Wasserstoffkraftwerke: Bundesregierung plant Förderung auf drei Säulen

Das Wirtschaftsministerium zeigt, wie sie künftige Stromproduktion mit Wasserstoff fördern will. Die EU-Kommission habe bisher keine Einwände.

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PEM-Elektrolyseur

(Bild: Siemens Energy)

Lesezeit: 3 Min.

Für die künftige klimaneutrale Stromversorgung will die Bundesregierung eine Strategie für Wasserstoffkraftwerke auflegen. Diese zeichnet sich nun ab, nachdem sie sich mit der EU-Kommission darüber verständigt hat. Geplant ist eine Strategie in drei Schritten: "Wasserstoff-Sprinter-Kraftwerke", die möglichst schnell in Betrieb gehen sollen, H2-Ready-Kraftwerke, also Erdgas-Kraftwerke, die später auf Wasserstoff umsteigen müssen, und Wasserstoff-Hybrid-Kraftwerke mit Stromspeichern.

Die Strategie hat die Bundesregierung nun mit der EU-Kommission besprochen, weil es um staatliche Subventionen geht. "Die mit der Europäischen Kommission erzielten Fortschritte sind ein erster wichtiger Schritt, auch wenn dies nicht bedeutet, dass die beabsichtigten Maßnahmen bereits von der Kommission beihilferechtlich genehmigt wurden", erläutert das Bundeswirtschaftsministerium. Nun seien erst einmal die "Leitplanken" fürs weitere Vorgehen gesetzt.

Diese erläutert Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) so: "Konkret wollen wir 8,8 GW an neuen Kraftwerken ausschreiben, die von Beginn an mit Wasserstoff betrieben werden." Hinzu kommen 15 GW an H2-Ready-Kraftwerken, die bis 2035 mit Erdgas betrieben werden dürfen und dann auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden müssen. "Von diesen 15 Gigawatt wollen wir in einem ersten Schritt 10 GW bis 2026 ausschreiben und dann eine Evaluierung vornehmen, bevor die verbleibenden 5 GW ausgeschrieben werden können."

Ein weiteres Ausschreibungsvolumen von 4,4 GW plant das Ministerium für Kraftwerke, die relativ früh an eine Infrastruktur wie Wasserstoff- oder Ammoniakspeicher, ein Netz oder an Importmöglichkeiten angebunden werden können. Diese Ausschreibungen würden 2024 bis 2028 fällig. Das Programm ist offen für neue Projekte und die Umrüstung bestehender erdgasbasierter Kraftwerke.

Weitere 4,4 GW Ausschreibungen plant das Ministerium für Kraftwerke mit wasserstoffbasierten Stromspeichern. Das gesamte System kombiniere Wind- und Photovoltaik-Anlagen, Elektrolyseur, wasserstoffbasierten Stromspeicher mit einem Wasserstoffkraftwerk. Damit soll eine steuerbare erneuerbare Stromerzeugung auf der Grundlage von erneuerbarem Wasserstoff entstehen. Das Konzept eigne sich laut Ministerium besonders für Standorte, an denen erst vergleichsweise spät eine Infrastruktur für Wasserkraftwerke bereitsteht.

Für die Bundesregierung war es wichtig, sich mit der EU-Kommission über die Strategie zu verständigen, um erste Fragen zu staatlicher Beihilfe früh zu klären. Nach der Sommerpause soll eine Konsultation beginnen, in der sich Betroffene wie Verbände, Hersteller und Betreiber von Kraftwerken, Infrastrukturen und Elektrolyseuren zu den Auswirkungen auf den Wettbewerb äußern können.

Die Strategie für Wasserstoffkraftwerke ist ein notwendiger Bestandteil der Energiepolitik der kommenden Jahre. Die Bundesnetzagentur hatte zwar im Februar festgestellt, dass Deutschland bis 2031 weiterhin auf hohem Niveau mit Strom versorgt werden kann, allerdings verwies die Regulierungsbehörde dabei auch auf Unsicherheiten im Aufbau der Wasserstofferzeugung und -infrastruktur.

Damit Kraftwerke und energieintensive Industrie mit Wasserstoff versorgt werden können, muss der – dann möglichst vorhandene – Wasserstoff verteilt werden. Wie die dazugehörige Infrastruktur aussehen kann, haben die Fernleitungsnetzbetreiber inzwischen ausgearbeitet. Insgesamt steht noch zur Frage, in welchem Umfang der Wasserstoff "grün", also im erneuerbaren Energien erzeugt werden kann. Dazu wiederum hat im vergangenen Mai die deutsche Erdgasbranche ihre Pläne vorgestellt.

(anw)