Virgin Galactic schafft es vom Spaceport America fast ins All

Bis auf 11 km haben sich 2 Testpiloten dem Weltraum genähert. Es war der erste solche Flug Virgin Galactics seit 2 Jahren und der erste vom Spaceport America.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 110 Kommentare lesen
Raumgleiter VSS Unity mit Raketenstrahl

Raumgleiter VSS Unity mit aktiviertem Triebwerk (Archivaufnahme)

(Bild: Virgin Galactic)

Lesezeit: 4 Min.

Virgin Galactic hat nach langer Zeit wieder einen erfolgreichen Testflug absolviert. Samstagvormittag (Ortszeit) sind das Trägerflugzeug WitheKnightTwo samt Raumgleiter VSS Unity vom Weltraumbahnhof Spaceport America in Neumexiko gestartet. Nach etwa 53 Minuten hatten sie 13,4 Kilometer Höhe erreicht. Dort klinkte der Raumgleiter aus und zündete für 60 Sekunden sein Raketentriebwerk. So schoss Unity mit bis zu dreifacher Schallgeschwindigkeit auf 89,2 Kilometer Höhe und segelte anschließend ohne Antrieb zurück zum Startort.

Das arabisch-britische Raumfahrtunternehmen mit Firmenzentrale in den USA feiert dies als erfolgreichen Ausflug ins Weltall und folgt dabei einer in den USA verbreiteten Definition der Raumgrenze in 50 Meilen (80,5 km) Höhe. Die international anerkannte Grenze ist die Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe. Dorthin fehlten Unity also elf Kilometer. Soweit bekannt, soll Unity auch im angestrebten touristischen Regelbetrieb sein Triebwerk nicht länger als eine Minute zünden, womit auch dann die 100 Kilometer wohl nicht erreicht werden. Unbekannt ist, ob sich das mit Virgin Galactics neuem Weltraumgleiter VSS Imagine ändern soll.

Die beiden Testpiloten waren CJ Sturckow und Dave Mackay. Mit an Bord waren auch zwei experimentelle Installationen, für deren Beförderung die NASA zahlt: Die eine war ein Gerät, das elektromagnetische Felder misst und im Johns Hopkins Applied Physics Laboratory der NASA entwickelt wird. Die andere besteht aus Vakuumröhren mit Staub; damit untersucht die Universität Zentralfloridas in Orlando das Verhalten kleiner Partikel bei geringer Schwerkraft. Langfristig soll das erworbene Wissen bei der Planung bemannter wie unbemannter Raumfahrtmissionen auf staubigen Himmelskörpern helfen.

Eine offizielle Übertragung des Testfluges gab es nicht. Allerdings hat die private Webseite NASAspaceflight.com Live-Bilder geliefert. In dem Video hebt zu Minute 30 das Trägerflugzeug samt Raumgleiter ab. Ausklinken und Zündung sind nach einer Stunde und 23 Minuten zu sehen. Die Landung des von Kelly Latimer und Michael Masucci gesteuerten Trägerflugzeuges kann nach zwei Stunden 18 Minuten beobachtet werden. Leider nicht zu sehen ist die Landung des Raumgleiters, weil der Kameramann nicht mit Mach 3 zum passenden Ort rasen konnte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Virgin Galactic hat auf Twitter ein kurzes Video veröffentlicht, das Ausklinken und Zündung der VSS Unity zeigen. Ein weiterer Kurzfilm zeigt den Jubel des Firmengründers Richard Branson am Spaceport America in der Wüste Neumexikos.

Bereits vor 17 Jahren hatte Firmengründer Branson angekündigt, ab 2007 kommerzielle Flüge anzubieten, die für wenige Minuten ins All führen sollen. Hunderte Leute haben bereits gebucht oder zumindest eine Anzahlung geleistet. Mehrere Starttermine sind unerfüllt verstrichen. Die jahrzehntelange Wartezeit führte zwar zu einigen Storni, doch ungefähr 600 Anwärter haben ihr Geld noch nicht zurückverlangt.

Nachdem die Firma das Testprogramm zunächst in Kalifornien aufgenommen hatte, sollen die Touristenflüge vom Spaceport America starten, wo Virgin Galactic ein Terminal mietet. Nach einem abgebrochenen Flug im Dezember und zwei verschobenen Testflug-Terminen ist nun erstmals ein Testflug von Neumexiko aus geglückt.

Davor datierte der letzte erfolgreiche Testflug vom Februar 2019, damals noch über Kalifornien. Bereits der nächste Testflug soll mit vier Mitarbeitern als Passagieren erfolgen, übernächstes Mal möchte Branson selbst einsteigen. Geht alles glatt, folgt der erste kommerzielle Flug im Auftrag und mit Soldaten der italienischen Luftwaffe. Daran würde sich nächstes Jahr die lange versprochene Beförderung finanzkräftiger Abenteurer anschließen. Zunächst aber muss Virgin Galactic die Daten des Testfluges vom Samstag auswerten.

(ds)