"Cyberpunk 2077 – Phantom Liberty" durchgespielt: Ende gut, alles gut

DLC und Update 2.0 müssen es richten: "Phantom Liberty" ist all das, was die "Cyberpunk 2077"-Fans von Anfang an erwartet hatten.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 113 Kommentare lesen

(Bild: CD Projekt)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Rund drei Jahre nach dem Hauptspiel erscheint mit "Phantom Liberty" der erste große DLC zu "Cyberpunk 2077". Neben einer umfangreichen Story-Erweiterung verpasst CD Projekt Red seinem Blockbuster zusätzlich ein kostenloses, aber umfangreiches Update 2.0 mit besserer Grafik, überarbeiteten Spielmechaniken und neuen Nebenmissionen.

Es war eines der größten Desaster der jüngsten Spielegeschichte: "Cyberpunk 2077", der hochgehypte Titel der "Witcher"-Macher von CD Projekt Red, scheiterte 2020 an der Technik und den eigenen Ansprüchen. Kaum ein Spiel wurde so sehnlichst erwartet, um danach gnadenlos verrissen zu werden. Lief die PC-Version noch verhältnismäßig ordentlich, waren die Last Gen-Versionen ein technisches Desaster, das teilweise aus dem Handel genommen wurde. Wer das Spiel trotzdem durchspielen konnte, erlebte ein großes SF-Abenteuer mit zahlreichen spielerischen Möglichkeiten.

"Phantom Liberty" angespielt (5 Bilder)

Ende gut, alles: Mit "Phantom Liberty" und dem Update 2.0 verwöhnt CD Projekt treue Fans.
(Bild: heise online)

Anders als andere Spielefirmen ließ CD Projekt Red die Fans nicht hängen. Ähnlich wie Hello Games mit "No Man’s Sky" verbesserte das polnische Entwicklungsstudio das Spiel mit weiteren Updates, bis es sogar im letzten Jahr wieder ganz oben in den Steam-Charts auftauchte. "Phantom Liberty" ist die Krönung dieser Entwicklung: technisch ohne Ecken und Kanten und mit einer Story, die dem Thema "Cyberpunk" und der düsteren Zukunftsvision gerecht wird.

"Phantom Liberty" ist ein rund 15-stündiger Spionage-Thriller über dunkle Machenschaften, Freundschaft und den Fluch der Technik. Spielerinnen und Spieler können direkt starten, alternativ beginnt die Geschichte ab einem bestimmten Punkt in der Hauptkampagne. In der Story wird die Hauptfigur V von einer geheimnisvollen Netrunnerin engagiert, um die Präsidentin der NUSA zu retten, die mit ihrem Flugzeug abgeschossen wurde. Deshalb macht sich V mit seinem virtuellen Mentor Johnny Silverhand, erneut gespielt von Keanu Reeves, auf in den neuen Stadtteil Dogtown, der die dunklen Schattenseiten von Night City zeigt. Er verbündet sich mit dem Agenten Solomon Reed, gespielt von Idris Elba.

Wem die Story des Originals zu abenteuerlastig und oberflächlich war, liegt bei "Phantom Liberty" genau richtig. Actionreich, aber auch nachdenklich machend erzählt CD Projekt Red von einer beklemmenden Zukunft, in der das scheinbar hilflose Individuum den Machenschaften der Mächtigen und der Versuchung der Technik ausgesetzt ist. Besonders im Schicksal einer zentralen Figur spiegelt sich eine Frage, die schon immer die Science-Fiction antreibt: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein, wenn die Technik uns scheinbar endlose Möglichkeiten bietet?

Obwohl die Story ernster geworden ist, hat sich spielerisch im Kern kaum etwas geändert. Die Spieler und Spielerinnen hacken, ballern und schleichen sich durch Night City und den neuen Stadtteil Dogtown. Neben "Phantom Liberty" bringt das gratis veröffentlichte Update 2.0 einige neue Missionen und Spielelemente wie Fahrzeugkämpfe oder einen neuen Talentbaum namens "Relic". Dazu kommt ein neues Vorteilssystem und eine teilweise überarbeitete Benutzeroberfläche. Die neue Polizei-KI reagiert jetzt härter auf Vs illegale Aktivitäten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie schon im Hauptspiel überzeugen die unterschiedlichen spielerischen Ansätze, um eine Mission zu lösen. Hinterhältig wie ein Meister-Assassine? Oder sich cool in die Technik-Gadgets der Gegner hacken? Einfach brachial mit der Shotgun durch die Mitte? Zahlreiche Fähigkeiten und Technik-Upgrades bieten jedem Spielertyp eine breite Auswahl an unterschiedlichen Herangehensweisen.

Die neuen Story-Missionen führen V wieder in stark bewachte Bürokomplexe und Labore. Manchmal muss er sich in Systeme hacken oder seinen computergesteuerten Helfer durch einen Level lotsen. Abseits der Action erstellt er durch Gespräche Persönlichkeitsprofile, um sich in einem Abschnitt mit einer lebensechten Maske auf eine Art "Mission Impossible" zu begeben. Gelegentliche Bosskämpfe gegen einen riesigen Roboter oder Elitesoldaten sorgen für Action. Dazwischen kommt es oft zu langen Gesprächen über Schuld und Sühne oder traumatische Erlebnisse. Besonders der ungewöhnliche spielerische Ansatz des Finales könnte die Fans spalten.

Ein paar Mängel sind zumindest subjektiv betrachtet geblieben: Dem Gunplay fehlt es am "Wumms". Das Trefferfeedback hinkt "Doom" & Co deutlich hinterher. Dazu verhalten sich die Gegner wie Moorhühner. Selbst gegen Ende hin konnte ich mich im Schwierigkeitsgrad "Normal" locker durch ihre Reihen ballern. Deshalb macht es meiner Ansicht am meisten Spaß, wenn sich die Spieler auf ihre Cyber- und Schleichfähigkeiten konzentrieren. Heimlich, still und leise entfaltet das Spiel seine ganzen Stärken.

Mit "Phantom Liberty" löst CD Projekt Red endlich das Versprechen ein, das sie schon beim Hauptspiel gaben. Der Spionage-Thriller ist spielerisch wie technisch ausgereift und bietet eine umfangreiche und nachdenklich machende Geschichte. Die Zukunftskritik an gesellschaftlichen Entwicklungen und Transhumanismus ist in "Phantom Liberty" deutlicher ausgearbeitet als im Hauptspiel.

"Cyberpunk"-Fans freuen sich zudem auf eine Rundumerneuerung des viel gescholtenen Titels, die kaum Wünsche offen lässt. Neue Nebenmissionen und andere spielerische oder kosmetische Verbesserungen rechtfertigen einen kompletten Neustart des Spiels. "Cyberpunk 2077" wird dadurch zwar nicht zu einer komplett neuen Spielerfahrung, aber insgesamt ist das Spiel runder und ausgereifter.

"Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" erscheint am 26. September für Windows (GOG, Steam), PS5 und Xbox Series. Es kostet ca. 30 €. USK ab 18. Für unseren Test haben wir das Spiel mit der Windows-Version auf GOG durchgespielt. Das Spiel benötigt eine SSD.

(dahe)