WISO: Software beeinflusst Medikamentenverordnung

Spezial-Software in deutschen Arztpraxen beeinflusst laut einem ZDF-Fernsehmagazin das Verschreibungsverhalten deutscher Ärzte.

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Von
  • Frank Möcke

Spezial-Software in deutschen Arztpraxen beeinflusst das Verschreibungsverhalten deutscher Ärzte. Das berichtet das ZDF-Magazin WISO in seiner morgigen Ausgabe. Danach wird das Gros der Software, mit der Ärzte ihre Patientendaten verwalten, aber auch Rezepte verschreiben, von Firmen hergestellt, die Kooperationsverträge mit der Pharmaindustrie haben. So gebe es zum Beispiel Vereinbarungen der Softwareanbieter "Doc Expert" und "Medistar" mit den Generika-Herstellern Ratiopharm und Stada.

Die Anschaffungskosten der Software lägen bei etwa 2000 Euro, sie müssten aber in der Regel vom Arzt nicht voll bezahlt werden. Die Summe werde dem Arzt meist mit einem Gutschein in gleicher Höhe ersetzt. Auf der Internetseite von Doc Expert umschreibe man das elegant und verspreche dem Arzt eine "verbesserte Wirtschaftlichkeit in der Anschaffung". Die beiden Pharmakonzerne Ratiopharm und Stada beherrschten so indirekt etwa zwei Drittel des deutschen Praxissoftware-Marktes.

In der Grundeinstellung schlügen die Programme im Regelfall dem Arzt, wenn er ein Originalmedikament oder einen Wirkstoff eingebe, automatisch ein wirkstoffgleiches Mittel (Generikum) der Firma vor, die mit dem Softwareproduzenten einen Kooperationsvertrag unterhalte. Dabei wählten die Programme jedoch nicht das preiswerteste Medikament aus, sondern meist nur das des Kooperationspartners. Beim Brustkrebsmittel Nolvadex schlage Doc Expert beispielsweise das Generikum Tamoxifen von Ratiopharm für 50 Euro vor. Das wirkstoffgleiche Generikum gebe es aber in der gleichen Packungsgröße vom Konkurrenten Aliud Pharma für 25,80 Euro. So verschrieben Ärzte, die das Programm Doc Expert verwendeten, deutlich mehr Ratiopharm-Produkte als ihre Kollegen.

Besonders "geschäftstüchtig" ist laut WISO das Programm Albis, das in seiner Grundeinstellung ein Ersetzen eines Stada-Produktes durch ein anderes Generikum verhindere. Folge ein Arzt dem Softwarevorschlag, so sei es dem Apotheker nicht mehr möglich, das Stada-Produkt gegen ein möglicherweise anderes, wirkstoffgleiches, aber vielleicht preiswerteres Generikum zu ersetzen. (fm)