iX 12/2017
S. 114
Wissen
Systemintegration
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FHIR: Mehr Interoperabilität für den Gesundheitssektor

Ruhepuls

Auch im Gesundheitssystem verstehen die einen IT-Anwendungen oft nicht, was die anderen von ihnen wollen. Der Standard FHIR soll die Lage insgesamt verbessern und sogar Benutzerendgeräte einbinden.

Für Apps und andere Anwendungen im Gesundheitssektor verspricht der Standard FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources, gesprochen wie das englische „Fire“) eine einfache Implementierung und den einheitlichen Datenaustausch über System- und Gerätegrenzen hinweg. Gleichzeitig setzt der Gesetzgeber das E-Health-Gesetz weiter um und lässt ein Interoperabilitätsverzeichnis aufbauen. App-Entwickler und Softwarehersteller stehen somit vor weiteren Herausforderungen sowie erneut vor der Entscheidung, eigene Austauschformate, etablierte Standards oder eben FHIR zu verwenden.

Ein einfacher Datenaustausch auf Basis eines einheitlichen Standards könnte im Gesundheitsbereich vieles vereinfachen, Prozesse beschleunigen und die Kosten künftiger Anpassungen reduzieren. Zum Zoo voller Anwendungen im klinischen und ambulanten Sektor gesellen sich Geräte für Verbraucher wie Fitness-Tracker von Herstellern wie Nokia Health (früher Withings), Fitbit, Apple und anderen. Datenaustausch zwischen Geräten und Anwendungen gibt es allerdings nur im professionellen Umfeld – und auch dort nicht immer einheitlich. Daten aus Gesundheits-Apps und persönlichen Geräten finden bisher kaum Berücksichtigung, das Auswerten durch den Endanwender ist nicht nur aufgrund herstellerspezifischer Datenformate schwierig. Hier soll FHIR in die Bresche springen.

Andrew S. Tanenbaum schrieb in seinem Buch „Computer Networks“, das Schöne an Standards sei, dass es so viele davon gibt. Das gilt natürlich auch für den Gesundheitssektor [1]. In der Vergangenheit entstanden zahlreiche Anwendungen, die zum Teil auf vorhandene Spezifikationen setzen, sie in unterschiedlichen Versionen nutzen oder proprietäre Definitionen auf Basis von Standardformaten wie XML einsetzen.

Hardwarehersteller und Softwareentwickler sollten daher gut überlegen, welcher Standard von welcher Organisation sich sinnvoll für die eigenen Produkte verwenden lässt. Denn Interoperabilität bildet die Grundlage zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen und lässt sich nur über einen einfacher Datenaustausch sowie mit wiederverwendbaren Datenmodellen gewährleisten.

Um die Zusammenarbeit der Systeme im Gesundheitswesen kümmert sich etwa Health Level 7 (HL7), eine Sammlung internationaler Spezifikationen der gleichnamigen Organisation (alle Links zu diesem Artikel findet man unter ix.de/ix1712114). Darunter fällt der elektronische Austausch medizinischer, administrativer und finanzieller Daten. HL7 v2 und v3 sind weit verbreitet, wobei nahezu alle deutschen Krankenhäuser v2 einsetzen und damit beispielsweise den Abgleich von Patientendaten, die Befundkommunikation, Leistungsanforderungen und Logistik abdecken.

Dokumentenaustausch mit HL7

In der Clinical Document Architecture (CDA) wird der Dokumentenaustausch auf Basis von HL7 v3 abgewickelt. CDA ist mittlerweile als ISO-Standard (ISO 10781) veröffentlicht, die deutsche Anpassung findet man unter dem Namen SCIPHOX. Verschiedene Organisationen setzen ihn weltweit zum Entwurf digital vereinheitlichter medizinischer Dokumente ein. Beispielsweise fällt darunter der Arztbrief 2014/2015 (eArztbrief), der die papiergebundene Form ablösen soll.