Generative KI-Entwicklungen als große Herausforderung

Das Themenfeld der Künstlichen Intelligenz (KI) ist ein wichtiger Schwerpunkt an der Fachhochschule Dortmund. Am Fachbereich Informatik ist Prof. Dr. Sebastian Bab Experte für das Lehrgebiet Angewandte Logiken und KI, wo er seinen Studierenden unter anderem Maschinelles Lernen verständlich macht.

Herr Prof. Dr. Bab, Ihr wissenschaftlicher Karriereweg hat sie von Berlin nach Dortmund geführt. Wie kam es dazu?

An der TU Berlin hatte ich 2013 im Bereich Theoretische Informatik als wissenschaftlicher Mitarbeiter gerade habilitiert, also die Lehrberechtigung für eine Hochschule erworben – da entdeckte ich eine Ausschreibung der Fachhochschule Dortmund am Fachbereich Informatik. Es handelte sich um eine Vertretungsprofessur für Mathematik im Projekt „Qualität in der Lehre“, kurz QdL. Darauf habe ich mich beworben und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Noch auf der Rückfahrt nach Berlin bekam ich den Anruf, dass ich die Stelle haben könne. Das Angebot habe ich sehr gerne angenommen, auch wenn ich ehrlich gesagt zunächst dachte, dass es in Dortmund wegen der Befristung wohl nur eine Zwischenstation für mich wäre.

Aus der Zwischenstation wurde dann aber deutlich mehr?

Allerdings, denn schon nach etwa einem Jahr als Vertretungsprofessor konnte ich mich an meinem Fachbereich erfolgreich um eine Dauerprofessur für das Lehrgebiet Mathematik und Informatik bewerben. Und 2018 habe ich dann von einer Kollegin das Thema Künstliche Intelligenz übernommen, seitdem betreue ich das Lehrgebiet „Angewandte Logiken und KI“.

Wie empfinden Sie die Arbeit am Fachbereich Informatik?

Ich habe ihn von Anfang an sehr zu schätzen gelernt. Das Kollegium ist einfach super cool, nicht nur die Lehrenden, sondern ich meine alle, die hier arbeiten. Wenn man ein Vorhaben anstoßen möchte, findet man sofort Leute, die gerne mitmachen. Wir sind hier alle immer sehr eng im Austausch und schauen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können. Die Atmosphäre ist offen, freundlich und auf Teamwork ausgerichtet. Das habe ich von Anfang an so erlebt. Und die Ausstattung mit Hard- und Software ist top! Wenn ich einen Wunsch nach neuer Ausstattung für Lehrprojekte habe, kann ich davon ausgehen, dass der auch tatsächlich umgesetzt wird. Es ist hier übrigens immer sehr willkommen, eigene Ideen einzubringen, was an Hochschulen nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Hat sie die FH Dortmund insgesamt positiv überrascht?

Ja, denn ich habe den Eindruck, dass die Hochschule als Ganzes und auch speziell das Rektorat sich für die Belange der Einzelnen interessiert und sich kümmert, mit sehr viel Unterstützung in jeder Hinsicht. Es hat etwas Familiäres, mit offenen Ohren und kurzen Wegen, das ist meine persönliche Erfahrung.

Und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Studierenden?

Das Betreuungsverhältnis ist schon deshalb etwas Besonderes, weil wir die Gruppengrößen überschaubar halten, in unseren Übungen sind es in der Regel maximal 30 Teilnehmende. Das ermöglicht eine angenehme Art der Ausbildung, als Lehrender kann ich viel konkreter mit den einzelnen Studierenden reden. Das wurde direkt zu Beginn in meinem QdL-Projekt deutlich, wo es darum ging, Studierende mit Startschwierigkeiten in den ersten Semestern abzuholen. Es war schon hilfreich, sich neben einzelne Studierende setzen zu können und zu verstehen, was das individuelle Problem ist. Da ging niemand unter in einer großen Masse wie im riesigen Unibetrieb. Das gefällt mir hier sehr, das möchte ich nicht mehr missen.

Bemerken Sie weitere Unterschiede im Vergleich zu Uni-Studierenden?

Wir haben hier an der FH Dortmund nicht nur die typische Abi-Studium-Studierendenschaft, die man klassischerweise von Universitäten kennt. Unsere Studierenden haben die unterschiedlichsten Hintergründe. Mal haben sie klassisch Abi gemacht, mal Fachabi, vielleicht erst mal eine Ausbildung, sodass der Mathematikunterricht in der Schule schon mehrere Jahre zurückliegt. Ich finde es sehr reizvoll, alle abzuholen und dann ein gemeinsames Niveau herzustellen, also einen soliden Stand zu erreichen, mit dem sie weitermachen können. Das ist immer sehr spannend, weil ja sehr unterschiedliche Sichtweisen auf Themen einfließen. Ich mag es, in meiner interaktiven Lehre mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren, vor allem wenn es um die KI geht.

Also alles, nur kein statisches Skript?

Frontal-Lehre oder in einer Vorlesung tatsächlich nur etwas vorzulesen, das finde ich ganz gruselig. Ich finde es wichtig, dass wir miteinander diskutieren und Aufgaben gemeinsam angehen. Das kommt gut an und am Ende führt das zu besseren Ergebnissen. Wir versuchen hier am Fachbereich generell, mit den Studierenden zusammen Themen zu erarbeiten oder Lösungen herzuleiten. Wenn morgen eine KI-Lösung herauskommt, an die heute noch niemand gedacht hat, dann hoffe ich, dass Studierende, die in meiner Lehrveranstaltung waren, mit einem grundsätzlichen Verständnis ihr Wissen auf das Neue anwenden können.

Bleibt Ihnen neben der Lehre Zeit für weiteres Engagement?

Mein Fokus liegt ganz klar auf der Lehre. Aber ich engagiere mich zum Beispiel auch ein in der administrativen Selbstverwaltung, etwa in Berufungskommissionen oder im Fachbereichsrat. Und über die Betreuung von kooperativen Promotionen forsche ich quasi indirekt durch andere mit. Das macht großen Spaß und das werde ich beibehalten. Perspektivisch möchte ich auch selbst wieder mehr forschen, vor allem im Bereich KI.

Sind Sie als Experte überrascht, wie sehr KI-Themen aktuell boomen?

Die Technologie, die beispielsweise ChatGPT zugrunde liegt, die ist ja im Prinzip relativ einfach. Aber dass sie so gut funktioniert, hat nicht nur mich, sondern sicherlich den Großteil der KI-Community überrascht. Es ist schon eine große Herausforderung, bei der Vielzahl an aktuellen Entwicklungen im Bereich der generativen KI am Ball zu bleiben, da Firmen wie OpenAI jetzt alles sehr exklusiv handhaben und nicht mehr auf Konferenzen darlegen, wie ihre Modelle im Detail funktionieren. Um alles nachvollziehen zu können, finde ich es umso wichtiger, mich hierzu mit meinen FH-Kolleg*innen und in der KI-Community auszutauschen und mit fachlich versierten Newslettern und Podcasts auf dem Laufenden zu halten.

Ist die KI-Nutzung für den Hochschullalltag geregelt?

Ja, das Rektorat hat kürzlich eine sehr konstruktive Leitlinie zum Einsatz von KI in der Lehre vorgelegt. Transparent kenntlich zu machen, ob und wie KI verwendet wurde, ist dabei ein wesentlicher Grundsatz – sowohl für meine Studierenden, etwa bei der Erstellung von Haus- oder Abschlussarbeiten, als auch für mich selbst und meine Lehrmaterialien.

Sie interessieren sich für eine Professur als Karriereweg? Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf der Website der FH Dortmund.

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