iX 11/2016
S. 6
Leserbriefe
November 2016

Leserbriefe

Fehlende Innovation

(Wirtschaft: Markt ohne Dynamik: Sind Smartphones zu gut?; iX 10/2016, S. 36)

Quelle: © Can Stock Photo / Kurhan

Sie schreiben: „Als Ursache für die Kaufzurückhaltung gilt, dass die Nutzer angesichts der Qualität ihrer Smartphones kaum Anreiz zum Neukauf verspüren.“ Ich stimme dem zu, allerdings meinten Sie vermutlich die hohe Qualität, während ich die niedrige Qualität meine:

Als Besitzer eines Smartphones bekommt man maximal ein Jahr Updates vom Hersteller, dann ist es „veraltet“. Die Hardware mag gut sein, aber die Software! Handbücher sind bei Google nicht üblich; man wischt irgendwo (z. B. Google+) und hat dann irgendeine Aktion ausgelöst. Der Benutzer weiß ja, was er tut! Oder doch nicht? Gibt es außer den gestopften Sicherheitslöchern ein „Must have“-Feature im neuen Android? (Mein Smartphone hat eine 10-stufige Lautstärkeregelung, während mein alter YEPP aus dem gleichen Hause immerhin 30 Stufen hatte. Mir sind 10 Stufen beim Hören mit Kopfhörer zu wenig.) Okay, NFS wäre nett, Bluetooth ≥ 4 auch, die Kamera könnte besser sein, vor allem aber besser bedienbar.

Angesichts der fehlenden Innovation (was ist am neuen Smartphone wirklich besser?) kann man sein veraltetes Smartphone nutzen, bis es wirklich nicht mehr geht, und dann ein neues kaufen.

Ich als älterer Benutzer habe ein Smartphone, dessen Display noch nicht verkratzt ist (ist aber mehr als 3 Jahre alt), weil ich sorgsam damit umgehe, obwohl ich „nur“ 230 € dafür ausgegeben habe.

Beim Jugendlichen, der es noch nicht erarbeiten musste, sieht das Phone nach wenigen Tagen bereits anders aus. Hat ein Hersteller ein Interesse, die Smartphones langlebiger zu machen? Ich denke nicht. Also freue ich mich, dass ich ein altes Modell habe, das noch nicht komplett aus Plastik besteht.

Persönlich würde ich am liebsten jährlich 20 Euro an den Hersteller zahlen, damit meine Firmware und Anwendungen weiter mit Updates versehen werden, anstatt alle drei Jahre ein neues Gerät zu kaufen. Komisch nur, dass noch kein Hersteller auf die Idee gekommen ist, mal zu fragen, was die Kunden wollen 

Zuletzt ist es auch der Umweltgedanke: Statt ein neues Smartphone zu kaufen und das alte mehr oder weniger zu recyceln, benutze ich das alte lieber weiter. Also lieber warten, vielleicht kommt ja doch etwas deutlich Besseres!

Merkwürdigerweise geht es mir beim Auto ähnlich: Ich habe noch einen Opel Astra F, dessen Batterie beispielsweise nach zwei Wochen Stand immer noch nicht leer ist. Ohne Schnickschnacks, aber es fährt! Spinnt die Motorsteuerung (der Leerlauf wird immer schneller), so klemme ich kurz die Batterie ab, und dann ist wieder alles gut, also genau wie beim Smartphone. Beziehungsweise: viel einfacher.

Ulrich Windl, via E-Mail

Krisen unzulässig vermischt

(IT-Sicherheit: Krisensimulation in der IT; iX 10/2016, S. 94)

Der Artikel startete zunächst sehr interessant, im Abschnitt „Transformation auf die IT“ stockte ich jedoch. Dort steht: „Im Gegensatz zu Übungen in der Industrie stehen technisch bedingt kaum Simulationsmöglichkeiten bereit […]. Ein Zugriff auf operative IT-Systeme würde die Arbeitsprozesse zum Erliegen bringen.“

Dass es auch anders geht, zeigen Simian Army, Chaos Engineering und GameDays bei Netflix, Etsy und Amazon (siehe „Alle Links“, d. Red.) Der ständige Drill von Betrieb und Entwicklung durch bewusst eingefügte Fehler in Produktionssystemen sorgt für resiliente Systeme – und dies anscheinend schon seit Jahren.

Nun könnte man einwenden, dass der Artikel ja um IT-Sicherheit geht – allerdings spielt dies in diesem Artikel nur am Anfang eine Rolle. Danach vermischt der Autor mit seinen Beispielen Krisen aller Art aus der Industrie („Explosion in einer Erdölraffinerie“) und IT („Administratoren [suchen] vorbereitete Fehler“). Diese Vermischung hebt der Autor auch im Fazit nicht auf, auch wenn er dort wieder von IT-Sicherheitsmaßnahmen spricht.

Wenn der Autor am Ende schreibt, dass „[…] Krisensimulationen in der IT künftig eine größere Rolle spielen werden“, so wird das wohl stimmen. Mit der Vermischung von Krisen aller Art und den fehlenden Verweisen auf bestehende Best Practices tut er dem Leser jedoch keinen Gefallen.

Alexander Schwartz, via E-Mail

Gelungenes Free-Software-Produkt

(Editor: Version 8 des Texteditors Vim; iX 9/2016, S. 46)

Ehrlich gesagt hatte ich Vorurteile gegenüber Vim und dachte mir, ein verbesserter vi könne prinzipiell nichts taugen. Es könne sich dabei nur um Verschlimmbesserungen handeln, da bei vi das Wichtigste ist, wieder aus dem Editor herauszukommen, wenn man ihn einmal versehentlich gestartet hat.

Mittlerweile habe ich meine Meinung geändert, ich war beim Vim-Fest zu Besuch, durfte dem Autor selber ein Weilchen zuhören und wurde am Ende sogar von jemandem gefragt, ob ich am nächsten Tag, Sonntag, wiederkommen werde.

Vim ist nicht nur ein verbesserter vi, sondern stellt sogar einen vollständigen Re-Write da. Zunächst war es ein vi-Imitat, welches das Original im Funktionsumfang bald überflügelte. Der Autor spendet auch für arme Kinder in Afrika, wie er berichtete, darf also als sozial engagiert gelten.

Es ist außerdem nicht so, dass man auf die Tastaturbedienung festgelegt wäre, obwohl einige Puristen ihr vielleicht den Vorzug geben, sondern grafische Oberflächen für den Editor existieren durchaus: Bei Debian sind wohl hauptsächlich vim-GTK2 und vim-GTK3 zu nennen.

Auf dem KDE-Desktop habe ich ihn bisher noch nicht ausprobiert, im Prinzip liegt Vim aber wohl ziemlich in der Mitte zwischen dem spartanischen Nano-Editor und dem overfeatureten Emacs. Insgesamt also doch ein gelungenes Free-Software- Produkt.

Andreas Gläser, Berlin

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