, das unter anderem das Penta-Hotel in Prag sowie eine Fitnesskette und einen Tierpark in den Niederlanden als Referenzkunden anführt, versichert auf seiner Webseite: "Auch wir haben keinen Zugriff auf Ihre Daten." Man verkaufe keine personenbezogenen Informationen und sammle keine Cookies. FastID gewährleiste, "dass Ihre digitale ID und Ihre persönlichen Daten sicher sind und unter Ihrer Kontrolle stehen". Es gehe nur um einen schnellen Zugang mit Biometrie.

In einem nächsten Schritt sollen am BER auch die Nutzung der Selbstbedienungsautomaten, das Boarding am Gate und der Zutritt zur Lufthansa-Lounge per Gesichtserkennung möglich sein, heißt es bei den Partnern. Einen Zeitplan dazu nannten sie nicht. Dem Vernehmen nach sollen Erweiterungen in den nächsten Monaten erfolgen. "Wir verbessern das Reiseerlebnis unserer Fluggäste nachhaltig durch biometrische, berührungslose Angebote", gab Heike Birlenbach, Leiterin des Bereichs Kundenerfahrung bei Lufthansa, als Parole aus. So würden "vereinfachte und effizientere Abläufe an den Flughäfen" ermöglicht.

Der Flugreisekonzern antwortete am Mittwochnachmittag nicht auf eine Anfrage zu näheren technischen Details und nach einer Liste mit bereits eingesetzten Biometrielösungen an anderen Flughäfen. Bekannt ist, dass sich zuvor registrierte Lufthansa-Passagiere in München und Frankfurt beim Boarding und der Sicherheitskontrolle quasi mit einem Blick identifizieren lassen können. Voraussetzung dafür ist ein gültiger Reisepass und die Lufthansa App. Auch hier sollen die Daten nur bis maximal zwei Stunden nach Abflug gespeichert werden. In München setzt das Luftfahrtunternehmen nach eigenen Angaben auf die Gesichtserkennungstechnologie I:Delight des japanischen NEC-Konzerns.

BER Traveller und andere von Lufthansa genutzte Biometrielösungen sind nicht mit dem hoheitlichen System EasyPass zur Grenzkontrolle verknüpft. Dieses nutzt die Bundespolizei derzeit an acht Großstadtflughäfen inklusive dem BER mit 255 Kontrollspuren in Form von E-Gates. Tests mit biometrischen Zugangskontrollsystemen laufen seit rund 20 Jahren in Deutschland. Forscher konstatierten schon 2005: Deren zunehmender Einsatz werde "im Alltag zu einer Gewöhnung und Übung der Nutzer führen", die den bereits damals ausgemachten Effekt einer "verbesserten Erkennungsleistung noch verstärken werden".

(mack)