Wenig Orientierung auf der Quo Vadis 2008

Am Freitag, den 9. Mai, ging die Game-Entwicklerkonferenz Quo Vadis in Berlin zu Ende. Damit liegen vier Tage und rund 50 Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops hinter den Teilnehmern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Nowarra

Eine Kommunikationsplattform für neue und erfahrene Entwicklerteams wollte die Quo Vadis 2008 sein. Die Rednerliste versprach viel Know-how von Branchengrößen und wertvolle Tipps für Newcomer.

"Make love not Warcraft" forderten zum Beispiel Patrick Streppel von der Axel-Springer-Tochter Gamigo und Christian Sauer, CEO von Xybris Interaktiv, in ihrem Vortrag über alternative Geschäftmodelle für MMOGs. Die nicht unberechtigte Frage, was man dem scheinbar übermächtigen Marktführer entgegensetzen kann, beantworteten sie recht eigenwillig. Erfolgversprechende Titel wie Age of Conan oder Warhammer Online erklärten sie schon vor ihrem Erscheinen für gescheitert. Kein großes Unternehmen würde sich noch auf einen Konkurrenzkampf mit Blizzard einlassen. Stattdessen sind nach Ansicht der Referenten Nischen gefragt. Itemselling und Werbung heißt ihre Zukunft – und "Jedermannspiele“ das dazu passende Zauberwort. Während sich der eine oder andere Fachbesucher wohl noch fragt, wie er denn nun sein MMOG vermarkten solle, schwärmen Streppel und Sauer bereits von den Erfolgen ihrer eigenen Firmen. So kann die Tennissimulation von Gamigo nach eigenen Angaben mit rund 60.000 registrierten Usern glänzen. Hier könne jeder Branchenneuling noch etwas lernen. Was das allerdings sein könnte, blieb offen.

Vertreter der Commerzbank und der Berliner Bank brachten den interessierten Zuhörern unter der Flagge eines "Workshops" über Finanzierung und Fördermöglichkeiten für die Gamesbranche vor allem ihre Firmengeschichte nahe. Im Anschluss machten beide Bankhäuser dann allerdings klar, dass auch bei ihnen eine Finanzierung nur dann erfolgen kann, wenn es sich beim Kreditnehmer bereits um einen erfolgreichen Spieleproduzenten handelt. Wer keine Referenzen hat, der braucht erst gar nicht anzufragen. Um zumindest einigermaßen dem Anspruch eines Workshops gerecht zu werden, unterbrachen die Referenten immerhin dreimal ihren Vortrag für eine zweiminütige Fragerunde – Mehrwert auch dieser Veranstaltung für aufstrebende Gamedesigner fragwürdig.

Natürlich dürfen auf einer deutschen Entwicklerkonferenz auf keinen Fall Vertreter von Crytek fehlen. Und das sicher nicht nur, weil das mittlerweile zu Electronic Arts gehörige Unternehmen auch zu den Sponsoren der Quo Vadis zählt. In den Vorträgen "The Crysis of Audio – Audio-Entwicklung für den Grafikvorreiter" und "Crysis in the making“ feierten sich die Produzenten ausgiebig selbst.

Den Schulterschluss der Veranstalter mit der Politik nahm die CDU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär gern mit. Sie bezeichnete Computerspiele bei der Eröffnung am Dienstag als Kulturgut und sprach sich gegen eine Killerspiele- und für eine Qualitätsdebatte aus. Ob sie sich am Donnerstag bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag über eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes für oder gegen den Antrag aus dem Bundesfamilienministerium aussprach, ist nicht bekannt.

Am Ende der 4 Tage war in 50 Vorträgen manches wichtige Thema und auch das eine oder andere spannende angerissen worden. Ob so Innovationsförderung der Videospielbranche aussehen kann, bleibt trotzdem fraglich. (Nico Nowarra) / (it)