Was machtein Feuerwerker?
In unseren Böden liegen noch viele Kampfmittel, vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Bomben und Granaten zu entschärfen, ist die Aufgabe von Feuerwerkern.
Alles, was eine Bombe kritisch macht, kam bei dem Fundstück in einem Wald bei Böblingen zusammen: Die etwa 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe hatte einen gefürchteten chemischen Langzeitzünder mit Zündverzögerung. Sie war außerdem gegen Entschärfen gesichert. Und da es sich um einen Blindgänger handelte, „ist durch den Abwurf der Zünder schon entsichert“, sagt Christoph Rottner vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg in Stuttgart. „Dieser Entsicherungsprozess schreitet langsam voran, wir wissen aber nicht, an welchem Punkt er stehen geblieben ist.“ Rottner war der technische Einsatzleiter bei der Entschärfung der Bombe Ende November 2017.
Der 52-Jährige ist Feuerwerker, wie die neun Kampfmittelspezialisten der Behörde bezeichnet werden. „Feuerwerker wird man, indem man sich als Munitionsfacharbeiter bewährt“, sagt Ralf Vendel, Leiter des Dienstes. Diese Facharbeiter unterstützen Feuerwerker bei der Arbeit. Bewährt sich ein Munitionsfacharbeiter, wird er zur Ausbildung an eine Sprengschule geschickt. Die dauert neun Wochen. Vendel schätzt, dass es in Deutschland etwa 100 Feuerwerker bei staatlichen und knapp 1000 bei privaten Räumdiensten gibt. In Baden-Württemberg dürfen die privaten Kampfmittelbeseitiger nur suchen und bergen, nicht aber entschärfen, transportieren und vernichten. Doch das variiert je nach Bundesland.
Rottner hat Maschinenbaumechaniker gelernt und ist seit 1994 beim Kampfmittelbeseitigungsdienst. Seit 15 Jahren ist er Feuerwerker und Kampfmitteltaucher. „Das sind ganz besondere und seltene Aufgaben. Und ja, sie sind gefährlich, das macht die Arbeit ziemlich interessant.“ Angst hat er bei seiner Arbeit nicht mehr. Was er an seinem Job mag, ist die Abwechslung. „Sie ist technisch vielseitig durch die unterschiedlichen Zündmechanismen, man braucht historisches Wissen, muss sich mit Geologie und Vermessungstechnik auskennen.“
In Böblingen begann ein sechsköpfiges Team zunächst damit, die Bombe mit einem Bagger vorsichtig auszugraben. Nach der Identifikation wurde ihr Zustand überprüft. Der Einsatzleiter entschied sich fürs Entschärfen und den Abtransport. Er brachte ein Fernentschärfungsgerät an, eine hydraulische Presse, die über Kabel gesteuert den Zünder ohne Drehen aus dem Gewinde reißt, ähnlich wie der Korkenzieher den Verschluss aus einer Weinflasche. Alles ging gut. Die Bombe lagert nun in den Bunkern der Behörde. Von dort wird sie in eine Zerlegeeinrichtung transportiert. Peter Ilg