zurück zum Artikel

Neueröffnung: Apple Aperture 2 Kommentare

André Kramer

Nachdem sich die erste Aufregung um die Raw-Entwickler Aperture und Lightroom gelegt hatte, schien Adobe das Rennen für sich entschieden zu haben. Apple legt nun mit Aperture 2 wichtige Bildearbeitungsfunktionen nach.

Bild 1 [250 x 188 Pixel @ 51,1 KB]

Apple Aperture 2 wirkt durch die Dreiteilung des Info-Panels aufgeräumter als der Vorgänger

Fotografen schätzen die Farbtiefe und die Abwesenheit von Kompressionsartefakten verschiedener Rohdatenformate. Raw-Dateien aller namhaften Hersteller anzeigen kann mittlerweile jeder halbwegs brauchbare Fotobetrachter; sie zu importieren schafft jede bessere Bildbearbeitung. Aperture möchte mehr sein. Das Foto-Workflow- Programm bearbeitet Farb- und Helligkeitswerte nichtdestruktiv – die Originaldatei bleibt unangetastet. Außerdem verwaltet es die Fotosammlung mit Hilfe etablierter Metadatenstandards. Die Aufgaben Projektverwaltung, Metadaten und Anpassung gliedert Aperture 2 fein säuberlich in Karteireiter – die Vorversion wirkte hier noch reichlich verworren.

Das wichtigste Vehikel zur Bildverwaltung bleibt der IPTC-Standard mit Datenfeldern beispielsweise für Name und Anschrift des Fotografen sowie Metainformationen zur Identifikation des Bildmotivs. Die angezeigten Datenfelder lassen sich nach Belieben konfigurieren. Aperture übernimmt beim Import Metadaten für alle Bilder oder synchronisiert vorhandene Daten mit denen ausgewählter Fotos. Das alte Lokalisierungsproblem der Felder „State/Province“ und „Country“ – gerne missverständlich mit „Staat“ und „Land“ übersetzt – löst Aperture mäßig zufriedenstellend mit „Bundesstaat“ und „Ländername“.

Neueröffnung: Apple Aperture 2

Gerade bei großen Projekten fällt angenehm auf, dass man nun während des Imports die bereits erfassten Fotos bearbeiten kann. Das Ordnungskonzept funktioniert bei Aperture fast völlig losgelöst von der Ordnerstruktur. Jeder Dateiordner ist durch ein Projekt repräsentiert, in dem man zugeordnete Fotos wiederfindet. Innerhalb eines Projekts lassen sich verschiedene Ordnungsmittel verwenden. In einemOrdner oder Album legt man Arbeitskopien ab. Ein intelligentes Album führt dynamische Suchabfragen aus. Es verzeichnet beispielsweise alle Fotos mit einer Bewertung von mindestens vier Sternen. Beim Sichten tippt man zur Vergabe von Sternchen auf die Tasten 1 bis 5 und bekommt im intelligenten Album das Beste frei Haus geliefert. Auf dem Leuchttisch lassen sich Bilder per Drag & Drop ablegen, arrangieren, sichten und später exportieren.

Zur Begutachtung stellt Aperture Fotos einzeln oder mehrere nebeneinander dar. Per Tastenkürzel lassen sich jeweils ein, drei oder auch bis zu zwölf Fotos neben- und untereinander anzeigen. Bilder einer Serie fasst das Programm zu Stapeln zusammen. Auf Wunsch stapelt es automatisch Dateien, die im Abstand von bis zu einer Minute aufgenommen wurden. Die maximale Zeitdifferenz definiert man über einen Schieberegler. Der Viewer zeigt Fotos passend skaliert oder pixelgenau an. Als Kombination lässt sich in der fensterfüllenden Ansicht die Lupe einblenden, welche einen Bildbereich in Originalgröße einblendet.

Bild 4 [250 x 189 Pixel @ 49,2 KB]

Der Bereich „Anpassungen“ offenbart die Module Feinabstimmung, Weißabgleich, Belichtung, Erweitert, Tonwerte, Glanzlichter & Schatten sowie Farbe. Sie lassen sich nach Belieben per Checkbox scharf schalten oder unschädlich machen. Bei maximal zehn Undo-Schritten ist man darauf angewiesen.

Bei der Bearbeitung hat Aperture 2 von Adobes Konkurrenzprodukt gelernt. Der Regler zum Wiederherstellen von ausgefressenen Lichtern ist wohl einer der am häufigsten verwendeten in Lightroom – nun hat ihn auch Aperture. Die beiden Funktionen Sättigung und Lebendigkeit, eine alternative Funktion zur Sättigungskontrolle, lassen ebenfalls die Nähe zum Rivalen erkennen. Der Tonwertkorrekturdialog unterscheidet sich von dem des Konkurrenten. Er muss die Aufgabe der Gradationskurve mit erledigen, die Aperture leider nach wie vor vermissen lässt. Über die unten angebrachten Regler setzt man Schwarz-, Weiß- und Graupunkt. Auch einzelne Farbkanäle lassen sich so ähnlich wie in einem Kurvenwerkzeug bearbeiten.

Glanzlichter und Schatten lassen sich per Schieberegler einfach und effektiv korrigieren. Ein Highlight ist der neue Dialog zur selektiven Farbkorrektur. Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta und Gelb lassen sich hinsichtlich Farbton, Leuchtkraft und Sättigung verändern. Der Himmel bekommt so zügig ein kräftigeres Blau und die Gesichter im Porträt wirken mit wenigen Handgriffen frischer und lebendiger. Fotos lassen sich als JPEG-, 8- beziehungsweise 16-Bit-TIFFoder PSD-Dateien in benutzerdefinierter Größe, mit oder ohne Metadaten und ICC-Profil ausgeben. Nach wie vor schreibt Aperture Webseiten mit individuellem Titel. Seit Version 2 exportiert das Programm Galerien für den Dienst .mac, der allerdings in der kleinsten Version 99 Euro im Jahr kostet.

Bild 3 [250 x 144 Pixel @ 36,1 KB]

Bei der Aufgabe Sichten und Verwalten muss sich Aperture nicht hinter Lightroom verstecken. Im Gegenteil: Während die Steuerung über Tastenkürzel bei beiden gleich gut funktioniert, punktet Aperture mit Leuchttisch, intelligenten Alben und der großen Lupe. Version 2 wirkt durch die Dreiteilung des Info- Panels deutlich aufgeräumter als die Vorgängerin.

Auch bei der Bildbearbeitung hat Apple nachgebessert. Insbesondere der Regler Wiederherstellung und der Bereich Farbe dürften bei nahezu jeder Anpassung zum Einsatz kommen. Die Histogrammkorrektur bleibt gewöhnungsbedürftig, ein Gradationskurvenwerkzeug als Alternative auf dem Wunschzettel. Insgesamt präsentiert Apple ein zum Adobe-Programm konkurrenzfähiges Produkt. Durch die Preissenkung um 120 Euro ist es zudem vergleichsweise günstig.

Raw-Foto-Verwaltung und -Entwicklung
Hersteller: Apple [1]
Systemanfoderungen: Core2Duo-Mac 2 GHz, 2 GByte RAM, ab Mac OS X 10.4.11
Preis: 200 € (Upgrade 100 €)

(akr [2])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-226788

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.apple.com/de/
[2] mailto:akr@ct.de