MIT Technology Review 4/2018
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was machtein Feuerwerker?

In unseren Böden liegen noch viele Kampfmittel, vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Bomben und Granaten zu entschärfen, ist die Aufgabe von Feuerwerkern.

Christoph Rottner (Mitte) beim Bergen und Entschärfen. Foto: Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg

Alles, was eine Bombe kritisch macht, kam bei dem Fundstück in einem Wald bei Böblingen zusammen: Die etwa 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe hatte einen gefürchteten chemischen Langzeitzünder mit Zündverzögerung. Sie war außerdem gegen Entschärfen gesichert. Und da es sich um einen Blindgänger handelte, „ist durch den Abwurf der Zünder schon entsichert“, sagt Christoph Rottner vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg in Stuttgart. „Dieser Entsicherungsprozess schreitet langsam voran, wir wissen aber nicht, an welchem Punkt er stehen geblieben ist.“ Rottner war der technische Einsatzleiter bei der Entschärfung der Bombe Ende November 2017.

Der 52-Jährige ist Feuerwerker, wie die neun Kampfmittelspezialisten der Behörde bezeichnet werden. „Feuerwerker wird man, indem man sich als Munitionsfacharbeiter bewährt“, sagt Ralf Vendel, Leiter des Dienstes. Diese Facharbeiter unterstützen Feuerwerker bei der Arbeit. Bewährt sich ein Munitionsfacharbeiter, wird er zur Ausbildung an eine Sprengschule geschickt. Die dauert neun Wochen. Vendel schätzt, dass es in Deutschland etwa 100 Feuerwerker bei staatlichen und knapp 1000 bei privaten Räumdiensten gibt. In Baden-Württemberg dürfen die privaten Kampfmittelbeseitiger nur suchen und bergen, nicht aber entschärfen, transportieren und vernichten. Doch das variiert je nach Bundesland.

Rottner hat Maschinenbaumechaniker gelernt und ist seit 1994 beim Kampfmittelbeseitigungsdienst. Seit 15 Jahren ist er Feuerwerker und Kampfmitteltaucher. „Das sind ganz besondere und seltene Aufgaben. Und ja, sie sind gefährlich, das macht die Arbeit ziemlich interessant.“ Angst hat er bei seiner Arbeit nicht mehr. Was er an seinem Job mag, ist die Abwechslung. „Sie ist technisch vielseitig durch die unterschiedlichen Zündmechanismen, man braucht historisches Wissen, muss sich mit Geologie und Vermessungstechnik auskennen.“

In Böblingen begann ein sechsköpfiges Team zunächst damit, die Bombe mit einem Bagger vorsichtig auszugraben. Nach der Identifikation wurde ihr Zustand überprüft. Der Einsatzleiter entschied sich fürs Entschärfen und den Abtransport. Er brachte ein Fernentschärfungsgerät an, eine hydraulische Presse, die über Kabel gesteuert den Zünder ohne Drehen aus dem Gewinde reißt, ähnlich wie der Korkenzieher den Verschluss aus einer Weinflasche. Alles ging gut. Die Bombe lagert nun in den Bunkern der Behörde. Von dort wird sie in eine Zerlegeeinrichtung transportiert. Peter Ilg

MINT-Fächer

Mehr Gleichberechtigung, weniger MINT-Studentinnen

Je gleichberechtigter und wohlhabender eine Gesellschaft, desto weniger junge Frauen entscheiden sich für ein Studium in einem MINT-Fach. Das haben Wissenschaftler der Universität von Missouri in Columbia zusammen mit Kollegen der Leeds Beckett University im englischen Leeds herausgefunden.

Die Forscher analysierten die Daten von 475000 Jugendlichen aus 67 Ländern und stellten zwar fest, dass die Leistungen von Jungen und Mädchen in MINT-Fächern weitgehend gleich waren. Doch während die größten Fähigkeiten der Jungen in den Naturwissenschaften liegen, sind die Fähigkeiten der Mädchen beim Leseverständnis insgesamt noch höher, was ihre Chancen in Nicht-MINT-Fächern erhöht. „Daher entscheiden sich Mädchen eher für andere Berufe abseits von MINT-Fächern“, sagt David Geary, Professor am College of Arts and Science der Universität von Missouri.

Dieser Trend sei überraschenderweise am stärksten in Ländern mit ausgeprägter Gleichberechtigung wie Finnland, Norwegen oder Schweden. In konservativen Ländern wie der Türkei oder Algerien sei der Anteil der Frauen unter den MINT-Absolventen dagegen viel höher. Die Kombination von höherem Leseverständnis, geringerem Interesse an den Naturwissenschaften und größerer finanzieller Sicherheit seien der Grund dafür, dass sich in hoch entwickelten Ländern so wenige Frauen für eine Laufbahn in einem MINT-Fach entscheiden, das in anderen Ländern auch als eine Garantie für einen gut bezahlten Job angesehen wird. KARSTEN SCHÄFER

DIGITALISIERUNG

Chefs mit neuen Kompetenzen nötig

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln

Fast vier von zehn Unternehmen in Deutschland sind davon überzeugt, dass die Fähigkeit, Problemlösungen zu identifizieren, in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen wird. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft, für die 1204 Betriebe in Deutschland befragt wurden. KARSTEN SCHÄFER

Studiengänge

Die Fachhochschule Kufstein Tirol bietet zum Wintersemester 2018/19 den neuen Masterstudiengang Data Science & Intelligent Analytics an. Das Studium erfolgt berufsbegleitend durch Online-Lehrveranstaltungen und soll sowohl technisch-praktisches als auch wirtschaftlich-anwendungs-orientiertes Spezialwissen vermitteln.

www.fh-kufstein.ac.at/DSIA

 

Die Technische Hochschule Köln startet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Masterstudiengang Digital Games. In drei Semestern spezialisieren sich die Studierenden auf zwei von drei Disziplinen und verfolgen ein eigenständiges künstlerisch-wissenschaftliches Projekt. Beim Game Design stehen Regie und Drehbuch des Spiels im Mittelpunkt, in Game Arts geht es um die Umsetzung dieser Ideen, etwa bei der Charakter- und Levelgestaltung oder der Vertonung, und Game Programming zielt auf die Informatik-Aspekte des Projekts.

bewerbung.th-koeln.de

 

Die Hochschule Trier bietet zum Sommersemester 2018 den neuen Bachelor-Studiengang Internet of Things – Digitale Automation an. Er bildet Ingenieure aus, die sich mit der Entwicklung digital vernetzter Geräte und Systeme, dem Entwurf entsprechender Algorithmen zur Datenverarbeitung sowie deren programmiertechnischer Umsetzung auskennen und ist damit speziell auf die Anforderungen der „Industrie 4.0“ zugeschnitten.

www.hochschule-trier.de/go/iot