Verizon droht Netflix mit dem Kadi

Netflix-Einblendung gibt dem ISP die Schuld an Verbindungsproblemen. Verizon fordert Unterlassung und Herausgabe von Kundendaten.

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Der US-Provider Verizon droht Netflix mit einer Klage. Grund sind Einblendungen, die Netflix manchen Kunden bei Problemen mit dem Videostream zeigt. "The Verizon Network is crowded right now", steht dort zu lesen, also etwa: "Im Verizon-Netz staut es sich gerade." Der ISP reagierte mit einer Aufforderung zur Unterlassung sowie zur Herausgabe von Kundendaten. Ansonsten "könnte uns das dazu bewegen, rechtliche Mittel zu ergreifen", droht Verizon unverhohlen.

Es funktioniert nicht. Aber wer trägt Schuld?

(Bild: GillyBerlin CC-BY 2.0 (Größe u.U. verändert))

Verizon will sich nun nicht den Schwarzen Peter für unzureichende Bandbreiten zuschieben lassen. "Die Ursache des Problems ist fast sicher nicht Verstopfung im Verizon-Netz", heißt es in einem offiziellen Blogeintrag, "Stattdessen ist das Problem höchstwahrscheinlich Verstopfung in der Verbindung, die Netflix ausgewählt hat, um Verizons Netz zu erreichen. Natürlich ist Netflix alleine dafür verantwortlich, zu entscheiden, wie deren Verkehr zu einem ISP-Netz geroutet wird."

In der Unterlassungsaufforderung wird zusätzlich die Möglichkeit erwähnt, dass das Problem bei der Zusammenschaltung zwischen Netzen oder auch beim Endkunden liegen könne, etwa im (W)LAN, in der Leistungsfähigkeit des Endgeräts oder dessen Einstellungen. "Fürwahr, zuallererst liegt die Verantwortung für den [Genuss] bei Netflix selbst", meint Verizons Chefjurist Randal S. Milch. Netflix hingegen meint, dass die Endkunden von ihrem ISP nicht das bekommen, wofür sie ihn bezahlt haben.

Verizon stellt in dem Schreiben an Netflix' Anwalt drei Forderungen auf: Netflix habe derartige Einblendungen fortan zu unterlassen. Soweit es jenen namentlich genannten Verizon-Anschlussinhaber betrifft, der einen Screenshot der Einblendung veröffentlicht hatte, soll Netflix alle Beweise und Unterlagen übermitteln, die Netflix' Vorwurf im konkreten Fall untermauern.

Drittens soll Netflix die Identität aller Netflix-Kunden im Verizon-Netz bekanntgeben, denen solche oder ähnliche Mitteilungen gezeigt wurden; dazu Datum und Uhrzeit jeder einzelnen Einblendung und wiederum Angaben zur Untermauerung des Vorwurfs.

Der neue Konflikt ist unerwartet, weil sich die beiden Unternehmen erst kürzlich einen Vertrag geschlossen haben. Er ähnelt dem zwischen Netflix und Comcast geschlossenen Übereinkommen. Derzeit läuft die Datenübertragung von Netflix zu Verizon aber noch nicht direkt, sondern über Content Delivery Networks. (ds)