Neuer Anlauf für Polizei-Informationssystem Inpol-Neu

Die bisherigen Pläne für das polizeiliche Informationssystem Inpol-Neu dürfen als gescheitert betrachtet werden.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Die bisherigen Pläne für das polizeiliche Informationssystem Inpol-Neu dürfen als gescheitert betrachtet werden. Nach dem vernichtenden Gutachten des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG wurden Ende 2001 noch einige Performance-Tests durchgeführt. "Fehleinschätzungen hinsichtlich Zeitbedarf und Machbarkeit" war nach Ansicht von Harald Lemke, IT-Direktor des Bundeskriminalamts, die Hauptursache für das Scheitern des 60-Millionen-Euro Projekts. Gegenüber der Zeitschrift Deutsche Polizei sagte Lemke, dass die Komplexität des Projektes unterschätzt wurde.

Lemke betonte zudem auf dem 7. Microsoft-Polizeikongress in Wiesbaden, dass bei dem Versuch, ein einheitliches System für die Polizei zu schaffen, ein Vorankommen im föderativen Dschungel ohne Blessuren kaum möglich sei. Gegenüber Deutsche Polizei sprach sich Lemke vorsichtig für eine Führungsrolle des BKA in EDV-Fragen aus: Dazu gebe es keine Alternative, aber es nütze dem BKA nichts, "eine technologische Hochburg zu besitzen, die zu keinem Land mehr kompatibel ist". Vielmehr gehe es darum mit allen Inpol-Teilnehmern einen "hohen Standard" zu erreichen.

Zwar hat sich die Projektstrategie für Inpol-Neu nach neueren Beschlüssen der Innenministerkonferenz geändert, doch nach wie vor wird daran festgehalten, neben einem neuen Inpol-System Vorgangsbearbeitungssysteme in den Ländern sowie eine neue Landesdatenhaltung zu schaffen. Lemke konzentriert sich nun auf verschiedene Teilprojekte. So soll zuerst die Technologie modernisiert werden. Damit ist der bisherige Zeitplan, Inpol-Neu bis Ende 2003 "vollständig umzusetzen", obsolet. Bis Ende 2003 soll jetzt lediglich die alte Hardware abgeschafft und eine neue eingeführt werden.

Die heutigen operativen Systeme wie Inpol sollen, so Lemke, auf "Internet-Technologie" portiert werden. Allein die gestiegene Benutzerfreundlichkeit habe in Hamburg und Hessen die Informationsversorgung "erheblich verbessert". Die Polizeibeamten nutzen das neue System vier Mal häufiger als zuvor die alten Großrechner-Systeme. Das neue Inpol-System soll Landes- und Bundesdaten enthalten und 80 Prozent des Bedarfs in der Personen- und Sachfahndung abdecken. Weiterhin sollen Fallgrunddaten wie Personen und Sachen miteinander verknüpft werden. Auch Beziehungsgeflechte soll das neue System darstellen können. Ein weiteres, so genanntes "Dispositives System" soll übergreifende Analysefunktionen für Spezialaufgaben anbieten.

Die Vorgangsbearbeitungssysteme müssen allerdings die Länder selbst schaffen. Entscheidend ist deshalb eine transparente Schnittstellengestaltung. Angelehnt an die Hessische Lösung will das Bundeskriminalamt den Ländern auch ein Inpol-Land-System zur Verfügung stellen. Als problematisch gilt, dass die Länder bislang sehr unterschiedlich große Anstrengungen zur Modernisierung ihrer EDV unternommen haben. Manche Investitionen, die auf der alten Inpol-Architektur aufsetzen, müssen jetzt abgeschrieben werden. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)