Napster-User kommen auf Umwegen zum Ziel
Trotz Filtersoftware tauschen die Napster-Nutzer weiter. Ganze Musik-Alben gehen an den Filtern vorbei.
Bei einzelnen Musikstücken greifen die Filtermechanismen inzwischen. Immer mehr Suchanfragen an die Napster-Server werden mit "no matching files found" beantwortet – die Festplatte bleibt leer. Doch findige Napster-User haben einen neuen Weg entdeckt, die Filter zu umgehen: Immer häufiger finden sich unter den "Song-Angeboten" ganze Alben, die an den Filtern vorbei getauscht werden können.
50 komplette Alben namhafter Künstler fand der Marktforscher Webnoize laut US-amerikanischen Agenturberichten bei einer Stichprobe im Napster-Netz. Tatsächlich lassen sich über den Suchbegriff "entire album" zahlreiche Komplett-CDs herunterladen. Gegenüber dem Zustand vor der Einführung der Filtersoftware ist Napster in seiner Funktionalität jedoch nach wie vor stark eingeschränkt.
"Napster versucht nach Kräften, alle gemeldeten Songfiles aus dem Tauschdienst auszuschließen", sagte ein Sprecher der Tauschbörse, "Wenn man sich das Volumen der über Napster getauschten Stücke ansieht, wird deutlich, dass es seit der richterlichen Anordnung dramatisch gesunken ist. Wir bemühen uns sehr um die Einhaltung der richterlichen Auflage." Seit März seien demnach 96.820 Künstler und 78.284 Titel gesperrt worden. Darüber hinaus versuche man Nutzer, die absichtlich die Filterung umgehen wollen, vom Dienst auszuschließen.
Die Bemühungen um effektive Filterung sind inzwischen äußerst erfolgreich: Allein im April ist die Auslastung der Tauschbörse nach Angaben von Webnoize um 36 Prozent gesunken. Auch ein Vertreter der Plattenindustrie, Matthew Oppenheim von der Recording Industry Association of America (RIAA ), zeigte sich leicht beruhigt angesichts der momentanen Entwicklung: "Die Urheberrechtsverletzungen haben nicht mehr das Ausmaß eines sintflutartigen Wolkenbruchs – aber es regnet immer noch." (sha)
