Headhunter jagen Ingenieure

Es gibt dreimal so viele Stellenangebote für junge Ingenieure und Informatiker wie Absolventen.

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Von
  • Maria Benning

Siemens sucht verzweifelt Elektro-Ingenieure und Informatiker. Noch in diesem Jahr will der Konzern bundesweit 3700 Ingenieure und Naturwissenschaftler neu einstellen, kündigte Siemens-Sprecher Hans Walter Jakobi in Frankfurt an. Gesucht würden vor allem junge Elektrotechnik-Spezialisten, die sich zudem in Informatik oder Kommunikationstechnik auskennen. 1997 schon habe sich jedes sechste Unternehmen aus der Elektroindustrie über einen "erheblichen Mangel" an qualifizierten Fachhochschul- und Hochschulabsolventen beklagt, so Jakobi. An diesem Mißstand habe sich bis heute nichts geändert, im Gegenteil, die Zustände hätten sich verschärft. Laut einer Studie des Computerkonzerns IBM fehlen auch im Elektrohandel derzeit 75.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Der Softwarehersteller SAP sieht im Fachkräfte-Mangel bereits Wettbewerbsnachteile für Deutschland.

Headhunter ringen miteinander um die wenigen jungen Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. "Es gibt einen richtigen Kampf um den Nachwuchs", so Jakobi. Auch ausländische Firmen suchten in Deutschland nach geeigneten Fachkräften. Informatikstudenten aus Frankfurt berichten, Firmenvertreter würden bereits in die Fachschaft kommen und für ihre Unternehmen werben. Einige Firmen lockten dabei sogar mit Prämien.

Auch Sigmar Gleiser von der Zentralen Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt erlebt die starke Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Informationstechnologie: "Es gibt dreimal so viele Stellenangebote wie Absolventen". Gleichzeitig aber weist die ZAV darauf hin, daß es derzeit in Deutschland noch etwa 55.000 arbeitslose Ingenieure gibt. Doch seien diese meist älter, und vielen fehle das entscheidende Wissen über neue Technologien. "Der Wettbewerb um die jungen Kräfte wird sich noch verschärfen", erwartet ZAV-Mitarbeiter Wolfgang Henniger. Allerdings: Wenn die günstige Arbeitsmarktlage nun alle Abiturienten veranlasse, Elektrotechnik und Maschinenbau zu studieren, drohe bald wieder eine "Ingenieurs-Schwemme". (mbb)