Siemens streicht weitere 2000 Stellen

Durch die Flaute im Telekommunikationssektor verlieren insgesamt 8100 Siemens-Mitarbeiter ihre Jobs.

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Von
  • Egbert Meyer

Mit der Streichung von noch einmal 2000 Arbeitsplätzen reagiert der Siemens-Konzern auf die anhaltende Flaute im Telekommunikationssektor. Damit sollen im Mobilfunk- und im Netzwerkgeschäft nun insgesamt 8100 Stellen wegfallen. Die "schwierigen Marktverhältnisse" bei Mobiltelefonen und UMTS-Netzen würden voraussichtlich auch in den nächsten Monaten anhalten, teilte der Konzern heute anlässlich einer Analystenkonferenz in London mit. In den vergangenen Monaten musste Siemens in seinem Arbeitsgebiet Information and Communications deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen.

Insgesamt strebt Siemens im Mobilfunkbereich (ICM) jährliche Einsparungen von 600 Millionen Euro und bei den Netzwerken (ICN) von 800 Millionen Euro an. In den nächsten Quartalen fallen bei ICM und ICN allerdings Restrukturierungskosten von insgesamt bis zu 450 Millionen Euro an. Der Konzern bezeichnete die Stellenstreichungen als "Maßnahmen zur Ergebnissicherung in schwierigem Umfeld". Diese wurden in der vergangenen Woche vom Siemens-Vorstand beschlossen.

Erst Ende April hatte der Konzern bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in Budapest mitgeteilt, bei den Netzwerken würden 3500 Stellen gestrichen. Nun sollen bei ICN noch einmal 2000 Arbeitsplätze quer durch den ganzen Bereich abgebaut werden. Betroffen seien somit insgesamt 5500 Mitarbeiter im Wesentlichen bei Vertrieb und Wartung in den USA, Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten. Entlassungen seien nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Konzern bemühe sich aber um sozialverträgliche Lösungen. In der Handyproduktion werden zudem 2600 zeitlich befristete Arbeitsverträge nicht verlängert.

Wie die anderen großen Hersteller ist auch Siemens von der überraschend schwachen Nachfrage nach Handys betroffen. Der zuständige Siemens-Vorstand Volker Jung rechnet in diesem Jahr mit einem weltweiten Absatz von etwa 400 Millionen Handys. Damit würden die Verkäufe etwa auf Vorjahresniveau liegen. Noch vor wenigen Monaten waren Analysten von bis zu 550 Millionen verkaufter Handys ausgegangen.

Welche Auswirkungen die Stellenstreichungen und die Restrukturierungskosten auf das Konzernergebnis in diesem Jahr haben, konnte ein Sprecher der Siemens AG (Berlin/München) auf Anfrage nicht sagen. Ursprünglich hatte Siemens für 2000/01 ein zweistelliges Umsatzplus und ein überproportionales Gewinnwachstum angekündigt. Mitte März hatte Konzern-Chef Heinrich von Pierer noch erklärt, dieses Ziel werde nur ohne Einberechnung der Halbleiter-Tochter Infineon erreicht. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen wurde dann keine Prognose mehr abgegeben. (em)