Bill Gates: Palladium dient auch dem Urheberschutz

Der Microsoft-Gründer bestätigt in einem Interview die Befürchtungen , dass das System auch zur Kontrolle von Urheberrechten verwendet werden kann, obwohl sein Software-Konzern dies offiziell nicht so deutlich eingestehen mag.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Microsoft-Gründer Bill Gates bezeichnet in einem Interview für die aktuelle Ausgabe des Focus das kürzlich in Next-Generation Secure Computing Base (NGSCB) umbenannte Palladium als "sehr großen Fortschritt". Es schütze die Privatsphäre, indem die Hardware des Computers Änderungen an der Software feststelle.

Palladium soll sensible Daten wie medizinische Informationen, die Steuererklärung oder Fahndungsdaten über Terroristen schützen. Gates bestätigt die Befürchtungen von Kritikern, dass das System auch zur Kontrolle von Urheberrechten verwendet werden kann, obwohl sein Software-Konzern dies offiziell nicht so deutlich eingestehen mag: "Palladium überprüft die Integrität von Software und kann dadurch helfen, die Urheberrechte zu schützen."

Es sei "das gute Recht jedes Urhebers, seine Inhalte zu verteilen, wie es ihm gefällt", sagt Gates. Dabei könnten die Urheber die Inhalte umsonst oder mit geringen Einschränkungen verteilen, oder auch sehr strikt kontrollieren. Palladium werde jedenfalls sicherstellen, dass wenn ein Musikstück in einer Art digitalem Umschlag geliefert wird, der es erlaubt, dieses Stück exakt hundertmal abzuspielen, es genauso geschieht.

Unkenrufe vom "Ende aller Internet-Tauschbörsen" will Gates hingegen nicht bestätigen: "Wenn Sie die Musikdatei ohne einen solchen Umschlag über eine Tauschbörse bezogen haben, wird auch Palladium nichts daran ändern können, dass Sie die Musik einfach abspielen." Er räumt jedoch ein, dass "möglicherweise" immer mehr Urheber künftig ihre Inhalte nur noch mit digitalen Umschlägen anbieten. Der Microsoft-Gründer glaubt jedoch nicht, dass damit die Piraterie aussterben wird: "Es wird immer einen Weg geben, Schutzmechanismen zu umgehen."

Befürchtungen, dass Palladium eine Funktion enthält, die eine Überwachung des Nutzerverhaltens per Internet ermöglicht, bestreitet Gates. Dies wäre "ganz bestimmt nicht" der Fall. Auch glaubt er nicht, dass die Kontrollfunktionen Microsoft-Kunden anderen Betriebssystemen in die Arme treiben werden. Zwar sei Linux "definitiv ein Konkurrent für uns", sagte Gates in dem Focus-Interview. Doch Windows biete viele zusätzliche Anwendungen, die die Nutzer bei Linux erst teuer dazukaufen müssten. Gates: "Wir glauben, dass Windows für den Nutzer am Ende günstiger ist."

Siehe zum Thema Next-Generation Secure Computing Base auch:

(Christiane Schulzki-Haddouti) / (anw)