Gewählte ICANN-Direktoren bleiben vorerst im Amt

Möglicherweise noch bis Juni will sich die Organisation zur Internet- und DNS-Verwaltung mit ihrer Restrukturierung Zeit lassen.

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Von
  • Monika Ermert

Möglicherweise noch bis Juni will sich die Internet Corporation for Assiged Names and Numbers (ICANN) mit ihrer Restrukturierung Zeit lassen. Einen dementsprechenden Übergangsplan legte die Organisation für die Internet- und DNS-Verwaltung vor. Die amtierenden Direktoren sollen mindestens solange ihr Mandat behalten, bis zehn Nachfolger entsprechend der neuen Satzung gewählt werden -- dies gilt auch für die online durch die Nutzer gewählten so genannten At-large-Direktoren, die in der neuen Struktur überhaupt nicht mehr vorgesehen sind.

Wie lange ICANN für den Übergang braucht, hängt nach Ansicht von Andy Müller-Maguhn, dem für Europa gewählten Direktor, nicht zuletzt davon ab, ob man sich mit den Interessengruppen einigen kann. Aus deren Mitte wird das nächste Direktorium gewählt. Bislang gibt es zudem weder Vereinbarungen mit den Regional Internet Registries (RIR), die IP-Adressblöcke an Provider vergeben, noch mit den Managern der Länderadressbereiche (ccTLDs). Gruppen beider Vertreter hatten beim Treffen in Shanghai mit einem Bruch gedroht, da sie sich innerhalb der Organisation nicht mehr vertreten fühlen.

Laut Müller-Maguhn sind zwar nun Vereinbarungen bis Ende des Jahres angestrebt, dennoch gibt die ICANN etwa im Streit um die Zone-File-Transfers für die Aktualisierung des Root-Zone-Files im Domain Name System nicht nach -- die ICANN will sich zwangsweise jederzeit Zugriff auf die Registrierdaten der Länderdomain-Registrys sichern. In drei neuen Verträgen mit Länderdomains, darunter Afghanistan, wurde gerade eben die zwangsweise Einsicht in die Länderzone festgeschrieben. Sollten auf Grund weiterer Verstimmungen die Verträge mit den ccTLDs und RIRs nicht zu Stande kommen, ist, meint Müller-Maguhn, "die Katastrophe für ICANN perfekt". Die Interessengruppen stellen je zwei Direktoren und benennen Vertreter für das Nominierungskomitee, das acht der 15 Direktoren auswählt.

Für seine Arbeit sei das mit dem ICANN-Treffen in Amsterdam im Dezember beginnende Interregnum der letzte "Endspurt", sagte Müller-Maguhn. Er will bis dahin für die Verankerung eines Komitees für Datenschutzfragen sorgen und auch den innerhalb ICANNs fest im Sattel sitzenden Markenrechtsvertretern institutionell etwas entgegensetzen. Ob Vertreter wie der CCC-Aktivist in der künftigen Führung der Netzverwaltung vertreten sein werden, ist auch nach Müller-Maguhns eigener Ansicht nur schwer einzuschätzen. Zwar soll das At-large-Komitee immerhin fünf von 17 wahlberechtigten Vertreter im Nominierungskomitee besetzen. Doch um die Zukunft des von Ex-ICANN-Chefin Esther Dyson geförderten At-large-Komitees mit den fünf Regionalräten ist es nicht sonderlich gut bestellt. (Monika Ermert) / (jk)