US-Senat drängt auf besseren Kopierschutz

Der Handelsausschuss des US-Senats hat die Industrie aufgefordert, bessere Kopierschutztechnologien für Internet-Content zu entwickeln.

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Von
  • Nico Jurran

In einer Anhörung in Washington warf der einflussreiche Handelsausschuss des US-Senats Herstellern von Unterhaltungselektronik und Computertechnologie vor, nicht schnell genug Technologien zur Verfügung zu stellen, die urheberrechtlich geschütztes Material ausreichend vor Piraterie absichern, um diese über das Internet vertreiben zu können. Anstrengungen des Gesetzgebers, entsprechenden Content zu schützen, liefen damit ins Leere.

"Ich möchte der Industrie glauben, dass sie diese Probleme lösen kann, nur fällt mir dies äußerst schwer", äußerte Ernest (Fritz) Hollings, Voritzender des Ausschusses während der Anhörung. "Die Verhandlungen laufen seit Jahren, jedoch mit recht bescheidenen Erfolgen", so Hollings weiter. Disney-Chef Michael Eisner, der im Rahmen der Anhörung als Zeuge auftrat, schloss sich dieser Meinung nicht nur an, sondern vermutete hinter den Verzögerungen sogar oftmals Taktik: "Es gibt Leute in der Industrie, die glauben, dass Piraterie die 'Killer-Applikation' für ihr Geschäft ist", so Eisner. Derzeit würde das Wachstum mancher Firmen durch Konsumenten vorangetrieben, die sich Werke beschaffen, ohne dafür zu bezahlen. In einem nach der Anhörung veröffentlichten Brief an den Ausschuss griff Intel Eisner für Aussagen, die sich auch gegen Peer-to-Peer-Netzwerke richtete, scharf an.

Im Juni 2000 hatte Michael Eisner vor einem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses erklärt, der Konzern werde Filme wie "Schneewittchen" möglicherweise nicht auf DVD veröffentlichen, da der Konzern das Werk damit "auf ewig" verlieren würde. Anfang 2002 -- nach der Veröffentlichung von Schneewittchen auf DVD -- redet der Disney-Chef wieder davon, übers Internetgeschäft Gewinne einzufahren.

Zweck der Anhörung war es, Druck auf Industrie und Filmstudios auszuüben, möglichst schnell einen gemeinsamen Kopierschutz-Standard zu finden. "Es gibt im Internet derzeit praktisch keine legalen Inhalte hoher Qualität, da kein einzelner, offener Standard existiert, der den Studios ausreichend sicher erscheint, um ihre Premium-Programme online anzubieten", stellte Hollings hierzu fest. Doch die Filmstudios verlangen mittlerweile nicht nur nach Schutzmechanismen für Inhalte, die über das Internet verbreitet werden. Vielmehr ginge es nun auch verstärkt darum, TV-Programme, die in digitaler Form via Satellit oder Kabel zu den Kunden geschickt werden, vor Raupkopierern zu schützen -- zu häufig fände man diese bereits kurze Zeit später im Internet. Schließlich fordern die Studios von der Industrie technische Unterstützung bei den Bestrebungen, Filesharing-Angebot wie Gnutella und Kazaa zu stoppen.

Die Anstrengungen des Handelsausschusses hatten offenbar Erfolg: Mittlerweile richteten die CEOs neun führender Unternehmen, darunter Microsofts Steve Ballmer, IBMs Louis Gerstner und Michael Dell einen Brief an die Vorsitzenden sieben großer Filmstudios, in dem sie erneute Verhandlungen über Kopierschutzstandards anboten. (nij)