iX 10/2017
S. 66
Review
Virtual Desktop Infrastructure
Aufmacherbild

VMwares VDI-Protokoll Blast Extreme mit H.264-Komprimierung

Teile und verdichte

VMwares VDI-Suite Horizon 7 nutzt das neue Protokoll Blast Extreme. Das soll zuverlässiger sein als PCoIP, weniger Traffic verursachen und hohe Qualität liefern.

Blast Extreme ist ein adaptives Remote-Desktop-Protokoll. VMware liefert es standardmäßig mit der aktuellen Version Horizon 7 seiner VDI-Suite aus. Der Hersteller positioniert Blast Extreme als Alternative zu Pixel Compression over IP (PCoIP). Auf VDI-Infrastrukturen mit Shared-Graphics-Hardware will es neue Maßstäbe im Terminalbetrieb von 3D-Anwendungen setzen.

Erste kommerzielle Gehversuche im VDI-Markt unternahm VMware 2008 mit dem Virtual Desktop Manager (VDM) Version 2.0. Zunächst bot VDM lediglich den zentral verwalteten Betrieb von Windows XP und Vista. VDI-Clients kommunizierten mit den virtuellen Desktops via Remote-Desktop-Protokoll RDP. Noch im selben Jahr lizenzierte VMware bei Teradici deren Technik PCoIP. Mit Version 4.0 lieferte VMware das inzwischen zu View umbenannte Produkt mit PCoIP aus, das im Vergleich zu RDP weniger Bandbreite beanspruchte und eine erheblich bessere Qualität der Bewegtbilddarstellung lieferte. Zwischenzeitlich nannte VMware seine VDI-Suite erneut um in Horizon (with View), derzeit heißt sie Horizon 7.

In der Praxis zeigte PCoIP trotz beständiger Weiterentwicklung einige Schwächen. Unter anderem war das per UDP paketierte Protokoll im mobilen Einsatz anfällig für Paketverluste und Verbindungsabbrüche. Vermutlich trieb dies VMware an, von Grund auf in Eigenregie eine Alternative zu PCoIP zu entwickeln. Das Ergebnis Blast Extreme ist ein kanalorientiertes Protokoll und nutzt wahlweise UDP oder TCP. Bei der Bildqualität hat der Anwender die Wahl zwischen bandbreitenoptimierter H.264-basierter sowie qualitätsmaximierter und verlustfreier JPEG-/PNG-Codierung der Bilddaten.

Großes Werkzeug für kleine Umgebungen

iX hat Blast Extreme in den Versionen von Horizon 7.0 und 7.2 auf einer ESXi-6.5-Plattform getestet. Die Hardwarebasis lieferte ein von Dell zum Test gestelltes 2U-Modell R730 mit 2 Xeon-CPUs vom Typ E5-2667 v4@3.20GHz, 256 GByte DDR-4-RAM, 2 SAS-HDDs plus 2 SATA-SSDs und einer NVIDIA-M60-Grafikkarte. Aus den Harddisks hat iX im Test drei virtuelle Festplatten erzeugt. Die erste HDD diente als Boot-Disk und verwahrte zusätzlich ein ISO-Verzeichnis mit den Abbildern der im Test benötigten Installationsmedien. Auf der zweiten HDD wurden virtuelle Festplatten für einen Domänencontroller, einen View-Verbindungsserver und einen vCenter Server eingespielt. Die SSDs sollten im RAID-0-Verbund die Massenspeicher für die VDI-Clients liefern.

Eine VDI-Infrastruktur mit Horizon 7.x in Minimalkonfiguration benötigt einen Connection Server, einen vCenter Server und mindestens einen VDI-Client, den ein Horizon-7-kompatibles Betriebssystem steuert. Für den Verbindungsserver 7.0 ist ein Windows Server 2008 R2 SP1 oder 2012 nötig. Die Version 7.2 ist zusätzlich mit Windows Server 2016 kompatibel. Dem Betriebssystem sind vor der Installation des Verbindungsservers die Treiber für die Virtualisierungsplattform aufzuspielen.

Sinn und Zweck eines vCenter Servers für eine View-Plattform mit genau einem Virtualisierungshost wird in den einschlägigen Foren zum Thema gelegentlich hinterfragt. Im Test kam allerdings heraus, dass nur über den vCenter Server die Konfiguration der virtualisierten Grafikhardware im Gast gelingt. iX hat ferner den „längeren Weg“ gewählt und, statt die vCenter Appliance einzurichten, die Serversoftware auf einem Windows Server 2012 R2 installiert. Als Datenbank kam SQL Server 2012 Express zum Einsatz.

Eine Verbindung hat zwei Enden

VDI-Clients benötigen einen Horizon-Agent, damit der Horizon-Verbindungsserver sie registrieren und ausliefern kann. Die aktuelle Version 7.2 ist mit diversen Windows-Server- und -Client-Betriebssystemen ab Windows Server 2008 R2 respektive Windows 7 und mit aktuellen Linux-Distributionen von Red Hat, CentOS, SUSE und Ubuntu kompatibel. Der virtuelle Shared Graphics Adapter (vSGA) ist laut VMware für Linux derzeit nur auf Red Hat Linux ab Version 7.1 nutzbar.

Mit Horizon 7 kompatible Terminals müssen über eine Horizon-Client-Software verfügen. Die aktuelle Version trägt die Nummer 4.5. Laut Produktinteroperabilitätsmatrix von VMware sind aber auch ältere Horizon-Clients ab Version 3.3 mit Horizon 7.0 und 7.2 verträglich. Die Interoperabilitätsmatrix differenziert leider nicht die in Horizon 7.x verfügbaren Protokolle RDP, PCoIP und Blast Extreme. Letzteres beherrscht der Horizon-Client erst ab Version 4.x.

Im Test hat iX den Horizon-Client 4.5 auf einem älteren Laptop Modell HP Probook 6560b mit 8 GByte RAM auf Windows 7 eingerichtet. Diese Kombination wurde zur Ermittlung der Grafikleistung von VDI-Clients mit Windows 7 und RHEL 7.2 Workstation genutzt. Zusätzlich hat iX die Benchmarks am Windows-VDI-Client mit darauf zugreifenden Thin Clients ermittelt. Erster Testkandidat war ein Dell Wyse 5060 LD mit AMD-GX-424CC-CPU, 4 GByte RAM, 64 GByte SATA-SSD, Radeon-R5E-Grafikhardware und Windows 7 Embedded als Betriebssystem. Dort war der Horizon-Client 4.1 aktiv. Außerdem wurde die VDI-Leistung mit einem Linux-basierten Zero Client, Modell 5848qdv, von 10zig ermittelt. Ausstattungsmerkmale hier: Intel-Celeron-CPU J1900, 2 GByte RAM, Intel Integrated Graphics, Linux-Kernel 4.1 und Horizon-Client 4.4.

Leicht ruckelig

Die Installationsschritte zum Testaufbau im Einzelnen: Konfiguration der Festplatten im R730, Aufspielen eines von Dell angepassten ESXi-Installations-ISO, Aufbau von Domänencontroller, vCenter Server, Verbindungsmanager und Clients mit Windows 7 sowie RHEL 7.2. Darauf folgend wurde der ESXi-Host in den Wartungsmodus überführt, um diesem den NVIDIA-Hosttreiber aufzuspielen. Dazu waren zwei Anläufe nötig. Das zum Testzeitpunkt neueste vSphere Installation Bundle (Vib), Version 367.106, ließ sich erfolgreich installieren, jedoch brach der ESXi die Initialisierung des Treibermoduls mit einem Fehler ab. Die Installation der Vorgängerversion Vib 367.43 lieferte den gewünschten Erfolg.