Twitter sperrt Accounts von Journalisten - Links zu Mastodon teils nicht möglich

Journalisten-Konten wurden auf Twitter gesperrt, weil sie Links zu Angeboten gepostet haben, die den Live-Standort von Musks Privatjet offenbaren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 914 Kommentare lesen
Paris,,France,,October,8.,2022:,Portrait,Of,Business,Magnate,And

(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Mikroblogging-Dienst Twitter hat mehrere Accounts verschiedener Journalisten gesperrt. Dies berichten US-Medien am Donnerstag. Nach Angaben des US-Tech-Magazins The Verge handelt es sich um solche, die zuletzt kritisch über Elon Musk im Zusammenhang mit der Sperrung eines Bot-Accounts, der Standortdaten von Musks Privatjet teilt, berichtet haben. Unter den Journalisten befinden sich Ryan Mac von der New York Times, Donnie O’Sullivan von CNN Drew Harwell von der Washington Post, Micha Lee von Intercept sowie Matt Binder, Aaron Rupar und Tony Webster.

Der genaue Grund für die Sperrung der Konten wurde den betroffenen Journalisten zunächst jeweils nicht genannt. Die Sperrungen stehen jedoch im Kontext der Berichterstattung zur Sperrung des Bot-Accounts auf Twitter zur Verfolgung der Flugbewegung von Elon Musks Privatjet. Der College Student Jack Sweeney hatte ihn programmiert, sodass die aktuelle Position von Musks Flugmaschine öffentlich nachverfolgt werden konnte. Noch im November hatte Musk darauf verwiesen, den Bot-Account nicht sperren zu wollen, auch wenn er für ihn ein persönliches Sicherheitsrisiko darstelle. Zuvor hatte Musk Sweeney Geld geboten, wenn er den Bot nicht mehr weiterbetreibt.

Twitter/@elonmusk

Die Datenschutzrichtlinien von Twitter wurden dann dahin gehend geändert, dass Accounts, die Live-Standortdaten teilen, grundsätzlich gesperrt werden. So auch der Bot-Account von Sweeney und anderer Bots, die unter anderem die Standorte von Oligarchen-Jets automatisiert twittern. Unter anderem die betroffenen Journalisten hatten in ihrer Berichterstattung kritisch auf den Widerspruch zwischen der von Musk propagierten Redefreiheit auf Twitter und der Sperrung von Sweeneys Bot-Account hingewiesen und auf eine Alternative bei dem dezentralen Konkurrenzangebot von Mastodon verlinkt.

Wie The Verge berichtet, ist es mittlerweile nicht mehr möglich, Links über Twitter zu teilen, die auf bestimmte Instanzen von Mastodon verweisen, darunter Mastodon.social, Mastodon.lol, Mastodon.xyz, Mastodon.au, Mastodon.ie, Mastodon.scot, Mastodonapp.uk, Mastodon.world.

Ella Irwin, Leiterin der Abteilung für Vertrauen und Sicherheit bei Twitter, teilte mit, dass alle Konten gesperrt würden, die gegen die Twitter-Datenschutzrichtlinien verstoßen. Auf die Sperrung der Konten der Journalisten wollte sie jedoch nicht explizit eingehen, sagte jedoch, dass keine Ausnahmen von den Regelungen gemacht würden, auch nicht für Journalisten. In gleicher Weise äußerte sich Elon Musk selbst am Freitag in einem Tweet: "Für 'Journalisten' gelten dieselben Regeln wie für alle anderen".

In einem nicht verifizierten Mitschnitt auf Twitter Spaces bekräftigte Musk diese Sichtweise gegenüber Journalisten. Auf die Nachfrage, wieso die Accounts der Journalisten gesperrt wurden, obwohl sie lediglich Links zu den Standinformationen des Jets posteten, nicht aber die Informationen selbst, hatte Musk nichts entgegenzusetzen. Er blieb bei seiner Position, solche Twitter-Konten zu sperren, mit den Worten "Ende der Geschichte".

US-Medien unter anderem die New York Times und CNN äußerten sich besorgt über die Sperrungen der Journalisten-Accounts. CNN hält die Suspendierung für ungerechtfertigt und diskutiere nun die weitere Nutzung von Twitter. Die New York Times hofft, dass die Konten aller betroffenen Journalisten wiederhergestellt werden und auf eine einleuchtende Erklärung.

(olb)