ICANN-Direktoren entscheiden sich gegen Wahlen

Die User sollen sich informieren und an öffentlichen Diskussionen beteiligen, direkt vertreten sollen sie im Vorstand der ICANN nicht mehr sein.

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Von
  • Monika Ermert

Mit vierzehn zu einer Stimme bei zwei Enthaltungen hat sich der ICANN-Vorstand bei seiner Sitzung in Accra/Ghana heute vorerst gegen weitere globale Online-Wahlen entschlossen. Überraschenderweise lehnten sich nicht einmal die fünf gewählten At-large-Direktoren geschlossen gegen den Entscheid auf.

Die einzige Gegenstimme zum "At-large"-Beschluss kam vom nordamerikanischen Vertreter, Karl Auerbach. Immerhin vier Direktoren hatten den Versuch des für Europa gewählten At-large-Direktors Andy Müller-Maguhn unterstützt, wenigstens noch eine Nachfolgeregelung für die At-large-Sitze in den Beschlussantrag einzufügen. Auch dafür hatte Müller-Maguhn aber nicht die Unterstützung aller At-large-Direktoren. Ob damit die fünf Sitze für die gewählten Nutzerverteter im November ganz verschwinden, ist vorerst unklar.

Die ursprünglich für den Herbst geplante zweite Wahl wird es jedenfalls nicht geben. Die ICANN-Direktoren bezweifeln die "Fairness, Repräsentativität, Aussagekraft und Finanzierbarkeit globaler Online-Wahlen durch eine leicht manipulierbare Menge selbsterklärter und kaum verifizierbarer Wähler", heißt es in dem Beschluss. Man wolle sich aber, so heißt es in einer eilig verbreiteten Pressemeldung der ICANN, um eine "sinnvolle und informierte Beteiligung der Nutzer" bemühen.

Wie die künftige Führungsstruktur der ICANN aussehen soll, dazu soll nun bis Ende Mai ein "ICANN Evolution and Reform Committee" Vorschläge erarbeiten. ICANN-Präsident Stuart Lynn hatte kurz vor dem Treffen in Accra einen Reformplan vorgelegt, nach dem Regierungen und von der ICANN selbst nominierte Direktoren die Rolle der Nutzervertreter in der DNS-Selbstregulierungsorganisation übernehmen sollen. Erste Entscheidungen über ICANN 2.0 sollen bei einer Sitzung im Sommer in Bukarest fallen. (Monika Ermert) (anw)