PC-Hersteller: Das Ende der Fahnenstange in Sicht

Die fetten Zeiten im PC-Geschäft sind laut Dataquest vorbei. Schon seit einiger Zeit ist klar, dass die Hersteller umdenken müssen.

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Von
  • Dr. Sabine Cianciolo

Die fetten Zeiten im PC-Geschäft sind vorbei. Schon seit einiger Zeit ist klar, dass die Hersteller umdenken müssen, wenn sie in den kommenden Jahren noch am Computer verdienen wollen. Neue Märkte erschließen und andere Geschäftsmodelle entwickeln, heißt die Devise. Zwar ist das Ende der Fahnenstange bei den PC-Verkäufen noch nicht erreicht, aber man kann es bereits sehen. Dieser Meinung ist jedenfalls Martin Reynolds, Vize-Präsident des PC-Technologie-Programms bei Dataquest. Auf der Dataquest Predicts 2000 Anfang Mai in Kalifornien wurde unter anderem der PC-Markt unter die Lupe genommen und Vorhersagen für die kommenden Jahre gemacht. In den USA sei der Desktop-PC-Bedarf in Unternehmen und in den besser verdienenden Haushalten nahezu gesättigt. Weltweit sagt Dataquest dem PC allerdings noch ein gutes Wachstum voraus: Der Absatz steige von 114 Millionen verkaufter PCs in diesem Jahr auf rund 201 Millionen in 2003. Das Problem liege jedoch weniger in der Stückzahl als in den sinkenden Preisen und den damit verbundenen, schrumpfenden Gewinnspannen.

Bereits Anfang nächsten Jahres kosten fast 60 Prozent aller verkauften Desktop-PCs inklusive Monitor laut Dataquest weniger als 1.200 US-Dollar. Die Hersteller müssen sich also etwas einfallen lassen, um zu überleben. Eine Taktik wäre nach Meinung der amerikanischen Marktforscher beispielsweise die "Lebensdauer" der PC-Technik von den derzeitigen drei auf zwei Jahre zu verkürzen. Ob dies funktioniert sei allerdings eher fraglich. Die meisten Enduser benutzten ihren PC hauptsächlich für den Zugriff aufs Internet, um ab und zu einen Brief zu schreiben oder ihre Finanzen zu verwalten. Dazu brauche man sich nicht alle zwei Jahre einen neuen PC zu kaufen. Natürlich gibt es noch die Spiele-Freaks, deren Computer gar nicht leistungsfähig genug sein kann – aber sie stellen am gesamten PC-Markt gemessen nur eine relative kleine Gruppe dar.

Eine andere Möglichkeit wäre, dem Enduser den neuen PC nicht mit mehr Performance, sondern mit mehr Stil schmackhaft zu machen: Anstatt der üblichen kastenförmigen Box in Grau einen kleinen, pfiffigen PC in ansprechenden Farben anzubieten. Der iMac hat ja bereits bewiesen, dass durchdachtes und interessantes Design beim Endkunden ankommen. Dabei sollte die Performance natürlich nicht vernachlässigt werden, meint Reynolds. Der Markt der kleinen und mittelständischen Unternehmen wurde von den PC-Herstellern bislang allerdings eher stiefmütterlich behandelt, ergänzt der Dataquest-Manager. Dieser Bereich stelle hinsichtlich Preis und mitgelieferter Software andere Anforderungen als große Unternehmen oder Endkunden. Erst jetzt entdeckten PC-Hersteller langsam diese Kundengruppe und böten vermehrt Lösungen an, die beispielsweise auf Arztpraxen und Anwaltskanzleien zugeschnitten seien.

Dataquest sieht für die Zukunft im Prinzip vier weltweite Absatzmärkte für den PC, mit unterschiedlichen Anforderungen und differenzierter Preisgestaltung: China, Japan, USA und Europa. Im chinesischen Markt komme es beispielsweise weniger auf Design als auf niedrigen Preis und Funktionen an. Der US-Markt sei weniger preissensitiv, verlange aber viele Features. Die Europäer seien preisbewusst und schätzten individuelles Design. In Japan spiele der Preis wiederum eine untergeordnete Rolle, man wolle jedoch möglichst auf dem neuesten technischen Stand sein. (Dr. Sabine Cianciolo) (jk)