Versandbuchhandel legt leicht zu

Trotz einiger Probleme durchlebt der Versandbuchhandel eine anhaltende Wachstumsphase. Dies verdankt er vor allem dem Internet.

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  • dpa

Der deutsche Versandbuchhandel hat seinen Wachstumskurs im vergangenen Jahr leicht abgeschwächt fortgesetzt. "Wir haben uns im schwierigen Fahrwasser der allgemeinen wirtschaftlichen Situation trotz der Regelungswut des Gesetzgebers durchgesetzt", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Versandbuchhändler, Christian Russ, am Montag in Ulm. Am Rande der Jahresversammlung des Verbandes beklagte Russ immer neue Verordnungen. Sie sollten eigentlich den Verbraucher schützen, würden aber tatsächlich nur der Branche schaden.

Den rund 270 Mitgliedsunternehmen mache vor allem das Fernabsatzrecht zu schaffen. "Heute ist die Rückgabe der bestellten Bücher innerhalb von zwei Wochen möglich. Früher galt dies nur bei beschädigter oder falsch gelieferter Ware", sagte Russ. Da der Händler in diesem Falle die Lieferkosten und ab einer Bestellmenge von 40 Euro auch die Rücksendung bezahlen müsse, würden Bücher oft gelesen oder kopiert und in der Zweiwochenfrist zurückgeschickt. "Einige Leute nutzen dieses Gesetz wirklich aus. Hier wird der Verbraucherschutz ins Gegenteil umgekehrt", monierte Russ. Solche Bücher seien meist nicht mehr verkäuflich und müssten in den Gebrauchtbuchhandel gegeben werden.

Der Bundesverband der Versandbuchhändler hält auch die Pflichten, die den Händlern aus anderen Verordnungen wie der E-Commerce-Regelung und dem geplanten Verbraucherinformationsgesetz entstehen, für unsinnig. "Die Vorgaben verhindern unser freies Handeln und schaden deshalb unserer wirtschaftlichen Entwicklung. Außerdem nützen die juristischen Texte dem Verbraucher nichts, da sie viel zu lang und nur für Juristen verständlich sind."

Trotz der Probleme durchlebe der Versandbuchhandel eine anhaltende Wachstumsphase. Dies sei vor allem dem Internet zu verdanken. "Bücher eignen sich hervorragend für Online-Bestellungen. Sie sind handlich und gehen beim Versand nicht kaputt." Außerdem müsse ein Buch im Gegensatz etwa zu einem Computer nicht persönlich getestet werden.

Insgesamt sei 2001 der Umsatz im Versandbuchhandel nach vorläufigen Zahlen um knapp fünf Prozent auf umgerechnet 1,18 Milliarden Euro gestiegen. Dem Wachstum im Versandbuchhandel stehe ein Anstieg von zwei Prozent im Buchhandel insgesamt gegenüber.

Wesentlich deutlicher sei das Wachstum im Online-Handel ausgefallen. "Das Internet ist für den Versandbuchhandel ein Geschenk Gottes", sagte Russ. Rund 286,3 Millionen Euro konnte die Branche nach vorläufigen Zahlen im Jahr 2001 im Online-Geschäft umsetzen. Dies entspreche einem Plus von 56 Prozent. Im Jahr 2000 habe das Wachstum im Online-Geschäft allerdings noch 120 Prozent betragen. Online-Anbieter wie Amazon und BOL konnten ihren Anteil am Versandbuchhandel 2001 von 15,4 auf 24,3 Prozent ausbauen. (dpa) / (anw)