Oberhausen ist besser als Hamburg, aber schlechter als München – strategisch gesehen

Zum Jahresanfang hat BenQ den Deutschland-Sitz von Hamburg nach Oberhausen verlegt. Aus "strategischen Gründen", wie es heißt. Die Richtung stimmt schon mal, aber vielleicht hätte man besser noch 630 km weiter nach Süden fahren sollen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

BenQ-Country-Manager Oliver Barz

(Bild: BenQ)

Lieber BenQ-Manager Oliver Barz,

Sie haben zum 1. Januar den Firmensitz von BenQ Deutschland von Hamburg nach Oberhausen verlegt. Recht so! Denn was landläufig gar nicht so bekannt ist: Oberhausen hat gegenüber Hamburg viele Vorteile. Zum Beispiel wird Oberhausen viel seltener von Sturmfluten und Hochwasser bedroht. Und dann schmeckt die Currywurst in Oberhausen viel besser als die in Hamburg, ganz abgesehen davon, dass man in dem norddeutschen Stadtstaat ja kaum eine bekommt. Insofern macht der Umzug von BenQ-Deutschland in vielerlei Hinsicht Sinn. Die offizielle Begründung, man habe den Sitz wegen der Nähe zur europäischen BenQ-Zentrale in Eindhoven nach Oberhausen verlegt, leuchtet mir allerdings nicht ganz ein. Denn wenn es so wichtig ist, möglichst nahe an dem Europa-Headquarter zu sein, warum sind Sie dann nicht gleich mit Mann und Maus nach Eindhoven gezogen?

Wie es heißt, erfolgte der Umzug nach Oberhausen aus "strategischen Gründen". Lieber Herr Barz, wenn es hier um Strategie geht, dann hätten Sie eigentlich nach München umziehen müssen. Denn es ist doch so: Wichtig für ein Unternehmen, das Erfolg haben will – und das will BenQ doch sicherlich –, ist, dass es möglichst nahe an seinen Kunden ist, den bestehenden und den potenziellen. Nun, und genau diese Kunden finden Sie in München, vor allem die potenziellen. Die Sache ist nämlich die: In ganz Deutschland ist im vergangenen Jahr die Zahl der Geburten – also der Kunden von Morgen – abermals zurückgegangen. In ganz Deutschland? Nein, in München nicht. Im Gegenteil. 2009 war zwar weltweit Wirtschaftskrise, aber in den Kreißsälen der bayerischen Metropole – nicht umsonst die "Weltstadt mit Herz" genannt – herrschte Hochkonjunktur. Konkret: Im vergangenen Jahr kamen in München so viele Kinder zur Welt wie seit 40 Jahren nicht mehr: nämlich 14 306, wenn Sie es genau wissen wollen.

"Die Krise hat in München 2009 überhaupt keine keine Rolle gespielt", zitiert der Münchner Merkur in diesem Zusammenhang den stellvertretenden Leiter des Münchener Statistik-Amtes, Elmar Huss. Für den Babyboom an der Isar hat Huss viele Erklärungen. München habe einfach hervorragende Standortfaktoren. "Die Qualität des Umlands ist hoch, die Arbeitslosigkeit ist relativ niedrig, die Kaufkraft ist die höchste weit und breit", sagt er. Das alles führe dazu, dass das Leben in München einfach Spaß mache. "Und der Rest kommt dann von allein", so Statistiker Huss weiter (jaja, der alte Witz: "Aus Spaß wurde Ernst und Ernst ist jetzt drei Jahre alt.").

Eine Entwicklung, die BenQ und genau genommen der gesamten IT-Branche nicht egal sein kann. Denn wie gesagt: Wer Erfolg haben will, der muss ganz nahe beim Kunden sein, und zwar am besten physisch. Der Firmensitz von BenQ wäre somit idealer Weise München, und nicht Oberhausen. Microsoft hat hier mal wieder den richtigen Riecher gehabt: Von der Konrad-Zuse-Straße in Unterschleißheim bis zum Marienplatz in München sind es gerade mal eine gute halbe Stunde mit dem Auto.

Allerdings: Wenn ich´s mir recht überlege, ist es vielleicht doch nicht so eine gute Idee, wenn jetzt alle IT-Hersteller und -Händler ihren Firmensitz nach München verlegen. Denn schon jetzt ist die bayerische Landeshauptstadt die teuerste Stadt im gesamten Bundesgebiet. Wenn jetzt noch mehr gut verdienende IT-Leute hier einfallen, dann steigen die Lebenshaltungskosten noch weiter an und die hoffnungsvollen Kunden von Morgen können sich kaum noch einen PC leisten. Vor diesem Hintergrund ist es also wohl doch besser, wenn Sie in Oberhausen bleiben, lieber Herr Barz.

Beste Grüße

Damian Sicking

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