Mobilmarkt-Monopol
Pro
Flexibel genug
Die Liste der gescheiterten alternativen Betriebssysteme für Smartphones ist zu lang für ein Editorial. Es scheint, als könne sich kein Dritter neben Google und Apple behaupten. Windows Mobile strauchelt noch, aber die Geier kreisen schon. Canonical hofft ebenfalls auf eine Nische, doch das Interesse ist bisher gering.
Sind also die beiden etablierten Systeme bereits perfekt für alle Nutzer? Weit gefehlt, aber kein aufstrebender Konkurrent konnte bisher etwas bieten, was ihn wirklich absetzte. Firefox OS sollte vor allem günstig sein, kam aber nie vom Platz. Microsofts Continuum soll den Desktop und das Smartphone verbinden, aber klassische Windows-Programme laufen nicht auf der ARM-Plattform. Außerdem beschneidet sich der Konzern selbst, das preiswerte Lumia 650 bietet die Funktion nicht und gerade in diesem Segment konnte der Hersteller wenigstens etwas punkten. Wenn es außer einer grundlegenden Affinität für das System selbst keinen Grund zum Wechsel der Plattform gibt, bleiben die meisten Nutzer eben bei iOS oder Android.
Liegt es also ausschließlich an den mangelnden Innovationen? Nein, denn viele Anwender sorgen sich genauso um ihre Daten und Privatsphäre. Weder Apple noch Google halten sich hier zurück. Wieso schaffen es Ubuntu Phone und Jolla mit Sailfish OS dann nicht? Weil Android den wenigen Aufmerksamen schon ausreichend Alternativen bietet. Dank Open-Source-Basis haben sich genug Entwickler an Projekte wie CyanogenMod gemacht, mit denen man ziemlich schnell auf einen App-Store und Cloud verzichten kann. Selbst BlackBerry hat inzwischen den Wechsel zu Android vollzogen. Und kaum stellt Canonical Convergence vor, erblickt wenige Tage später eine ähnliche Idee mit Android das Licht der Welt.
Das, was den Linux-Desktop lähmt, verhindert auf dem Smartphone das Entstehen echter Alternativen. Statt das Rad immer wieder neu erfinden zu müssen, schrauben Entwickler an den richtigen Stellen und stellen so einen Großteil der Nische zufrieden. Zwei Anbieter sind genug, vor allem wenn einer der beiden flexibel genug ist, um genauso besondere Wünsche zu bedienen.