Realistische Animationstechnik für Spielfiguren

Die Software Euphoria animiert menschliche Körper verblüffend realistisch und will 3D-Spiele zu einem neuen Qualitätslevel verhelfen. In Grand Theft Auto IV kommt die Animationssoftware zum Einsatz.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Manfred Bertuch

Die Software Euphoria animiert menschliche Figuren in 3D-Spielen, indem sie die Biomechanik des menschlichen Körpers berücksichtigt und diesen inklusive seiner Muskeln und des Nervensystems simuliert. Das Dynamic Motion System von Euphoria nutzt die Rechenleistung der CPU, um Animationen menschlicher Körper in Echtzeit zu erzeugen. Bewegungsabläufe werden dadurch interaktiv und laufen nicht länger nach immer gleichen Schemata ab. Euphoria kann laut Entwickler unendlich viele Variationen erzeugen. Beispielsweise die Tackles in einem Rugby-Spiel sähen bei jeder Kollision anders aus.

Mit Euphoria bewegen sich Körper viel natürlicher als mit dem bislang eingesetzten Ragdoll-Verfahren, bei dem sich Körper lediglich wie bei einer einfachen Gliederpuppe bewegen. Euphoria arbeitet in Echtzeit parallel zur Game-Engine und soll zeitaufwendig vorproduzierte Animationen ersetzen können. Spieleentwickler müssen Animationen dadurch nicht mehr mittels Motion Capturing oder Key-Framing vorproduzieren und sparen wertvolle Entwicklungszeit. Ein Animator kann sich vielmehr auf Regie-Anweisungen beschränken, und seine virtuellen Darsteller anweisen, zu rennen, zu springen, zu straucheln oder zu fallen. Er kann seiner Spielfigur sogar eine bestimmte Endpose vorgeben, die diese dann am Ende eines komplexen Bewegungsablaufs einnimmt.

Mit Euphoria reagieren Spielfiguren allerdings auch auf Schläge und Schüsse mit einem bislang nicht gezeigten Realismus. Die Grenze zwischen einem Spiel und der realistischen Darstellung von Gewalt ist daher schnell überschritten. Es ist daher auch zu befürchten, dass Spiele mit Entwicklungen wie Euphoria ihren Unterhaltungs-Charakter verlieren und zurecht in die Kritik geraten.

Euphoria ist eine Entwicklung des britischen Unternehmens NaturalMotion, einem Spin-off der Universität von Oxford. NaturalMotion unterhält Büros in Oxford und San Francisco und arbeitet auch mit der Filmindustrie zusammen. Zurzeit sind mehrere Konsolen- und PC-Spiele in der Entwicklung oder gerade veröffentlicht worden, in denen Euphoria erstmals zum Einsatz kommt. Dazu zählen "Indiana Jones Eyes on", "Grand Theft Auto IV", "Star Wars: The Force Unleashed" sowie das Football-Spiel "Backbreaker". (Manfred Bertuch) / (jk)