Übernahmeskandal bei Hewlett-Packard: Britischer Milliardär an USA ausgeliefert

2011 hat Hewlett-Packard Autonomy übernommen und dann massiv geschönte Zahlen entdeckt. Nun soll Autonomy-Chef Michael Lynch endlich der Prozess gemacht werden.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Der britische Milliardär Michael Lynch ist an die USA ausgeliefert worden, wo ihm nun der Prozess gemacht werden soll. Das berichtet die britische BBC. Dabei geht es um die Betrugsvorwürfe rund um die größte Übernahme der britischen Tech-Industrie: 2011 hatte Hewlett-Packard (HP) Lynchs Software-Unternehmen Autonomy für 7,8 Milliarden Britische Pfund (rund 9,1 Milliarden Euro) gekauft, bei der späteren Überprüfung aber massiv geschönte Zahlen vorgefunden. Für 2010 etwa war der Gewinn fünfmal niedriger als angegeben. Lynch hatte sich lange und mit allen juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung gewehrt, im April hatte er dann ein Berufungsverfahren am schottischen High Court verloren.

Die mit der Übernahme verbundenen Kosten hatten HP ein Jahr später massiv in die roten Zahlen gebracht. Wegen "ernsthafter Unregelmäßigkeiten" und "massiver Ungenauigkeiten" in der Bilanzierung des Software-Unternehmens hatte HP dann 8,8 Milliarden US-Dollar abgeschrieben. Eingefädelt worden war die Übernahme noch durch den deutschen Konzernchef Léo Apotheker, bemerkt wurden die geschönten Zahlen erst, nachdem Lynch Mitte 2012 das Unternehmen verlassen hat. Ende 2012 hat sich dann die US-Justiz eingeschaltet und Ermittlungen aufgenommen. Der frühere Finanzchef von Autonomy, Sushovan Hussain, war bereits 2019 in den USA zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Lynch hat die Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen und die Auslieferung mit der Begründung angefochten, als britischer Staatsbürger, der ein britisches Unternehmen in Großbritannien geführt habe, sollte die Angelegenheit auch dort gelöst werden. Damit konnte er sich aber nicht durchsetzen. Laut der BBC ist er jetzt in Kalifornien, wo das Verfahren durchgeführt werden soll. Er steht demnach an einer Adresse in San Francisco unter Hausarrest und muss für den vorgeschriebenen privaten Sicherheitsdienst aus eigener Tasche bezahlen. Wegen eines "ernsten Fluchtrisikos" habe er außerdem eine Kaution von 100 Millionen US-Dollar bezahlen müssen. Lynchs Nettovermögen wird demnach auf mehr als 1,1 Milliarden Euro geschätzt.

(mho)