Wird Sonys OLED-TV zu schnell blass?

DisplaySearch hat festgestellt, dass die Schirmhelligkeit von Sonys OLED-TVs relativ schnell abnimmt - womöglich deutlich schneller, als von Sony versprochen.

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Das Marktforschungsunternehmen DisplaySearch hat im Rahmen einer Untersuchung über Sonys OLED-TV festgestellt, dass die Helligkeit des organischen Displays relativ schnell abnimmt – womöglich deutlich schneller, als von Sony versprochen.

DisplaySearch hat eines der 11-zölligen Fernsehgeräte über 1000 Stunden betrieben und währenddessen die Helligkeit der einzelnen Farben überprüft. Dabei stellten die Tester fest, dass vor allem Blau schnell dunkler wird. So erreichte ein blauer Schirm nach 1000 Stunden nur noch 88 Prozent der ursprünglichen Leuchtdichte. Rot und Grün verblassten langsamer, hier fiel die Helligkeit nur um 7 respektive 8 Prozent ab. Für Weiß ergab sich nach 1000 Stunden eine Abnahme um etwa 9 auf 91 Prozent.

Da die Helligkeit der Farben unterschiedlich schnell abnimmt, würde sich bereits nach kurzer Zeit eine farbstichige Darstellung ergeben und das Weißbild – es setzt sich aus Rot, Grün und Blau zusammen – bunt werden. Als Gegenmaßnahme könnte Sony die Farbmischung mit der Zeit anpassen, was allerdings wiederum auf Kosten der Gesamthelligkeit ginge, denn "heller machen" einzelner Farbanteile klappt nicht. Ob Sony vergleichbare Maßnahmen ergreift, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Die Forscher berechneten zudem aus der nach 1000 Stunden gemessenen Leuchtdichtereduktion den Zeitpunkt, ab dem die Helligkeit auf 50 Prozent gefallen sein wird. Weiß hat demnach eine Lebensdauer von nur 5000 Stunden; ein typisches Videobild mit farbigen Anteile wird das OLED-TV nach Einschätzung der Analysten 17.000 Stunden mit ausreichender Helligkeit von mindestens 50 Prozent darstellen. Als Lebensdauer eines Displays definiert man allgemein die Zeit, bis zu der die Helligkeit auf die Hälfte der ursprünglichen Schirmhelligkeit gesunken ist. Sie meint also nicht den Zeitpunkt, ab dem das Display gar nicht mehr leuchtet. Sony nennt als Lebensdauer für sein OLED-TV 30.000 Stunden, was weit über dem von DisplaySearch interpolierten Wert liegt.

Beide könnten indes richtig gerechnet haben, denn während der Messwert für die Lebensdauer eindeutig als halbe Schirmhelligkeit definiert ist, gibt es weniger eindeutige (Mess-) Vorgaben auf dem Weg dorthin. Wie lange das OLED-Display tatsächlich mit mindestens halber Helligkeit leuchtet, hängt jedoch stark davon ab, wie es zuvor betrieben wurde: Ein 1000-stündiger Dauerbetrieb stresst jedes Display mehr als beispielsweise täglich zwei Stunden Leuchtdauer. Auch sehr häufiges An- und Ausschalten wird nicht spurlos an der Leuchtelektronik vorbeigehen. Unabhängig davon lassen die von DisplaySearch ermittelten Leuchtdichtereduktionen aber aufhorchen – ebenso wie eine weitere Erkenntnis aus der OLED-Analyse: Das 11-zöllige Sony-TV nutzt zusätzliche Farbfilter an seinen 960 × 540 Bildpixeln.

Außerdem merken die Analysten von DisplaySearch in ihrem Report an, dass das organische Display von Sony durch seinen internen Aufbau große Reflexionen und Interferenzen hervorrufe. Hohe Reflexionen ziehen unweigerlich eine Kontrastreduktion in heller Umgebung nach sich. Grund: Der sogenannte Schwarzwert, also die geringste Helligkeit eines Bildpunktes, kann nicht dunkler sein, als das in diesem Bildpunkt reflektierte Umgebungslicht. Das ist vergleichbar zu der Tatsache, dass eine Leinwand von einem Beamer nicht "dunkler projiziert" werden kann. Wie c't bereits in Ausgabe 4/08 berichtete, wird der in dunkler Umgebung extrem hohe Kontrast des OLED-TVs von theoretisch 100.000:1 durch die Reflexionen auf der Schirmoberfläche in realer Umgebung bei Bürobeleuchtung auf etwa 100:1 sinken. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen vor einiger Zeit auch die Forscher von Nikkei Electronics. (uk)