Was ist ein Proxy-Server?

Wenn es um Anonymisierung im Internet geht, fällt gelegentlich der Begriff „Proxy“. Doch worum handelt es sich dabei?

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(Bild: FlashMovie/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Cornelia Möhring
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Auch wenn viele User glauben, dass ein falscher Name reicht: Das Internet ist alles andere als anonym! Durch die IP-Adresse des Internet-Anschlusses sind Anwender nämlich ganz einfach rückverfolgbar. Auch Cookies helfen dabei, einen Rechner im Internet als solchen zu identifizieren - insbesondere, wenn sie von Diensten wie Google oder Facebook stammen. Während sich Cookies aber leicht löschen lassen und moderne Browser immer über eine Option verfügen, diese generell abzuweisen, ist die Verschleierung der IP-Adresse deutlich komplexer. Für eine effektive Anonymisierung ist es also zwingend nötig, die IP-Adresse zu verschleiern.

IP-Adressen haben aber auch noch zwei andere Nachteile: Da das Internet ein riesiges Netzwerk ist, kann ein Angreifer die IP-Adresse verwenden, um gezielt Angriffe auf den Router oder die dahinter liegenden PCs zu fahren. Das ist technisch aufwändig, aber keineswegs unmöglich. Und sogenannte Geoblocking-Funktionen verhindern, dass bestimmte Websites und Inhalte aufgerufen werden können. Auch hier kann eine Anonymisierung der IP-Adresse helfen. In aller Regel gibt es drei Möglichkeiten: Den kostenlosen Tor-Browser, ein kostenpflichtiges VPN oder eben einen Proxy-Server. Gemeinsam haben alle drei Technologien, dass sie den Datenverkehr über andere Server umleiten und so die IP-Adresse des eigentlichen Nutzers verschleiern.

Proxy-Server sind dabei die älteste Methode, den Internet-Verkehr deutlich anonymer zu gestalten. Internet-Veteranen werden sich erinnern, dass im Analogmodem-Zeitalter Proxy-Server standardmäßig eingerichtet werden mussten. Dabei handelte es sich um Provider-Proxys, die vor allem einem Zweck dienten: Den damals lahmen Internetverkehr deutlich zu beschleunigen, indem Daten von Websites zwischengespeichert wurden. Deshalb auch der Name „Proxy“ von lateinisch „Proximus“: Der nahe Liegende. Rief man damals etwa www.heise.de auf, schaute der Proxy-Server erst, ob er die Seite oder den Download nicht schon gespeichert hatte – und lieferte die Inhalte dann mit reduzierten Ladezeiten und Signalwegen deutlich schneller an den PC aus. War die Seite nicht gespeichert, rief der Proxy die Seite ab, um sie anschließend auszuliefern. Positiver Nebeneffekt: Der angesteuerte Webserver konnte nicht die IP-Adresse des anfragenden Rechners sehen, sondern nur die des Proxy-Servers. Das Resultat ist eine Anonymisierung. Bis heute funktionieren Proxys auf diese Weise.

Natürlich ist der Provider-Proxy eine denkbar schlechte Wahl, wenn es um Anonymisierung geht, da der Provider ja vermutlich Buch darüber führt, wer wann was abgerufen hat. Deshalb sind die Provider-Proxys in Zeiten schneller Internetverbindungen eigentlich nicht mehr relevant, obwohl sie in vielen Fällen noch in Betrieb sind. In Sachen Anonymisierung sind freie Proxy-Server interessanter, die sich am besten im Ausland befinden: Durch diese Umleitung wird eine ermittlungstechnische Nachverfolgung schwierig, zudem kennt ein solcher freier Proxy bestenfalls die IP-Adresse seines Benutzers und sonst nichts. Dadurch kann er als Anonymisierungslösung dienen: Der ausländische Server ruft die Daten für den Nutzer ab, der Nutzer bleibt als einer von vielen hinter dem Proxy anonym. Das Problem dabei: Freie Proxy-Server sind extrem schwer zu finden.

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum Proxys für diese Art der Anonymisierung weiterhin relevant sind. Mit VPN und Tor gibt es deutlich elegantere Lösungen. Die Antwort ist einfach: Tor anonymisiert zunächst nur innerhalb des Tor-Browsers, eine Umleitung des gesamten Internetverkehrs über das sogenannte Onion-Netzwerk ist technisch komplex und vor allem langsam. VPN-Dienste sind hier besser aufgestellt: Sie anonymisieren den gesamten Netzwerkverkehr und sind wesentlich schneller. Allerdings sind sie auch kostenpflichtig und der VPN-Anwender kennt die persönlichen Daten seiner Nutzer, die er schlimmstenfalls an Ermittlungsbehörden übergeben muss. Genau hier kommen Proxy-Server ins Spiel: Die Einrichtung ist simpel, der Anonymisierungs-Effekt groß – und die Server sind zumeist kostenlos.

Technisches Know-How wird für die einfachste Form der Proxy-Nutzung nicht benötigt, den sogenannten Web-Proxy, der Website-Aufrufe anonymisiert: Es gibt zahlreiche Websites im Netz, wie diesen Service anbieten, darunter Dienste wie Hidemyass, Anonymouse, HideMe oder Webproxy: Sie besitzen ein Eingabefeld für eine URL, diese wird anschließend über den Proxy des Anbieters aufgerufen. Der Anwender bleibt für die Website in diesem Setting unsichtbar.

Hinzu kommt: Jedes Betriebssystem und jede Online-Anwendung besitzt Proxy-Einstellungen, wodurch Proxy-Server ohne jede Neuinstallation von Software verwendet werden können. Ist ein Proxy bekannt, muss er nur für die Verbindung oder das Programm eingerichtet werden, schon läuft der Internetverkehr über diesen Proxy-Server. Das größte Problem an dieser Stelle ist allerdings, einen zuverlässigen und schnellen Auslands-Proxy zu finden. Zwar gibt es im Netz diverse Websites, die aktuell verfügbare Proxys anzeigen, sogenannte Proxy-Listen. Allerdings sind die hier angezeigten Proxys oft langsam oder unzuverlässig. Herausfinden lässt sich das leider nur, indem der Proxy eingepflegt wird.

Unter dem Strich sind freie Proxy-Server eine handliche und kostenlose Möglichkeit, den Internetverkehr zu anonymisieren. Allerdings gibt es auch handfeste Nachteile: So sind die entsprechende Proxys in aller Regel überlastet und sehr, sehr langsam. Statt stundenlang nach funktionierenden Proxys zu suchen, bietet es sich daher an, direkt auf ein VPN zu setzen: Das mag mit rund 10 Euro im Monat zwar nicht ganz günstig sein, bietet aber zuverlässigen Schutz bei maximaler Erreichbarkeit und Geschwindigkeit.

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(como)