Telekom Austria vor Neustrukturierung

Bereits morgen soll ein Vorschlag des Vorstandes in einem Aufsichtsratsausschuss besprochen werden, in der Folge muss der Aufsichtsrat selbst darüber befinden.

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Der Konzern Telekom Austria (TA) steht vor einer Umstrukturierung. Bereits morgen soll ein Vorschlag des Vorstandes in einem Aufsichtsratsausschuss besprochen werden, in der Folge muss der Aufsichtsrat selbst darüber befinden. Dies hat TA-Generaldirektor Heinz Sundt am heutigen Mittwoch in Wien bekannt gegeben. Details der neuen Struktur nannte er nicht. Wichtig sei eine flexible Organisation, die koordinierte Strategien von Festnetz- und Mobilfunksparte ermögliche. Die konkrete Rechtsform sei dabei zweitrangig.

Nach unbestätigten Informationen ist eine Holding mit vier Vorständen geplant: Sundt als CEO, Stefano Colombo als CFO, Rudolf Fischer für den Festnetzbereich und Boris Nemsic für den Mobilfunk; diese bilden schon bisher das Vorstandsquartett. Der Festnetzbereich und die Mobilkom Austria Gruppe würden demnach jeweils Tochtergesellschaften der Holding sein. Zurzeit ist nur die Mobilkom eine separate Gesellschaft, was auf das zwischenzeitliche Miteigentum der Telecom Italia Mobile zurückgeht. Die Chefs der Töchter wären den Gerüchten zufolge entweder Fischer und Nemsic in Doppelfunktion, oder Helmut Leopold als Festnetzchef und Hannes Ametsreiter als Mobilkom-Manager. Sundt möchte jedenfalls die Einheit des Unternehmens erhalten: "Ich habe eine einzige Forderung: Dass wir uns als integrierter Konzern in die Zukunft bewegen."

Festnetz- und Mobilfunkgeschäft seien derzeit noch sehr differenziert, würden sich aber immer weiter auf einander zubewegen. Koordination sei daher wesentlich. Zudem sei die Strategie der Expansion in die Mobilfunkmärkte Südosteuropas nur mit dem Cashflow aus dem Festnetzbereich realisierbar. Die Einheit des Konzerns sei wiederum von der Aktionärsstruktur abhängig: "Ich wünsche mir einen Aktionär, der langfristig zur Verfügung steht (...) und die Flexibilität hat, bei Kapitalerhöhungen mitzugehen." Kernaktionär ist derzeit die Republik Österreich durch ihre Holding ÖIAG, die eine Sperrminorität hält. Allerdings hat die ÖIAG den Auftrag, auch die verbliebenen Anteile zu verkaufen. Diesem Ansinnen kann Sundt nicht viel abgewinnen, da nach einem Verkauf die TA zu einem Übernahmekandidaten würde. "Ich hätte gerne eine Grundsatzanalyse, was für und was gegen einen Verkauf spricht", wendet sich der Manager an die Regierung. Dies sei allerdings "eine Diskussion, die man angesichts drohender Neuwahlen nicht aufgreift", bedauert Sund.

Die Erweiterung der Mobilkom-Gruppe durch Zukäufe in Bulgarien und Serbien möchte der TA-Chef beschleunigen. Die ursprünglich für Anfang Oktober geplante Übernahme der bulgarischen Mobiltel soll, wenn möglich, früher erfolgen. Rund um die serbische Mobtel laufen hinter den Kulissen Verhandlungen. Für einen Mehrheitsanteil an der bosnischen Eronet hat die Mobilkom zwar ein Gebot abgegeben, doch ist Sundt dabei wenig optimistisch. Die politische Lage sei noch unsicher, die Eigentumsverhältnisse an Eronet nicht abschließend geklärt. Das Zeitfenster für internationale Akquisitionen würde sich jedenfalls spätestens Ende 2006 schließen. Bis dahin würden andere Telecom-Konzerne ihre Bilanzen saniert haben und "ihre Interessen mit Geld untermauern und dabei aggressiv vorgehen." (Daniel AJ Sokolov) / (tol)