iX 11/2017
S. 56
Titel
Mixed Reality II
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Anwendungsentwicklung für Microsofts HoloLens

Den Durchblick haben

Das MixedRealityToolkit und der Unity-Editor erleichtern die Entwicklung von Mixed-Reality-Anwendungen für Microsofts HoloLens.

Head-Mounted Displays (HMDs) stehen Entwicklern bereits seit längerer Zeit zur Verfügung und bieten einen Einstieg in die Virtual-Reality-Programmierung. Viele implementieren damit virtuelle Welten, die man mit Oculus, HTC Vive, Samsung Gear VR oder Google Daydream erleben kann.

Für Mixed Reality, also die Verknüpfung der realen Welt mit digitalen Inhalten, gibt es bisher nur wenige Brillen. Neben der Epson BT300, die jedoch nur eingeschränkte Sensorik besitzt, steht besonders Microsofts HoloLens als Referenz für ein Mixed-Reality-HMD. Kaum ein anderes Gerät schafft es, die Entwickler zur gleichen Zeit so zu begeistern und zu ernüchtern, wie die halbtransparente Brille aus Redmond.

Seit Herbst letzten Jahres ist die MR-Brille für Entwickler in Deutschland erhältlich. Dieser Artikel basiert auf den Erfahrungen der Autoren bei der Entwicklung verschiedener HoloLens-Anwendungen als Technikdemonstrationen für unterschiedliche Messen und Konferenzen.

Ergänzte und gemischte Welten

Zurzeit bestehen bei der Verwendung des Begriffs Mixed Reality einige Unklarheiten, da Microsoft mit den gerade angekündigten VR-Brillen von Acer, Dell, Samsung, Lenovo und ASUS den Begriff „Windows Mixed Reality“ für dieses Referenzdesign eingeführt hat (siehe dazu den Artikel „Denkbar“ auf Seite 54). Allerdings hatte bereits 1994 der kanadische Wissenschaftler Paul Milgram ein Kontinuum definiert, in dem virtuelle und reale Anteile einer Umgebung in beliebigen Dosierungen existieren können [1].

Augmented Reality ist in dieser Sichtweise die Ergänzung der überwiegend realen Welt durch wenige digitale Inhalte. Virtual Reality als rein digitale Variante wäre per wissenschaftlicher Definition kein Teil der Mixed Reality. Microsoft erweitert jedoch die ursprüngliche Sichtweise auch auf nicht visuelle Elemente wie 3D-Audio, Haptik oder generelle Informationen wie Position, Tiefeninformationen oder Benutzerlokalisierung, solange diese einen konkreten Bezug zur Realität haben.

Da die neuen VR-Brillen auch Informationen über die Umgebung besitzen, betrachtet Microsoft sie als Teil des Mixed-Reality-Kontinuums. Ob sich diese in sich schlüssige Sichtweise durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, da die Begriffe bereits auf breiter Front anders benutzt werden.

Mit Augmented Reality können virtuelle Objekte reale Umgebungen ergänzen (Abb. 1).

Mit der HoloLens hat sich das Redmonder Unternehmen in einen Bereich vorgewagt, der für den typischen Softwareentwickler digitaler Medien bislang eher eine untergeordnete Rolle spielte. Mixed Reality Devices in Form von HMDs waren in der Vergangenheit besonders als Forschungsobjekt für den Einsatz beim Militär oder in der Raumfahrt bekannt. In Kinofilmen und TV-Serien ist MR bis heute ein beliebtes Thema. Immer wieder bekommt man darin Helme, Brillen oder Kontaktlinsen zu Gesicht, die die Wahrnehmung der Protagonisten durch virtuelle Einblendungen über der realen Welt erweitern.