Wem gehört deutschland.info?

327 Ländernamen dürfen nicht mehr unter .info registriert werden; die Bundesregierung streitet sich derweil um deutschland.info und bundesregierung.info.

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Von
  • Monika Ermert

327 Ländernamen in Englisch und in den jeweiligen Landessprachen muss info-Anbieter Afilias jetzt aus dem "normalen" Verkauf nehmen. Das ICANN-Büro in Marina del Rey legte ein vorläufiges Konzept zum Schutz der in der offiziellen ISO-3166-1-Liste aufgeführten Ländernamen und -kürzel vor. Auch der Name "European Union" ist auf der Liste, die ICANN-Jurist Louis Touton bereits im September an Afilias übermittelt hat. Das Bundespresseamt bemüht sich derweil, die Domain deutschland.info von einem US-Unternehmen zurückzubekommen. Zahlreiche Länderadressen waren bereits in der für Markeninhaber reservierten Sunrise-Phase besetzt worden.

Die ICANN kam damit den Forderungen des so genannten Regierungsbeirates (Governmental Advisory Committee, GAC) der ICANN nach, der jeweils anlässlich der ICANN-Tagungen zusammen tritt. Die Regierungen hatten ICANNs Führung ultimativ aufgefordert, Ländernamen für die Nutzung durch die jeweilige Regierung zu reservieren. Trotz den Bedenken einiger Direktoren, die um einen einfachen, schnellen Registrierbetrieb fürchten, gab das Direktorium der Forderung der Regierungen nach und beschloss einen vorläufigen Stopp der Vergabe der Länderdomains. Dabei könne Afilias zunächst aus seinem Kontingent von 5.000 Namen schöpfen, die die Registry zur eigenen Verfügung registrieren darf.

Bis zum kommenden März soll die "Community" die Frage der Ländernamen noch einmal ausführlich diskutieren. Eine Arbeitsgruppe mit den Vertretern des GAC, des ICANN-Vorstands, Vertretern von Afililas und der World Intellectual Property Organisation sollen dabei klären, was die Maßnahme für die Vergabe von Ländernamen in weiteren neuen Top Level Domains bedeute. Die WIPO hatte in einem kürzlich vorgelegten Bericht eine generelle Regelung für den Schutz von Länder- und geopolitische Namen erst einmal vertagt.

Eine beträchtliche Zahl geografischer Regionen und Städte wurden ebenso wie Ländernamen bereits in der Sunrise-Phase von Afilias registriert. So hat Afilias in der Zwischenzeit, laut Angaben der ICANN, nur rund 130 bislang nicht reservierte Länderadressen auf die Sperrliste nehmen können. Einen ganzen Sack voll geografischer Adressen hat sich etwa der österreichische Tourismusdienstleister Tiscover mit frei erfundenen Markenangaben ergattert.

Auch das Bundespresseamt fühlte sich auf den Plan gerufen, nachdem die Adressen deutschland.info und bundesregierung.info von einem Herrn Ralph Dressel beziehungsweise einer Duisburger Internet-Agentur in der Markenphase registriert wurden. Für beide Adressen hat das Bundespresseamt nun ein Challenge-Verfahren bei der WIPO angestrengt. "Wer, wenn nicht wir", so eine Sprecherin, könne die Domains beanspruchen. Deutschland.info wäre davon ganz offensichtlich gedeckt, auch wenn nicht ganz klar ist, ob die Domain nach erfolgreichem Verfahren erst noch einmal auf die Sperrliste müsste. Bundesregierung.info aber fällt allerdings nicht unter die Sonderregelung. Zumindest ein paar andere "Bundesregierungen", etwa von den Nachbarn aus der Schweiz oder Österreich, könnten noch mit in den Ring steigen. (Monika Ermert) / (jk)