SMS-Voting soll Weltraumausflug mit Virgin Galactic finanzieren

Ein Düsseldorfer Unternehmen öffnet am kommenden Montag ein Online-Portal, auf dem sich Interessenten für einen Flug ins All bewerben können. Die Kosten für das 200.000-Dollar-Ticket sollen innerhalb von drei Monaten per SMS-Abstimmung eingespielt werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Einmal die Erde von ganz weit oben sehen und dabei Schwerelosigkeit erfahren – davon träumen viele Menschen. Gleich mehrere Unternehmen arbeiten derzeit daran, diesen Traum gegen viel Geld zu erfüllen. Virgin Galactic beispielsweise, das private Raumflugunternehmen des britischen Milliardärs Sir Richard Branson, verlangt für einen Kurztrip ins All 200.000 US-Dollar (derzeit umgerechnet rund 128.000 Euro); die ersten zahlungskräftigen Weltraumtouristen sollen möglicherweise schon Ende 2009 an Bord des SpaceShipTwo (SS2) zunächst mit einem Trägerflugzeug in eine Höhe von etwa 16.000 Meter und dann weiter mit Raketenantrieb ins All befördert werden.

Mitschwimmen auf der privaten Raumflugwelle will auch ein Unternehmen aus Deutschland, das allerdings keine eigenen Flüge anbietet, sondern über das neugegründete Portal "dastronauten.de" (ab 26. Mai online) Virgin-Galactic-Tickets unters Volk bringen und dabei selbst ein paar Euro verdienen will. Das Geschäftsmodell der hinter "dastronauten.de" stehenden Düsseldorfer Firma Netbridge.TV sieht folgendermaßen aus: Die Betreiber bauen eine "Ich will in den Weltraum"-Community à la MySpace auf und bieten registrierten Mitgliedern ab 18 Jahren die Möglichkeit, sich dort kostenlos per Text-, Bild- und Videomaterial zu präsentieren.

Internetsurfer sollen dann per SMS-Voting darüber abstimmen, wer ihr Favorit für die Vergabe eines kostenlosen Virgin-Galactic-Tickets ist, das über die Einnahmen der SMS-Stimmabgabe finanziert werden soll. Jede Stimmabgabe per SMS kostet 50 Cent, von denen die Betreiber 60 Prozent auf ein Treuhandkonto zum späteren Kauf des Tickets überweisen lassen wollen; mit den restlichen 40 Prozent würden "unsere Kosten für Sachen wie Hosting, Bandbreite, Marketing, Verwaltung, Personal etc." gedeckt, heißt es in der Projektbeschreibung. Gekauft werden soll das Ticket über Designreisen, eigenen Angaben zufolge exklusiver "Virgin Galactic Accredited Space Agent" für Deutschland.

Netbridge will das Geld für ein Virgin-Galactic-Ticket auf diese Weise innerhalb von drei Monaten zusammenbringen, was bedeutet, das nach gegenwärtigem Wechselkurs bis Ende August insgesamt rund 427.000 Abstimmungs-SMS beim Provider convisual eingegangen sein müssen, der das Voting-Verfahren betreut. "Sollte der Fall eintreten, dass wir das Geld für den Weltraumflug innerhalb von 3 Monaten nicht eingenommen haben, werden wir den Wettbewerb abbrechen", erklären die Projektverantwortlichen. "Das Geld, das bis dahin zusammengekommen ist, wird dem Verein 'Stiftung Jugend forscht e.V.' gespendet. Der Spenden-Nachweis wird im Portal veröffentlicht."

Einen konkreten Termin für einen Flug auf Kosten des dastronauten-Projekts im SpaceShipTwo, das sechs Weltraumtouristen Platz bietet, gibt es noch nicht. Wer an dem Projekt teilnimmt, sollte sich jedoch auf eine längere Wartezeit einstellen: Nach Angaben von Designreisen ist für das erste Jahr je ein SS2-Abflug pro Woche vorgesehen, wobei die ersten 500 Plätze für "Pioneers" und "Founders" reserviert sind. Virgin Galactic teilte Anfang des Jahres mit, es hätten sich bereits rund 85.000 Raumflug-Interessenten angemeldet. Langsam auflösen dürfte sich der Reservierungsstau erst mit der Aufnahme der geplanten Serienproduktion des SpaceShipTwo und der Inbetriebnahme weiterer Weltraum-Flughäfen etwa in Schweden. (pmz)