c't 22/2023
S. 168
Story
Uncanny Valley
Bild: KI Midjourney | Bearbeitung c't

Uncanny Valley

Es gibt ein verbreitetes Unbehagen angesichts allzu menschenähnlicher künstlicher Akteure, etwa in Filmen oder auf Websites. Japanische Robotikforschung hat den Begriff des Uncanny Valley geprägt: Das „unheimliche Tal“ markiert einen Einbruch in der Akzeptanzkurve für anthropomorphe Figuren. Menschen mögen offenbar nichts, was auf eine schräge, verstörend-gruselige Beinahe-Kopie von ihresgleichen hinausläuft.

Von Gard Spirlin

Das Gewusel auf der Messe „Digital Life“ war schier unüberschaubar. Internationale Hersteller künstlich intelligenter Systeme gaben sich mit Datenschutzberatungsfirmen, einigen Giganten der elektronischen Unterhaltung sowie erfindungsreichen Anwenderclubs ein Stelldichein.

Timo und sein Klassenkamerad Sven drängten sich durch eine erregte, schwitzende, lärmende Menschenmenge, die das streng rechtwinklige Wegeraster zwischen den Messeständen nahezu lückenlos ausfüllte. Der Geruch von geschmolzenem Kunststoff aus 3D-Druckern mischte sich mit extravagantem Aftershave der Anzugträger, billigem Eau de Toilette der Messehostessen und dem Schweißgeruch der Nerds. Die bestaunten mit offenem Mund die Wunder der Technik, schleppten geschnorrte Umhängetaschen aus Jute mit Give-aways mit sich herum und plünderten die Bonbongläser und Käsecrackerteller der Kundentheken. Flirrende Laserprojektionen und blinkende Holodisplays buhlten epilepsieträchtig um die Aufmerksamkeit der Besucher. Promoter warben mit Headsets marktschreierisch um Kunden, sparsam bekleidete Models wanden sich um lichtschwangere Vitrinen voller Gadgets.

Kommentieren