iX 2/2016
S. 138
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Wissen, was man isst

Vermeidungsstrategie

Essen ist nicht nur lebensnotwendig, sondern für manche auch eine Weltanschauung. In beiden Fällen ist es hilfreich, sich über Inhaltsstoffe, Herstellungsverfahren und Verfügbarkeit zu informieren.

Menschen in Deutschland ernähren sich auf unterschiedlichste Art und Weise. Eine nicht geringe Anzahl lebt vegetarisch oder vegan, andere gluten- oder laktosefrei. Die Gründe für eine Ernährung jenseits des Mainstreams sind vielfältig und reichen von gesundheitlichen Aspekten über durch kommerzielle Nutztierzucht bedingte Umweltrisiken bis hin zum Respekt vor anderen Lebewesen. Was immer die persönlichen Beweggründe des Einzelnen für die gewählte Lebens- und Ernährungsweise sind – jeder, der sich anders als andere ernährt, kann von den Herausforderungen berichten, die diese Lebensweise mit sich bringt.

Seien es tierische Produkte in Lebensmitteln, in denen man sie nicht erwartet, oder das Ausfindigmachen eines Restaurants, das auf spezielle Bedürfnisse ausgerichtet ist – bei all dem können mobile Anwendungen helfen, sie aufzuspüren.

Gesund und umfangreich

Wer sich für eine vegane Ernährung, also ein Leben komplett ohne tierische Produkte, entscheidet, wird häufig mit der Frage konfrontiert: „Was isst du denn dann eigentlich?“ Dabei ist die Palette an schmackhaften und gesunden Rezepten unglaublich umfangreich.

Attila Hildmann ist ein veganer Koch und Kochbuchautor, der gern auch mal im amerikanischen Fernsehen auftritt. Inzwischen hat er auch eine vegane Rezepte-App veröffentlicht. Beim ersten Öffnen spielt die App ein etwas nerviges Promo-Video, in dem sich Attila für das Herunterladen der Anwendung bedankt. Zum Glück erscheint diese nur einmal und lässt sich auf einem Android-Gerät auch problemlos mit der Hardware-Zurücktaste abbrechen. Die kostenlose Version enthält 20 Rezepte, beispielsweise Tex-Mex-Burger mit Guacamole und Salsa, knusprige Tofu-Nuggets mit selbst gemachtem Curry-Ketchup sowie Reis-Basilikum-Bällchen mit Cashew- und Tomaten-Dip. Wer Attilas Bücher besitzt, kann zudem die Rezepte daraus in die App integrieren. Weitere Rezept-Pakete lassen sich per In-App-Kauf für jeweils 0,99 Euro erwerben.

Zu jedem Rezept gibt es eine Zutatenliste, die sich einfach einer integrierten Einkaufsliste hinzufügen lässt. Zusätzlich zur detaillierten Zubereitungserklärung gibt es zu den meisten Rezepten einen besonderen Tipp. Das kann ein Hinweis zur Vorbereitung eines Mahls am Vortag sein oder eine Anekdote aus Attilas Erfahrung als bekannter Koch oder zusätzliche Informationen zum Gericht liefern. Hat man sich für ein Rezept entschieden, bietet die App einen eingebauten Timer, mit dem man den Überblick über den Kochfortschritt behalten kann.

Eine optisch besonders gelungene, jedoch nur auf Englisch verfügbare App ist „Eat Vegan“. In den Kategorien Frühstück, Hauptgericht (aufpassen: da es sich um eine amerikanische App handelt, sind diese unter dem Stichwort „Entree“ zu finden, nicht zu verwechseln mit einer Vorspeise), Salate, Suppen, Beilagen und Nachtisch findet man über 250 leckere Rezepte. Zu jedem gibt es ein Bild, Angaben zur Länge der Zubereitungszeit sowie eine Liste von Zutaten, die sich hier ebenfalls einfach einer Einkaufsliste hinzufügen lassen. Lieblingsrezepte kann man mit einem Herzchen markieren, danach erscheinen sie in einer speziellen Kategorie namens „Favorite Recipes“.

Eine abgespeckte Version von „Eat Vegan“ bietet iTunes kostenlos an, per In-App-Kauf lassen sich weitere Rezepte zum Preis von 2,99 Euro freischalten.

Mit diesen beiden Apps wird das vegane Kochen zu Hause zwar einfacher, wer aber auch gerne einmal auswärts essen möchte, steht gleich wieder vor einer Herausforderung. Welches Restaurant bietet Gerichte an, die frei von tierischen Bestandteilen sind? Ein Blick auf „Vanilla Bean“ hält die Antwort auf diese Frage bereit. Die App zeigt mit ihrer „Frei-von-Alternativen“-Funktion neben veganer- und vegetarierfreundlichen Cafés und Gaststätten an, ob man in der Küche bereit ist, gluten- oder laktosefreie Mahlzeiten zuzubereiten.

Gewusst wo

Erlaubt man der Anwendung, auf die GPS-Funktion des mobilen Geräts zuzugreifen, bekommt man eine Liste der am nächsten gelegenen Küchen angezeigt. Aus dem individuellen Eintrag heraus kann man sich den Weg zum Restaurant anzeigen lassen, dort anrufen, um einen Tisch zu reservieren, oder nach dem Besuch eine Bewertung vornehmen. Die App zeigt die Öffnungszeiten an und gibt Hinweise zu den zu erwartenden Kosten (preiswert, etwas teurer, teuer, richtig teuer). Sie lebt davon, dass Nutzer Fotos der Gerichte und Speisekarten hochladen; leider fehlen diese zu vielen Einträgen noch. Allerdings ist die App kostenlos für Android und iOS erhältlich, daher lässt sich dieses Manko durchaus verschmerzen.

Der Fokus von „Vanilla Beans“ liegt auf Deutschland und Österreich; wer in anderen Ländern Urlaub macht und nach pflanzenesserfreundlichen Alternativen sucht, sollte sich „Happy Cow“ oder „Vegman“ auf das Mobilgerät laden. Je nach Zielort bietet jeweils die eine oder die andere Anwendung umfassendere Ergebnisse. Aus eigener Erfahrung der Autorin empfiehlt es sich jedoch in jedem Fall, die Verfügbarkeit des gewünschten Restaurants mithilfe einer Google-Suche oder eines kurzen Telefonats zu bestätigen.

„Happy Cow“ für iOS kostet 3,99 Euro. Für Android liegt die App in einer freien und einer kostenpflichtigen Version zum Preis von 3,99 Euro vor. Letztere bietet bessere Such- und Filterfunktionen, die Möglichkeit, Restaurants für Offlinenutzung zu speichern, und ist werbefrei. „Vegman“ ist zurzeit nur für iOS erhältlich, aber immerhin kostenlos und die Autoren haben angekündigt, dass eine Android-Version in Arbeit sei.

Wer bei der Ernährung und auch bei anderen Produkten weniger daran interessiert ist, ob sie tierische Inhaltsstoffe enthalten, sondern eher grundsätzlich Wert auf natürliche Zutaten legt, die frei von Gefahrenstoffen sind, sollte sich „Codecheck“ ansehen. Anhand des Barcodes eines Produkts, den die App einfach einscannt, anhand der Stichwortsuche oder über verschiedene Kategorien kann man Informationen zu Lebensmitteln und Kosmetikartikeln abrufen. Ein Kreis zeigt an, ob es sich um ein Produkt mit bedenklichen Inhaltsstoffen handelt. Ist er vollständig grün, ist das Produkt absolut unbedenklich. Andernfalls fügt die App je nach dem Anteil der Gefahrenstoffe am Gesamtprodukt ein warnendes Rot in den Kreis ein. Besonders hilfreich: Besteht ein Risiko für gluten- oder laktoseintolerante Menschen, ist dieses klar gekennzeichnet.

Doch Vorsicht: Vor Benutzung der App sollte man sich vollständig im Klaren darüber sein, ob man wirklich wissen möchte, ob das Lieblingsprodukt absolut unbedenklich ist. Wer sich schlecht fühlt, wenn er Produkte mit Palmöl benutzt, dessen Produktion zur Zerstörung der Regenwälder in Indonesien und Malaysia beiträgt, sollte sich eventuell nicht den Eintrag zum geliebten Nutella anschauen. Auch Fans von Dr. Oetkers Pizza Ristorante Prosciutto werden sicherlich enttäuscht sein, wenn sie die Warnung „Unbedingt meiden“ beim Inhaltsstoff Natriumnitrit sehen. Laut „Codecheck“ ist dieser Inhaltsstoff, der zur Umrötung von Schinken verwendet werden darf, ein Umweltgift.

Tierversuche meiden

Darüber hinaus bietet „Codecheck“ Artikel zu den Themen Gesundheit, Schönheit und Kosmetik an. Diese lassen sich jedoch an anderen Stellen besser finden und stellen für die Anwendung eher einen Ballast dar, als dass sie einen Mehrwert bieten.

Diejenigen, die sich aus Gründen des Tierschutzes vegetarisch oder vegan ernähren, sollten auch einen Blick auf „Wer macht’s“ von Animals’ Liberty werfen. Die Anwendung zeigt, welche Hersteller von Lebensmitteln und anderen Konsumprodukten Tierversuche durchführen, wer hinter No-Name-Produkten steckt und welche Produkte sich als tierfreundliche Alternativen anbieten.

Um ein Produkt zu überprüfen, gibt man dessen Namen in die Suchmaske ein; alternativ sind Produkte in Kategorien eingeteilt, die durchstöbert werden können. Wie bei „Codecheck“ ist Vorsicht geboten: Wer sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt hat, wird eventuell geschockt darüber sein, welche bekannten Hersteller ihre Produkte oder Zutaten laut App noch an Tieren testen. (ka)