iX 6/2017
S. 136
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Dateimanager für Mobilgeräte

Organisationstalente

Mobilen Betriebssystemen wie Android oder iOS fehlt von Haus aus ein Dateimanager zur Verwaltung von Dateien und Ordnern. Das eröffnet Chancen für zahlreiche Drittanbieter. Eine Übersicht.

Als Nutzer eines typischen Desktop- oder Laptop-Betriebssystems wie Linux, macOS oder Windows empfindet man den Zugriff auf das Dateisystem eines Gerätes als Selbstverständlichkeit. Auf den gängigen Betriebssystemen für Mobilgeräte sieht die Situation ganz anders aus.

iOS folgt hier der von Apple bekannten „Walled Garden“-Philosophie und lässt auf seinen Geräten keinen direkten Zugriff auf das Dateisystem des Gerätes zu. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus strategischen und sicherheitsbezogenen Überlegungen des Konzerns, denn unter technischen Gesichtspunkten spricht nichts gegen den Zugriff aufs Dateisystem. Alle genannten Plattformen basieren wie macOS auf einem Darwin-Unix-Kernel.

Android ist offener als iOS

Die Android-Welt gibt sich hier offener. Nutzer eines Gerätes im Auslieferungszustand haben immerhin Zugriff auf bestimmte Bereiche des Dateisystems. Dabei handelt es sich in der Regel um nicht systemrelevante Partitions- und Ordnerstrukturen. Wer mehr sehen möchte, muss sein Gerät „rooten“, was je nach Hardware und Android-Version verschiedene Arbeitsschritte und gegebenenfalls das Neu-Aufspielen eines Betriebssystem-Images unter Inkaufnahme von Datenverlust erfordert. Android-Nutzer haben so erwartungsgemäß die Nase vorn, wenn es um den Zugriff auf die Dateisysteme ihrer Geräte geht.

Aber auch Apple-Nutzer stehen nicht ganz außen vor. iOS-Geräte erlauben immerhin die sogenannte Dateifreigabe über iTunes, wenn die iOS-App dies unterstützt. Hierzu muss man das iOS-System via USB mit dem PC oder Mac verbinden und kann dann mit iTunes Dateien in geschützte Speicherbereiche einer App kopieren. Nicht alle Apps unterstützen das, aber mithilfe dieser Methode lassen sich wenigstens Office-Dateien, Bücher, Comics oder Audio-/Videodateien zwischen mobiler und Desktop-Welt austauschen.

Zudem findet man im iTunes-App-Store einige Apps, die sich mit dem Titel „File Manager“ schmücken. Diesen gemeinsam ist, dass sie aus den oben genannten Gründen keinen Zugriff auf das iOS-Dateisystem erlauben. In der Regel stellen diese Apps eine Art virtuellen USB-Stick dar. Mithilfe der iTunes- Dateifreigabe oder eines eingebetteten HTTP-Servers lassen sich Dateien ausgewählter Typen im Speicherbereich der jeweiligen App ablegen und dann mit dieser öffnen, in einigen Fällen bearbeiten und mit anderen Apps oder Onlinediensten teilen.

Eine der empfehlenswerten Apps dieser Art ist „File Manager (FREE)“. Die App ist kostenlos erhältlich und beinhaltet die oben erwähnten iOS-typischen Features eines Dateimanagers. File Manager enthält eine Reihe integrierter Dateiansichten, beispielsweise für PDFs, Microsoft Office, Apple iWorks und andere. Die App kann mit ZIP-Dateien umgehen und lässt sich mit externen Diensten wie Dropbox, Google Drive, iCloud und OneDrive verbinden. Darüber hinaus lassen sich auch WebDAV und FTP als Datenquellen und Speicherorte anbinden.

Die Benutzeroberfläche ist gut organisiert und mittels verschiedener Darstellungen und Sortierreihenfolgen anpassbar. Wie auf modernen iOS-Geräten üblich, kann man die Dateien aus der App heraus mit verschiedenen anderen Apps auf dem Gerät teilen. Zum Preis von 0,99 Euro lassen sich die Werbebanner abschalten.

Für Android-Nutzer stellt sich die Welt der Dateimanager um einiges bunter dar. Eine Suche in Googles Play Store findet Hunderte von Kandidaten, darunter auch einige zwielichtig erscheinende Apps, denen man den Zugriff auf seine Daten vielleicht besser verwehren sollte.

Android hat seit Version 6.0 einen eingebauten sehr rudimentären Dateimanager. Diesen findet man in der Einstellungen-App im Bereich „Speicher“. Dort ist am unteren Ende der Kategorien-Übersicht der Eintrag „Erkunden“, mit dem sich die App starten lässt.

Dateizugriff ab Android 6

Einige wenige Android-Mods wie der CyanogenMod-Nachfolger LineageOS enthalten von Haus aus einen Dateimanager in ihrer App-Liste. Manche Gerätehersteller wie Samsung oder Sony liefern auch mit ihren eigenen Abarten von Android einen weiteren Dateimanager, in einigen Fällen kommen diese dann auch noch mit einer PC-Software, um Dateien zwischen Gerät und PC hin- und herkopieren zu können.

Eine der wenigen gelungenen Apps eines Geräteherstellers ist „ASUS File Manager“. Die kostenlose App des taiwanischen Hardwareherstellers ähnelt im Stil dessen ZenUI, was zunächst eine eher ungewohnte visuelle Erfahrung sein mag. ASUS File Manager erlaubt das Arbeiten mit den Gerätedateien auf verschiedene Arten. Im oberen Bereich des Bildschirms werden Dateikategorien wie Bilder, Videos, Musik oder Downloads angeboten. In einigen Fällen beziehen sich diese auf Ordner im Dateisystem (Downloads, Documents), andere stellen eine virtuelle Sammlung aller Dateien eines entsprechenden Typs dar.

Natürlich kann man das Dateisystem alternativ hierarchisch durchstreifen. Negativ, aber für eine App eines Geräteherstellers nicht überraschend, fällt auf, dass ASUS File Manager auch auf einem Gerät mit Root-Zugriff keinen Vollzugriff bietet. Darüber hinaus gibt es einen sogenannten Storage Analyzer, der große oder doppelte Dateien aufspüren kann. Ein eingebetteter HTTP-Server zum Transferieren von Dateien über Wi-Fi rundet das Bild ab.

Bei NextApps „File Explorer“ handelt es sich um einen in der Basisversion kostenlosen Dateimanager im Stil von Googles Material Design. Diese App erlaubt unter anderem das Öffnen mehrerer Fenster und eine Splitscreen-Ansicht zwischen je zwei dieser Fenster. Diese ist vor allem beim Kopieren und Bewegen von Dateien sehr nützlich. Die App verfügt ebenfalls über einen eingebauten HTTP-Server und Werkzeuge zum Finden von doppelten und übergroßen Dateien.

File Explorer bietet zwei über die Basisfunktionen hinausgehende Module. Ein ebenfalls kostenloses Add-on fügt der App Root-Zugriff hinzu, mit dem Add-on FX Plus zum Preis von 2,09 Euro bekommt die App Zugriff auf Onlinedienste und Features wie eingebaute Tools zum Betrachten und Abspielen von Bild-, Video- und Audiomedien. Für Nutzer mit technischem Interesse ist der File Explorer gegenüber dem ASUS File Manager die bessere Wahl.

Eine interessante Alternative bietet der „X-plore File Manager“. Die App weicht von anderen Dateimanagern ab, denn sie stellt das Dateisystem des Gerätes als Baumstruktur dar, in der einzelne Äste geöffnet und geschlossen werden können – ähnlich dem typischen Dateisystembaum im Windows Explorer. X-plore File Manager kann zwei Fenster gleichzeitig verwalten, zwischen denen sich mit einer Wischgeste einfach wechseln lässt. Die App ist kostenlos und werbefrei, nur ein unaufdringlicher Spenden-Button in der Menüleiste erinnert dezent ans Monetäre. Auf einem Gerät mit Root-Zugriff arbeitet die App per Default im Superuser-Modus. Dies kann man zwar in der Konfiguration einfach ändern, es stellt aber ein potenzielles Risiko dar. X-plore File Manager richtet sich mit der Gestaltung seiner Oberfläche und den elaborierten Features eindeutig an fortgeschrittene Anwender.

Der Zugriff auf die eigenen Dateien oder gar alle Dateien des Gerätes durch eine unbekannte App wirft natürlich Sicherheitsbedenken auf. Viele setzen da lieber auf Open-Source-Programme. Zum einen lässt sich der Quellcode dieser Apps einsehen und gegebenenfalls selbst kompilieren, zum anderen geben sich Open-Source-Apps oftmals transparenter hinsichtlich der benötigten Zugriffsrechte auf Gerätefunktionen.

Open-Source-Alternativen

Die wahrscheinlich kompletteste Übersicht von Open-Source-Apps für Android ist F-Droid. Möchte man Apps von F-Droid direkt installieren, so muss man dies entweder über die F-Droid-App tun oder die APK-Datei der jeweiligen App herunterladen und manuell aufspielen.

Viele F-Droid-Apps sind aber auch im Google Play Store zu finden. Etwa „Ghost Commander File Manager“, eine App im schlichten Norton-Commander-Design, die zurück bis zu Android 1.6 funktioniert. Das Arbeiten mit verschiedenen Onlinediensten unterstützen nachinstallierbare Plug-ins. Auch Ghost richtet sich eher an den fortgeschrittenen oder gar Profianwender. (js)