Regierung hält Stromversorgung nach Ausstieg aus Kohle und Atom für gesichert

Die FDP hat in Frage gestellt, auf welcher Analysebasis die Bundesregierung davon ausgeht, dass die Stromversorgung auch ohne Kohle und Atom sicher sei.

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Windrad in der Hemelinger Marsch.

(Bild: heise online / anw)

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Die Stromversorgung in Deutschland bleibe auch nach dem Ausstieg aus Atomkraft und dem Ende der Kohleverstromung sicher. Davon geht die Bundesregierung aus, der die FDP-Bundesfraktion in dieser Sache in einer Kleinen Anfrage auf den Zahn gefühlt hat. Das ergäben alle bisherigen Analysen. Ein "Worst-Case-Szenario" zu erörtern, in dem mehrere mögliche Risiken zusammentreffen, hält die Bundesregierung nicht für sinnvoll.

Die FDP-Abgeordneten hatten gefragt, warum die Bundesregierung beim Monitoring darauf verzichte, einen Fall zu analysieren, in dem mehrere absehbare Risiken zusammentreffen, die die Versorgungssicherheit gefährden könnten. Eine "Stapelung" von Risiken sei nach dem Stand der Fachdiskussion im Rahmen des Monitorings der Resource Adequacy – der Frage des angemessenen Ausgleichs von Angebot und Nachfrage nach Strom – nicht sinnvoll, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (PDF).

"Marktakteure können in ihr alltägliches Produktions- und Handelsverhalten keine Mehrfachrisikoszenarien mit unbekannter, sehr schwer bestimmbarer oder sehr niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit einbeziehen", schreibt die Regierung. Solche Mehrfachrisikoszenarien fielen in den Bereich der staatlichen Risikovorsorge. "Derartige Szenarien werden also adressiert, aber nicht im Rahmen des Monitorings der Resource Adequacy."

In einem Gutachten zur Resource Adequacy würden für die Zukunft über 70 Millionen Einzelsituationen im europäischen Strommarkt ausgewertet. In diesen Einzelsituationen seien auch Extremsituationen enthalten, in denen mehrere Herausforderungen in verschiedenen Ländern gleichzeitig auftreten. Das können zum Beispiel hohe Lasten sein, geringe Einspeisung aus Erneuerbaren Energien, reduzierte Verfügbarkeit von konventionellen Kraftwerken. Die Bundesregierung kündigte weitere Gutachten zur Resource Adequacy an.

Die FDP fragte auch, warum die Bundesregierung für die Simulation der Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik nur meteorologischen Daten der Jahre 2009 bis 2013 berücksichtige. Die Regierung betont, die Jahre seien für ein Gutachten herangezogen worden, weil sie eine große Varianz an Wetter- und Lastsituationen aufwiesen, also auch Perioden mit hohen Lasten bei gleichzeitig geringer Einspeisung aus Erneuerbaren Energien. Für das nächste Gutachten sei vorgesehen, zusätzlich das Jahr 2017 hinzuzunehmen, in der es eine relativ lange windschwache Periode bei gleichzeitig hohem Stromverbrauch gegeben habe.

In Deutschland soll kommendes Jahr das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet werden. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung wird sich voraussichtlich noch länger hinziehen, vermutlich bis 2038.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)