Möbel und Autos - kein Geschäft im Web

Bei allem Hype um das Internet und E-Commerce zeigen die Surfer bei gewissen Produkten recht konservative Verhaltensweisen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Manche Analysten stellen zwar die Überlebensfähigkeit vieler Online-Shops generell in Frage – die jüngsten Pleitiers der Internet-Ökonomie sind aber nicht gerade beweiskräftige Beispiele für diese Ansicht. Eher demonstrieren sie, dass das Internet nicht für alle Produkte das richtige Verkaufsmedium ist; und nicht jeder, der auf den Zug der New Economy aufspringen will, hat die Bedingungen verstanden, die im Netz anzutreffen sind.

Schon am Dienstag letzter Woche musste Living.com, ein mit Investitionen von Amazon gegründeter Online-Shop für Möbel, seinen Bankrott nach Chapter 7 erklären; 175 Mitarbeitern wurden gekündigt. Nach Chapter 7 im amerikanischen Konkursrecht kann die Firma ihre Geschäfte unter Gerichtsaufsicht erst einmal weiterführen, in der Regel ist dies aber der letzte Schritt vor der Liquidation eines Unternehmens. Die Firma erklärte, sie sei zu dem Schritt gezwungen gewesen, da sie nicht mehr genug Kapital erhalten habe. Weitere Investitionen wären aber notwendig gewesen, um irgendwann Gewinne erzielen zu können. Offensichtlich aber erwarteten die Kapitalgeber für das Online-Möbelgeschäft keine allzu rosigen Zukunft und drehten den Geldhahn zu.

Auch für das Verkaufen von Autos über das Internet scheinen die hoch gesteckten Erwartungen enttäuscht zu werden: Der US-Händler carOrder.com schloss gestern seine Website und nimmt keine Online-Bestellungen für Autos mehr entgegen. In diesem Fall verloren 100 Angestellte, zwei Drittel der Gesamtbelegschaft, ihren Arbeitsplatz. carOder will sich jetzt ganz auf das klassische Geschäft konzentrieren: Nämlich normale Autohändler übernehmen und weiterführen. Die Erfahrung des letzten Jahres habe gezeigt, dass die Online-Vermittlung von Autos keine Aussicht auf profitable Geschäfte böte, erklärte eine Sprecherin der Firma. carOrder hatte dabei nicht einmal direkt an Kunden verkauft, sondern die Bestellungen an normale Händler weitervermittelt.

Dass auch Online-Shops nicht nur auf den Wellen des E-Commerce reiten, sondern auch von ihnen weggespült werden, war zu erwarten. Bei allem Hype um das Internet und E-Commerce zeigen die Surfer darüber hinaus aber bei gewissen Produkten doch recht konservative Verhaltensweisen. Autos und Möbel sind nun einmal keine Güter wie Bücher, CDs oder etwa Reisetickets, die man zur Not auch kauft, ohne sie zuvor in Händen gehalten oder ausprobiert zu haben: Nicht alles, was angeboten wird, lässt sich im Internet verkaufen. (jk)