Erneuerbare Energien: Windkraft in Großbritannien erstmals größte Stromquelle

Während Kohleverstromung in Deutschland ein Comeback feiert, steht sie in Großbritannien vor dem Aus: Dort hatte Wind erstmals den größten Anteil am Strommix.

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(Bild: TebNad/Shutterstock.com)

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Großbritannien hat das erste Quartal seit Beginn der Elektrifizierung hinter sich, in dem die Windkraft den größten Anteil am nationalen Strommix hatte. Das Energieunternehmen Drax erklärte den Wechsel an der Spitze mit einer leichten Zunahme des Windstroms bei gleichzeitigem Rückgang der aus Erdgas gewonnenen Strommenge. Damit hat es die Windkraft innerhalb von acht Jahren von Platz 5 an die Spitze geschafft. Parallel dazu ist die Kohle vom ersten auf den achten Platz zurückgefallen. In Deutschland hatte die Windkraft im ersten Quartal einen fast genauso hohen Anteil und erneuerbare Energieträger lieferten sogar mehr als die Hälfte des erzeugten Stroms, aber die besonders klimaschädliche Kohle kam ebenfalls auf einen Anteil von 29,2 Prozent.

Britischer Strommix seit 2010

(Bild: Drax Electric Insights)

Iain Staffell vom Imperial College London, der die Auswertung für Drax geleitet hat, spricht von einer Revolution, der britische Strommarkt sei tiefgreifend umgestaltet worden. Innerhalb eines Jahrzehnts habe sich das Vereinigte Königreich nahezu vollständig von dem fossilen Energieträger verabschiedet, nachdem die Steinkohle das Land über ein Jahrhundert lang angetrieben hat. Dass Wind nun Erdgas überholt hat, sei ein echter Meilenstein, der zeige, was man erreichen könne, wenn Regierungen gute Voraussetzungen für Investitionen in saubere Technologien schaffen. Inzwischen gebe es in Großbritannien nur noch ein aktives Kohlekraftwerk, das einstmals größte in North Yorkshire verbrennt dagegen ausschließlich Biomasse.

Insgesamt wurden dem Bericht zufolge in den ersten drei Monaten des Jahres 24 TWh Elektrizität aus Windkraft gewonnen, weitere 4,2 TWh kamen aus Biomasse, 1,7 TWh aus Solaranlagen und 1,1 TWh aus Wasserkraft. Zusammen waren das fast 42 Prozent des gesamten verbrauchten Stroms. Der Rest entfiel vor allem auf Gas (23,4 TWh), Importe (9,2 TWh) und Kernenergie (9,2 TWh). In Deutschland kamen die Erneuerbaren laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft im gleichen Zeitraum auf einen Anteil von 47 Prozent am erzeugten Strom und über 50 Prozent am verbrauchten Strom. Neben 44,8 TWh Windstrom waren das vor allem 7,8 TWh Solarstrom, 11,3 TWh aus Biomasse und 4,3 TWh aus Wasserkraft. Kohle kam auf 43 TWh, Gas auf 23,3 TWh und die inzwischen ausgelaufene Kernenergie auf 6,2 TWh.

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Insgesamt ist die Windkraft damit sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien der mit Abstand größte erneuerbare Energieträger. Der Anteil der anderen am nationalen Strommix ist hierzulande aber jeweils merklich größer. Aber während Großbritannien den Abschied von der Kohle auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs nicht unterbrochen hat, hatte die hierzulande ein Comeback. Damit wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge im vergangenen Jahr die Rückgänge der Stromerzeugung aus Erdgas und Kernenergie kompensiert. Letztere hat in Deutschland inzwischen ihren Abschied genommen, während sie in Großbritannien noch auf Platz 4 steht. Auf der Insel ist dafür aber der importierte Strom zur viertgrößten Quelle geworden, Deutschland hat im gleichen Zeitraum 21,6 TWh exportiert. Das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten, aus Kohle gewonnen Stroms.

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(mho)