ObjectWeb gibt Celtix 1.0 frei

Mit Celtix 1.0 steht ein neutraler Enterprise Service Bus (ESB) als Open Source zur Verfügung.

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  • Ulrike Ostler

Das ObjectWeb-Konsortium und IONA Technologies haben die Version 1.0 des Open-Source-ESB Celtix freigegeben. Das Einzigartige an diesem Enterprise Service Bus für Service-orientierte Architekturen (SOAs) liege in seiner Neutralität gegenüber den Java-Plattformen und seiner Selbstgenügsamkeit, erläutert Sean Baker, Chief Corporate Scientist und Mitbegründer von Iona. "Nicht einmal einen HTTP-Server, ein J2EE oder eine Messaging-Software müssen die Nutzer woanders her beziehen", so Baker.

Celtix verfüge mit HTTP 1.1 über einen eigenen SOAP-1.1-Stack (Simple Object Access Protocol). Statt J2EE ließe sich auch reines Java nutzen. Darüber hinaus zeichne der Open-Source-ESB durch die Integration von JAX-WS 2.0 aus, dem Java API for XML Web Services. Der Dynamic Language Support, von Baker als weiteres Highlight genannt, zielt vor allem auf die immer häufiger eingesetzten Script-Sprachen. Zu den weiteren Vorteilen von Celtix zählt Baker die in der Web-Service-Sicherheitsstandards für das Messaging.

Celtix unterstützt sowohl Java Business Integration (JBI) als auch Service Componenet Architecture (SCA). Java Business Integration ist eine Spezifikation des Java Community Process, Refernznummer JSR 208, für die Implementierung von SOAs. Sie basiert auf Web-Services. SAP-Techniker Jean-Jacques Dubray sieht die Zukunft von JBI hauptsächlich in proprietären Umgebungen. SCA-Komponenten sollen hingegen stärker technikunabhängig sein, wie einige J2EE-Protagonisten sagen. Laut Dubray ist insbesondere das Aktivieren von Komponenten und daraus gebauten Modulen ein Problem, das mit JBI nicht adressiert wird. Denn hier erfolge der Anstoß durch die jeweils verwendete Technik.

So läuft Celtix zwar unabhängig von diversen SOA-Produktlinien, lässt sich aber in bestehende Integrations-Szenarien einklinken: in JBI-Container, J2EE-Container mittels JCA und in Servlet-Container. Außerdem kann die Software als Stand-alone-System in Client-Server-Umgebungen fungieren. Unter dem ESB liegen somit entweder Corba/J2EE-, reine Messaging- oder Java/J2EE-Systeme.

Schließlich offeriert Celtix verschiedene Lizenzierungsmöglichkeiten. Die Software ist sowohl unter der GNU Lesser General Public Licence (LGPL) zu haben als auch unter der Eclipse Public Licence (EPL). Das verschafft laut Baker anderen Open-Source Communities wie der Apache und der Eclipse Foundation bessere Möglichkeiten, Celtix-Code für andere ESB-Laufzeit-Funktionen herzunehmen.

Die Iona-Mitteilung zu Celtix 1.0 enthält die Aussage des Gartner-Analysten Massimo Pezzini, nach der sich Unternehmen, die eine Service-Architektur wählen, nicht zwangsläufig für eine der SOA-Super-Plattformen entscheiden müssen, wie sie IBM, Oracle, Bea und SAP anbieten. Vielmehr gebe es Open-Source-Techniken, die die wesentlichen Anforderungen erfüllten, ja, quelloffene Systeme erwiesen sich sogar als wesentliche Treiber der Service-Paradigmen.

Nach Einschätzung von IONA-Techniker Baker dürfte Celtix zumindest wesentlich mehr Kundschaft finden als Artix, das kommerzielle High-End-Produkt des Herstellers. "Celtix ist kein Spielzeug", sagt er, "es addressiert lediglich einen einfacheren Markt. Einfach in dem Sinne, dass hier sehr dezidierte Probleme, etwa von Konzernabteilungen oder Niederlassungen, schnell und einfach gelöst werden können." Das dürfe laut Baker in rund 80 Prozent der Fälle so sein. Für das starke Interesse an Celtix sprächen bereits die rund 6500 Downloads, die es gegeben habe, seit das Projekt im Juni des vergangenen Jahres aufgesetzt worden war. Zudem nutzten bereits fünf andere Open-Source-Projekte den ESB: Tuscany, Geronimo, JOnAS, Petals und Yoko.

117 Entwickler stehen laut Baker auf der Celtix-Entwickler-Liste. Allerdings, räumt der Techniker ein, käme der wesentliche Code nach wie vor direkt von IONA-Programmierern. "Das heißt jedoch keinesfalls, dass andere Projektmitglieder nichts zur Fortentwicklung getan hätten", wehrt er vorsichtshalber ab. Zum Beispiel hätten sie sich um Open-Source-Versionierungs-Tool gekümmert und die Entwickler damit vertraut gemacht. Ein solches Tool sei Voraussetzung dafür, dass Open-Source-Entwickler zunächst unabhängig voneinander Bestandteile der Bus-Software entwickeln könnten.

Die Erwartungen an die Qualität von Celtix sind hoch. Lawrence Wilkes, Analyst und Berater bei CBDI, veröffentliche im vergangenen Monat eine Studie zum Thema ESB. Er kenne zwar Celtix nicht. "Aber schon alleine die Corba-Erfahrung von IONA lässt vermuten, dass hier ein ausgezeichnetes Produkt entstanden ist."

Es bleibt die Frage nach dem Geschäftsmodell für den Projektsponsoren IONA. Baker will sich noch keine Gedanken gemacht haben, wie viel er mit Celtix-User-Support verdienen kann. Auch zum Thema Bundling von Services gebe es keine konkreten Pläne. "Tatsache ist, dass wir uns etwas Gutes überlegen müssen, um gegen die großen SOA-Plattformen bestehen zu können", zu denen er nun auch JBoss beziehungsweise Red Hat zählt. "Bundling", überlegt er laut, "wäre immerhin für die Open-Source-Szene etwas Natürliches." Vielleicht kämen BPEL-Engines (Business Process Execution Language) in Frage. (Ulrike Ostler) (odi)