RW Cephei: Gigantische Explosion erschüttert und verdunkelt Riesenstern

Vor vier Jahren sorgte Beteigeuze mit einer Verdunkelung für Aufregung. Später hat ihn ein anderer Riesenstern nachgeahmt. Nun gibt es dafür eine Erklärung.

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Zwei Aufnahmen es unregelmäßig geformten Sterns

Die "Nahaufnahme" von RW Cephei

(Bild: Georgia State University)

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Einer der größten und hellsten Sterne der Milchstraße hat vor einem Jahr eine ähnliche massive Eruption erlebt wie der Rote Riesenstern Beteigeuze. Das hat ein Forschungsteam jetzt ermittelt und damit die Ursache für einen drastischen Helligkeitsabfall gefunden, in dessen Verlauf der Stern mit dem Namen RW Cephei um ein Drittel dunkler geworden ist. Dabei haben sie mit den zusammengeschalteten Spiegelteleskopen des CHARA-Arrays am Mount-Wilson-Observatorium in Kalifornien die ersten "Nahaufnahmen" des sogenannten Hyperriesen aufgenommen. Die zeigen einen Himmelskörper mit auffälligen Flecken am Rand, die auf gigantische Gaswolken zurückgehen, die er immer wieder ausstößt.

RW Cephei gehört zwar zu den größten Sternen der Milchstraße, aber weil er etwa 14.000 Lichtjahre von uns entfernt ist, lösen ihn auch die stärksten konventionellen Teleskope nur als Lichtpunkt auf, schreibt die Georgia State University. Der gehört das optische Interferometer CHARA, mit dem es nun erstmals gelungen ist, zweidimensionale Aufnahmen des Sterns zu machen. Dabei habe man aber auch "intelligente Algorithmen" einsetzen müssen, erklärt der Astronom Fabien Baron. Herausgekommen seien Bilder eines Sterns, "der durch Bewegungen in seinen äußersten Schichten erschüttert wird". Gleichzeitig habe sich das gesamte Aussehen des Sterns im Verlauf der zehn Monate langen Beobachtungszeit verändert.

Diese Aufnahmen und spezielle Messungen des Lichts von RW Cephei im sichtbaren und infraroten Spektrum hätten bestätigt, dass der Stern teilweise von Wolken aus mikroskopischem Staub verdeckt wurde, schreibt das Forschungsteam. Dort geht man davon aus, dass es sich nur um eine von mehreren Eruptionen handelt, die den riesigen Stern im letzten Jahrhundert erschüttert haben. Die von 2022 sei deshalb besonders, weil sie sich genau in unsere Richtung ereignet hat, sodass man ihre Folgen habe sehen können. Die Gruppe meint, dass derartige Ausbrüche weiterhin eine Rolle spielen werden. Von den meisten dürften wir aber deutlich weniger mitbekommen.

Die jetzt im Fachmagazin The Astronomical Journal beschriebenen Vorgänge erinnern an Ereignisse bei dem Riesenstern Beteigeuze. Der ist am Ende seines Lebens angekommen, die finale Supernova wird aber erst in 10.000 bis 100.000 Jahren erwartet. Eine ungewöhnlich starke Verdunkelung des für seine Helligkeitsschwankungen bekannten Sterns zur Jahreswende 2019/20 war aber teilweise als Ankündigung dieser Explosion Endes interpretiert worden. Das war wohl falsch, stattdessen ist er gewissermaßen "hochgegangen" und hat sich auch Jahre später nicht von der gewaltigen Explosion erholt. RW Cephei ist noch einmal deutlich größer als Beteigeuze. Würde er sich im Zentrum unseres Sonnensystems befinden, würde er sich bis zur Bahn des Jupiter ausdehnen.

(mho)