T-Aktie rutscht auf Allzeittief [Update]

Wie befürchtet ging die Telekom-Aktie heute auf Talfahrt und wurde zum Schluss für 12,80 Euro gehandelt.

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Die Aktie der Deutschen Telekom schloss am heutigen Freitag mit einem Preis von 12,80 Euro. Sie ist damit um 6,7 Prozent gegenüber dem Vortag und auf ihren bisher tiefsten Stand gefallen. Der bisherige Tiefstand betrug 13,12 Euro am 11. September 2001. Der Ausgabekurs hatte 1996 bei 14,57 Euro gelegen.

Am gestrigen Donnerstag war die T-Aktie bereits auf 13,72 Euro gefallen. Schon vor dem heutigen Handelsbeginn war erwartet worden, dass das Wertpapier des Rosa Riesen durch Abschreibungen auf Mobilfunklizenzen bei der US-Tochter VoiceStream in Höhe von 4,3 Milliarden Euro unter Druck geraten würde.

Dementsprechend setzte die T-Aktie bereits am Morgen zur Talfahrt an, erreichte aber am Vormittag kurz wieder den Stand des Vortages. Gegen 16:10 Uhr sackte sie auf 12,92 Euro ab, konnte sich nach einer Berg- und Talfahrt wieder leicht auf 13 Euro erholen, pendelte sich um 12,90 Euro ein und sackte dann sogar auf ein Allzeittief von 12,80 Euro.

Die Bilanzprobleme der Telekom werden nicht allein schuld sein an der Misere der T-Aktie. Nach Bekanntgabe der aktuellen Arbeitslosenzahlen in den USA gerieten die wichtigsten Börsenindizes unter Druck. Die Arbeitslosenquote in den USA beträgt nun 6 Prozent und ist damit so hoch wie schon seit acht Jahren nicht mehr.

Auch der Aktienkurs von France Telecom sowie von Vodafone fiel heute auf einen historischen Tiefstand. Während der gesamte Markt insgesamt nur leicht im Minus war, rutschten die Papiere des französischen Telekommunikationsriesen im Tagesverlauf um 6,65 Prozent weiter auf 22,87 Euro ab. In dieser Woche war der Kurs erstmals seit der Markteinführung im Oktober 1997 klar unter den Ausgabepreis von 27,75 Euro gefallen. Die Vodafone-Aktie stürzte heute an der Londoner Börse um mehr als 8 Prozent auf 1,6 Euro.

Chronologie der T-Aktie

Mit einem furiosen Debüt kam die Deutsche Telekom vor fünfeinhalb Jahren an die Börse. Tausende Privatanleger legten erstmals Geld in Aktien an, die T-Aktie wurde zum Symbol einer Ära.

Drei Jahre ging es praktisch nur bergauf, doch im Zuge der allgemeinen Branchenkrise ging die T-Aktie dann auf Talfahrt. Hier die wichtigsten Stationen der "Volksaktie":

18. November 1996: Die T-Aktie legt an der Frankfurter Börse einen gelungenen Marktstart hin. Erstanleger zahlen 28,50 DM (14,57 Euro). In den folgenden Monaten und Jahren geht der Kurs stetig nach oben.

Frühjahr 1999: Konzernchef Ron Sommer scheitert mit dem Versuch einer Fusion mit Telecom Italia. Telekom-Partner France Telecom sieht das Vertrauensverhältnis durch den Fusionsplan mit den Italienern zerstört und kündigt die Allianz auf.

28. Juni 1999: Beim zweiten Telekom-Börsengang kosten die neu auf den Markt kommenden T-Aktien 39,50 Euro. Vor allem der Boom bei Internet und Mobilfunk beschert der T-Aktie einen Höhenflug.

Frühjahr 2000: Auf dem Höhepunkt der High-Tech-Euphorie überspringt die T-Aktie die Marke von 100 Euro. Die Internet-Tochter T-Online startet mit zweistelligen Kurszuwächsen selbst glanzvoll an der Börse.

19. Juni 2000: Beim dritten Börsengang bringen die neuen Aktien dem Bund einen Rekorderlös von 15,3 Mrd. Euro. Die Neuausgabe drückt den Kurs der T-Aktie aber deutlich. Die Aktie fällt unter den Ausgabepreis für die neuen Anteilsscheine von 66,50 Euro.

24. Juli 2000: Die Telekom kündigt den Kauf des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream für 50,7 Milliarden US-Dollar an. Zwei Wochen später bläst sie den Börsengang ihrer Mobilfunktochter T-Mobile ab -- mit Verweis auf die Eingliederung des Neukaufs. Damals steht der Kurs der T-Aktie bei 47 Euro.

August 2000: Die Telekom erwirbt wie in Großbritannien auch in Deutschland eine UMTS-Lizenz für Multimedia-Mobilfunk und zahlt dafür an den Bund rund acht Mrd. Euro.

Februar 2001: Die Telekom muss einräumen, dass ihr Immobilienbesitz deutlich überbewertet ist. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachtes falscher Bilanzen.

30. Mai 2001: Der VoiceStream-Deal ist endlich besiegelt. Aktionäre des US-Unternehmens bekommen im Tausch T-Aktien, die sie erst nach einer Haltefrist wieder abstoßen dürfen. In den kommenden Wochen und Monaten machen erste Großanleger davon Gebrauch, der Kurs bricht wegen der Aktienschwemme ein.

10. September 2001: Die T-Aktie stürzt erstmals unter den Ausgabekurs des ersten Börsengangs. Während des weltweiten Aktiencrashs nach den Terror-Anschlägen in den USA einen Tag später sackt das Papier weiter und erreicht mit 13,12 Euro den tiefsten Stand seiner Geschichte.

5. März 2002: Die Telekom verkündet erstmals rote Zahlen für ein Geschäftsjahr. Der Netto-Verlust beläuft sich 2001 auf 3,5 Mrd. Euro.

23. April 2002: Wegen des gescheiterten TV-Kabelnetzverkauf an den US-Konzern Liberty Media muss die Telekom ihr Schuldenziel revidieren. Statt die Verbindlichkeiten noch dieses Jahr auf 50 Mrd. Euro zu senken, geht das Unternehmen nun erst von Ende 2003 aus.

2. Mai 2002: Das US-Investmenthaus Goldman Sachs sieht die Aussichten für die Deutsche Telekom schlechter als bisher. Die Aktie verliert im Tageslauf fast sieben Prozent und fällt wieder unter den Ausgabekurs. (anw)