Spielerische Öffentlichkeitsarbeit

Mit einem interaktiven Computerspiel, das die Reise in die Welt des Organismus und der Zellen simuliert, wollen Genforscher jetzt für ihre Arbeit werben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Richard Sietmann

Um ein junges Publikum zu erreichen, setzen Öffentlichkeitsarbeiter zunehmend auf Computerspiele. Kürzlich kündigte die US Army an, dass sie ab August die beiden eigens entwickelten Strategie- und Rollenspiele Soldiers und Operations kostenlos an amerikanische Jugendliche verteilen will. Die Interaktion mit der virtuellen Realität soll die angehenden Rekruten frühzeitig mit militärischen Aktionen und Karrieren vertraut machen.

Jetzt hat auch die Initiative zur Förderung des Deutschen Humangenomprojekts (DHGP) den Spieltrieb als Vehikel zur Verbreitung von Botschaften entdeckt. Im Rahmen ihrer Informationskampagne Erforschung der in den Genen gespeicherten Erbanlagen stellten heute das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Verein zu Förderung der Humangenomforschung e.V. und das DHGP in Berlin das Computerspiel Genomic Explorer vor.

Der Spieler geht in einem virtuellen Raumschiff auf eine Odyssee durch die Welt des Organismus und der Zellen und lernt dabei -- grafisch animiert -- die grundlegenden molekularen Lebensvorgänge kennen. Mit Geschick und Köpfchen muss er sich gegen das Schwinden seiner virtuellen Lebensenergie zur Wehr setzen, um die Genomic Explorer Mission zu bestehen und seinen Organismus gesund zu erhalten.

Eine Spielekonsole ist nicht erforderlich; als Systemvoraussetzungen reichen ein PC mit MS-Windows 98/ME/2000/XP, 400-MHz-Prozessor, 64 MB RAM und Soundkarte. Die CD soll unter anderem über den Verein "Schulen ans Netz", "Jugend forscht", die "Biologie-Olympiade" und pädagogische Institute an Schulen verteilt und auf Anfrage kostenlos abgegeben werden. Das "Wissensspiel zur Humangenomforschung" kann auch aus dem Internet heruntergeladen werden, allerdings ist die Download-Datei etwa 215 MByte groß.

Bevor der Genonaut in die virtuellen Mikrowelten eintauchen kann, muss er noch einen kurzen medizinischen Check über sich ergehen lassen und Fragen zu Übergewicht, Ernährungsweise, sportlichen Aktivitäten, Rauch- und Trinkgewohnheiten beantworten, bevor ihm eine freundliche Stimme aus dem Off mitteilt, "Du hast ausreichend Lebensenergie", und an Bord Willkommen heißt. Nach einer kurzen Referenz an die Ballermänner, die mit einer Laserwaffe Fremdkörper im interzellulären Raum abschiessen dürfen -- einen Joystick wird man dazu nicht brauchen -- geht es kopflastig im Frage- und Antwortspiel weiter. Der Genomic Explorer wendet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler, denen er die Perspektiven der Krankheitsbekämpfung durch die Humangenetik näherbringen will.

Der Förderverein ist eine Initiative von Unternehmen zur Unterstützung des Deutschen Humangenomprojekts mit dem Ziel der Entschlüsselung der menschlichen Erbbausteine. Ihm gehören unter anderem die Pharma- und Biotechnologiekonzerne Aventis, Bayer, Boehringer, Merck und Schering an. Die Kosten der Entwicklung des Genomic Explorer in Höhe von 215.000 Euro trug der Verein zur Hälfte; 47 Prozent der Mittel steuerte das BMBF bei und drei Prozent kamen vom DGHP. (Richard Sietmann) / (wst)