Deutsche Gasversorgung: Stadtwerke unter Druck, Gasnetze müssen zurückgebaut werden

LNG-LPG-Pipeline-System an einer Erdgasstation für effiziente Energieversorgung

LNG- und LPG-Pipeline-System an einer Erdgasstation sichert die Energieversorgung in Deutschland.

(Bild: Audio und werbung / Shutterstock.com)

Rückbau der Gasnetze notwendig, Kosten steigen für Verbraucher. Transformation erfordert Anpassungen und Investitionen in nachhaltige Energiequellen.

Die deutsche Erdgasversorgung war nach dem Ende des lokal erzeugten Stadtgases ganz auf flexible Pipelineversorgung zunächst aus den Niederlanden, später aus Russland und Norwegen ausgerichtet. Nur Norwegen blieb übrig, nachdem aus Russland kein Gas mehr gewünscht und das Gasfeld in Groningen wegen förderbedingter Erdbeben geschlossen wurde.

Volatile Elemente in der Gasversorgung

So wurde aus einer sicheren Gasversorgung innerhalb kürzester Zeit eine Ansammlung höchst volatiler Elemente. Das fängt beim Wetter an und hört bei der Preisgestaltung und Verfügbarkeit auf dem Weltgasmarkt noch lange nicht auf. Dort kann das per Schiff transportierte Gas dank der technischen Möglichkeiten wie beim Öl auch kurzfristig den Zielhafen wechseln, wenn ein anderer Käufer mehr bietet.

Die an langfristige Gaslieferverträge gewohnten Gasversorgungsunternehmen, die im Zuge der Rekommunalisierung zunehmend von den Kommunen als Teil der Daseinsvorsorge übernommen worden waren, standen nun vor einem Problem.

Aus Angst, in einem kalten Winter nicht genügend Gas zur Versorgung ihrer Kunden zu haben und bei Bedarf nicht schnell genug am Markt nachkaufen zu können, schlossen sie Lieferverträge ab, als die Preise zu Beginn des Ukraine-Krieges hoch waren.

Hohe Preise und Kundenabwanderung: Die Herausforderungen kommunaler Gasversorger

Das Problem, dass kommunale Gasversorger zu hohe Preise verlangen und mit der Abwanderung von Kunden zu günstigeren Anbietern zu kämpfen haben, ist nicht wirklich neu, sondern war bei der Liberalisierung des Gasmarktes politisch gewollt.

Auch in der aktuellen Marktsituation, in der die Gaspreise auf dem Weltmarkt wieder gefallen sind, hat so manches Stadtwerk, das bisher nur Gas verteilt hat, das Problem, dass es mangels eigener Speicher jetzt mit Verlust verkaufen muss. Wer über längere Netze verfügt, kann zumindest einen Teil der überschüssigen Gasmengen im Rahmen der Netzatmung zwischenspeichern und muss nur die Beschaffungskosten zwischenfinanzieren.

Die anfallenden Kosten müssen entweder die Kommunen als Eigentümer oder die Endkunden tragen. Der Konsum darf jedoch von den Kommunen nicht über Kredite finanziert werden und führt zu Steuer- oder Preiserhöhungen.

Die Kosten des Rückbaus der Gasnetze

Sowohl die verbesserte Wärmedämmung von Gebäuden als auch die zunehmende Elektrifizierung mithilfe von Wärmepumpen, die Umweltenergie nutzen, führen zu einem Rückgang des Gasverbrauchs. Wenn immer weniger Kunden Gas aus den bestehenden Leitungen benötigen, müssen die Kosten auf die verbleibenden Kunden umgelegt werden. Es ist einfache Mathematik, dass dann die Leitungskosten für den Einzelnen steigen.

Die Zukunft der Gasinfrastruktur im Zeichen des klimaneutralen Heizens

Nachdem mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und dem Wärmeplanungsgesetz die Weichen für ein klimaneutrales Heizen gestellt wurden, darf die Frage nach der veralteten Gasinfrastruktur nicht aufgeschoben werden.

Mittelfristig wird die Gasinfrastruktur nur noch zur Versorgung der Gaskraftwerke benötigt, die jetzt als netzdienliche Anlagen zur Sicherstellung der Stromversorgung ausgeschrieben werden, solange der Ausbau von Stromspeichern für den industriellen Strombedarf aus politischen Gründen bisher nicht in Gang gekommen ist.

Transformation der Gasverteilnetze: Die Pläne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

Im sogenannten "Green Paper. Transformation Gas/Wasserstoff-Verteilnetze" hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz dieser Tage seine Vorstellungen zur Transformation der Gasverteilnetze dargelegt. Dort heißt es gleich zu Beginn:

Dem aktuellen Ordnungsrahmen liegt der Gedanke zugrunde, dass ein bestehendes Erdgasnetz auf unbestimmte Zeit zur Versorgung von Kunden genutzt werden wird bzw. jedenfalls solange, wie die angeschlossenen Kunden weiterhin Gas beziehen und sich ggf. auch neue Kunden an das Netz anschließen wollen. Vor diesem Hintergrund müssen Anpassungen am Ordnungsrahmen frühzeitig geprüft werden, um den geänderten Prämissen (keine leitungsgebundene Erdgasversorgung ab dem Jahr 2045) Rechnung zu tragen.

Bei einem zunehmenden Rückgang der leitungsgebundenen Gasversorgung ist zugleich die kontinuierliche, bezahlbare Energieversorgung der Endverbraucher zu sichern und zu gewährleisten, dass die Verteilernetzbetreiber und Verbraucher nicht überfordert und die Interessen der Kommunen berücksichtigt werden. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass die in der Versorgung mit Wasserstoff liegenden wirtschaftlichen Chancen bestmöglich genutzt werden können.

Betreiber von Gasversorgungsnetzen sollen künftig neue Netzanschlüsse ablehnen oder auch Bestandskunden kündigen können, wenn der wirtschaftliche Betrieb eines Gasversorgungsnetzes nicht mehr gewährleistet ist. Mit der Neufassung der entsprechenden Gesetze möchte das Wirtschaftsministerium EU-Vorgaben umsetzen.

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