Mit Reparierbarkeitsindex: EU-Energielabel für Smartphones und Tablets kommt

Die EU-Staaten und die Kommission haben sich darauf geeinigt, auch für Mobilgeräte ein Energieeffizienzlabel mit Hinweisen auf Reparierbarkeit einzuführen.

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(Bild: PK Studio/Shutterstock.com)

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EU-Gremien wollen das vielbeschworene Recht auf Reparatur weiter stärken. Die EU-Kommission hat in Kooperation mit den Mitgliedsstaaten beschlossen, ein Energieeffizienzlabel auch für Smartphones und Tablets verbindlich zu machen. Dieses werde zudem erstmals einen Reparierbarkeitsindex anzeigen, erklärten das Bundesumweltministerium und das Ressort für Wirtschaft und Klimaschutz am Samstag.

Hersteller der kleinen Mobilgeräte wie Apple und Samsung müssen demnach künftig auf einer Skala von A bis E zusammen mit der Energieeffizienz auch angeben, wie gut ihre Mobiltelefone und in der Hand haltbaren Kleincomputer repariert werden können. Das neue Energielabel soll EU-weit von 2025 an auf entsprechenden Geräten zu finden sein.

Die Zusatzbewertungen werden dann laut den beiden Ministerien über ein Werkzeug-Icon angezeigt. Einfließen sollen unter anderem die Anzahl der erforderlichen Schritte zum Auseinanderbauen, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und die Dauer gelieferter Software-Updates. Die Pläne der Kommission sahen auch eine Robustheitsskala vor. Sie könnte verraten, wie viele Stürze aus einem Meter Höhe das Gerät im Labor ohne Defekt überlebt: "A" steht für mehr als 300, "E" für weniger als 50.

Vorbild ist ein einschlägiger Index, den Frankreich schon eingeführt hat. Darin wird allerdings auch der Preis für Ersatzteile berücksichtigt, was auf EU-Ebene bislang keine Rolle spielte. Der "Runde Tisch Reparatur" forderte daher gerade umfassende Korrekturen an den EU-Plänen für einschlägige Bewertungskriterien. Auch die Verbraucherschutzministerkonferenz warb im Juni für ein "aussagekräftiges" Anzeigeinstrument mit Preisinformationen.

Der nun vereinbarte Reparierbarkeitsindex sei "ein echter Kompass für den Einkaufskorb", lobte dagegen Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen die erzielte Übereinkunft. "Verbraucher haben es künftig leichter, solche Smartphones und Tablets auszuwählen, die wirklich reparierbar und damit langlebiger sind. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt, und ist auch gut für den Geldbeutel." Die Entscheidung stelle so eine "wichtige Weichenstellung für einen Massenmarkt" dar, "wo bislang noch das Einweg-Prinzip dominiert". Künftig solle Reparieren statt Wegwerfen "das neue Normal" werden.

Die nun mit erfassten mobilen technischen Begleiter seien für die meisten Menschen "aus dem Leben nicht mehr wegzudenken", ergänzte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Umso wichtiger ist eine verlässliche Hilfe bei ihrer Kaufentscheidung, die wir jetzt für die Zukunft geben können." Zudem erhielten Herstellern von Smartphones und Tablets einen Anreiz, "ihre Produkte innovativ und nachhaltig zu designen". Das trage dazu bei, Ressourcen weltweit effizienter einzusetzen.

Bereits Mitte November einigten sich die EU-Länder und die Kommission auf neue Ökodesign-Anforderungen an Smartphones, Tablets, Handys allgemein und schnurlose Telefone. Die Hersteller müssen demnach Reparaturinformationen und bestimmte Ersatzteile wie Displays und Akkus für sieben Jahre zur Verfügung stellen.

Die Kommission gab im März den Anstoß dafür, im Rahmen eines Pakets für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft die geplante Ökodesign-Verordnung auf neue Produkte im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien auszudehnen und zunächst ein Energielabel für Computer zu entwickeln. Im Oktober kündigte sie an, ein solches Kennzeichen auch für Blockchains und darauf basierende Kryptowährungen wie Bitcoin einführen zu wollen.

Die Bundesregierung setzt sich nach eigenen Angaben auf EU-Ebene seit Längerem dafür ein, dass "ambitionierte Anforderungen an die Reparierbarkeit auch für weitere Elektrogeräte" wie Smartphones gelten. Idealerweise sollte dafür ein europaweites Label geschaffen werden.

Die Exekutive hat sich ferner vorgenommen, unabhängige Reparatur-Initiativen zu stärken. Einrichtungen wie Repair-Cafés und Werkstätten sollten "unproblematisch an Ersatzteile der Hersteller herankommen". Den bereits seit Monaten geplanten Beschluss eines Aktionsprogramms "Reparieren statt Wegwerfen", bei dem das Umweltministerium federführend ist, hat das Bundeskabinett indes wiederholt verschoben.

(bme)