Null Bock auf Pink-Slip-Party

Das groß angekündigte Networking-Event für die Geschassten der New Economy wurde zum großen Flop.

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Von
  • Florian Rötzer

1000 Gäste sollten nach Erwartungen des Veranstalters am Montagabend zur ersten deutschen Pink-Slip-Party in Berlin erscheinen und in den Mai tanzen. Doch die Halle und der Dance-Floor, auf dem sich die Entlassenen den Frust von der Seele tanzen sollten, blieben leer. Nebenan in der "VIP-Lounge" drängelten sich die Reporter, die den Großteil der Besucher ausmachten, um eine Handvoll Ex-Mitarbeiter von Startups, die sich nach Berlin-Oberschöneweide verirrt hatten.

Mariele Weber, für die Personalbeschaffung bei eBay zuständig, wollte auf der Pink-Slip-Party in Berlin die 25 offenen Stellen bei dem Potsdamer Online-Auktionshaus füllen. Doch kurz vor Mitternacht hatte die Recruiterin erst drei "Interviews" mit Arbeitssuchenden geführt. Fast alle Partygänger, die sie bisher aufgrund ihres Logo-verzierten T-Shirts und des roten, eigentlich für Headhunter reservierten Buttons angesprochen hatten, outeten sich gleich nach der ersten Frage als Journalisten oder Fotografen. "Hier sind mehr Presseleute als Bewerber", resümierte die enttäuschte Stellenanbieterin etwas säuerlich.

Organisator Frank Lichtenberg, der die erste deutsche Pink-Slip-Party zusammen mit seiner PR-Agentur ausgeheckt hatte, schob das mangelnde Interesse auf das "schöne Wetter" sowie die Lage der Veranstaltungshalle in einem Randbezirk Berlins. Die Einsicht, dass sich nicht jedes Format aus den USA beliebig kopieren und nach Deutschland importieren lässt, kam dem Chef des Online-Lieferdienstes Snacker.de dagegen nicht.

In New York, San Francisco und Washington feiert die Pink-Slip-Party zwar große Erfolge. Doch in den USA erhielten der Jobvermittlungsfirma Challenger, Gray & Christmas zufolge auch allein im April 17.554 Mitarbeiter von Dotcoms ihren rosafarbenen Entlassungsschein, der dem Networking-Treff seinen Namen gab. In Deutschland schätzt Christopher Schering, Sprecher der Startup-Initiative Silicon City Club die Zahl der Geschassten dagegen auf insgesamt "nur" 6000 während der vergangenen Krisenmonate, wobei es aber auch hier zu Fehlplanungen und abrupten Entlassungen gekommen ist. (Stefan Krempl)

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