USA: Polizei will Daten zu allen, die bestimmte YouTube-Videos angesehen haben

Im Rahmen von verdeckten Ermittlungen will die Polizei in Kentucky herausfinden, wer bestimmte YouTube-Videos angesehen hat. Das Gericht hat dem zugestimmt.

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Finger klickt auf Play-Button eines Youtube-Videos

(Bild: Dilok Klaisataporn/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

US-Strafverfolgungsbehörden haben in mehreren Fällen Informationen von YouTube zu allen Internetnutzern und -nutzerinnen verlangt, die öffentlich verfügbare Videos angesehen haben. Das berichtet Forbes unter Berufung auf Gerichtsdokumente und ergänzt, dass bislang nicht bekannt ist, ob die Google-Tochter die Daten herausgegeben hat. In einem Fall geht es demnach um die Identifizierung einer Person hinter einem YouTube-Account, der Verstöße gegen Geldwäschevorschriften vorgeworfen werden. Um die Person zu deanonymisieren, haben verdeckte Ermittler ihr demnach Links zu öffentlich einsehbaren Videos geschickt. Später haben sie von Google umfassende Daten zu allen Accounts verlangt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt darauf zugegriffen haben.

Laut Forbes geht es in dem Fall aus dem US-Bundesstaat Kentucky um ein YouTube-Konto namens "elonmuskwhm". Der dafür verantwortlichen Person wird demnach vorgeworfen, gesetzeswidrig Bitcoin gegen Bargeld zu verkaufen. Im Rahmen der Ermittlungen hätten verdeckte Ermittler an den Account Links zu öffentlich einsehbaren YouTube-Videos geschickt. Danach hätten sie Google von detaillierte Daten zu jenen Konten eingefordert, die die Videos im Rahmen einer Woche Anfang 2023 angesehen hätten. Insgesamt wurden die Videos demnach 30.000 Mal angesehen, unklar ist aber, wie oft im fraglichen Zeitraum. Die Polizei habe die Namen, Adressen, Telefonnummern und Aktivitätsdaten von eingeloggten Nutzern und IP-Adressen von nicht eingeloggten verlangt.

Ereignet hat sich das dem Bericht zufolge vor mehr als einem Jahr, die Gerichtsdokumente seien aber bis jetzt unter Verschluss geblieben. Das Gericht habe die Forderung zur Herausgabe der Daten genehmigt, schreibt Forbes. Google leugnet demnach zumindest nicht, die Daten herausgegeben zu haben. Das US-Magazin zitiert Experten für Datenschutz, die die Forderung als verfassungswidrig bezeichnen. Es handle sich um das jüngste Kapitel eines beunruhigenden Trends, bei dem Durchsuchungsbeschlüsse zunehmend zu Rasterfahndungen würden, meint Albert Fox-Cahn vom Surveillance Technology Oversight Project: "Niemand sollte ein Klopfen der Polizei an der Tür befürchten, nur wegen Videos, die der YouTube-Algorithmus ausgesucht hat." Er sei schockiert, dass Gerichte das zulassen.

Ein anderes Beispiel, das Forbes gefunden hat, kommt aus dem US-Bundesstaat New Hampshire. Im dortigen Portsmouth sei die Polizei anonym darauf hingewiesen worden, dass in einer öffentlichen Mülltonne Sprengstoff deponiert worden sei. Als die Polizei das vor Ort untersucht habe, habe man bemerkt, dass das Geschehen für Livestream-Kameras einzusehen gewesen sei. In der Folge seien Daten zu all jenen Konten verlangt worden, die dort zugesehen haben. Einer dieser Livestreams hat demnach 130.000 Abonnenten. Ähnliche Fälle habe es auch anderswo gegeben. Auch hier dürften also zahlreiche unschuldige Nutzer und Nutzerinnen ins Visier geraten sein. Ob YouTube die Daten herausgegeben ist, ist nicht bekannt.

(mho)