Weizenbaum: Das Internet bringt uns nicht weiter

Computer und Internet haben die Menschheit nicht vorangebracht, glaubt der amerikanische EDV-Pionier Joseph Weizenbaum.

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  • dpa

Computer und Internet haben die Menschheit nicht vorangebracht, glaubt der amerikanische EDV-Pionier Joseph Weizenbaum. Ihr Einsatz habe die Menschen weder schlauer gemacht, noch die Demokratie gefestigt, sagte der ehemalige Professor am Massachusetts Institute of Technologie (MIT) in einem Interview mit der in Oberursel erscheinenden Zeitschrift "Publik-Forum". Die Gesellschaft mache sich von Systemen abhängig, die sie kaum noch beherrschen könne.

"Weder ein Computer noch das Internet enthalten Wissen", sagte Weizenbaum. "Nur wenn ein Mensch die Informationen interpretiert, werden sie zu Wissen." Auch die weit verbreitete Vorstellung, das Internet fördere die Demokratie, weil es von überall aus Zugang zu unzensierten Informationen ermögliche, trägt Weizenbaum nicht mit: "Bei einem Volk, das nicht politisch gebildet und erzogen ist, helfen die Computer auch nicht weiter." Das Internet helfe allerdings Menschen, die das Volk manipulieren wollten.

Weizenbaum warnte davor, dass die Technik außer Kontrolle geraten könnte: "Wir können Systeme ziemlich schnell herstellen, die wir dann nicht mehr beherrschen und auch nicht mehr verstehen können. Wir sind die Zauberlehrlinge", sagte der Wissenschaftler in Anspielung auf Goethes gleichnamiges Gedicht, in dem ein Junge die Geister, die er rief, nicht mehr loswird. Als die ersten Rechner gebaut worden seien, hätten sie ausschließlich militärischen Zielen gedient, sagte Weizenbaum: "Der Computer wurde entwickelt, um den Krieg, den Massenmord effizienter zu machen." Diese Möglichkeiten steckten noch immer in ihm. Daher trage die Gesellschaft eine große Verantwortung: "Wie der Computer verwendet wird, hängt allein vom Zeitgeist ab." (dpa)/ (cp)